Unterwegs in Island – wie einst die alten Wikinger!
Als die Wikinger ab dem 9. Jahrhundert Island besiedelten, hatten sie nur ein einziges Fortbewegungsmittel an Land: ihre Pferde, die sie mitbrachten! Nur dank der robusten Tiere war es möglich, die Insel zu erkunden und sich an allen günstigen Standorten niederzulassen. Sogar das raue Hochland ließ sich auf dem Rücken der Pferde durchqueren. Sogenannte Hochlandpisten etablierten sich: auf diesen Routen, zwischen den Gletschern gelegen, war es Isländern möglich aus allen Landesteilen möglich, innerhalb von 10 Tagen zur Parlamentsstätte zu reiten. Noch heute erfreuen sich diese Pisten im Sommer großer Beliebtheit, v.a. bei Allradfahrern in Superjeeps. Doch auch klassisch zu Pferde ist die Überquerung nach wie vor möglich und ein unglaubliches Erlebnis für alle, die das Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde suchen.
Wir haben uns die sog. Kjölur-Piste ausgesucht, 6 Tage im Sattel, insgesamt 220 km mit Tagesetappen bis zu 47 km. Durchhaltevermögen ist gefragt, gilt es doch bei jedem Wind und Wetter das nächste Quartier zu erreichen. Mehrmals täglich wird Pferd gewechselt, entsprechend viele ‚Wechselpferde‘ müssen als freilaufende Herde mitgeführt werden. Das allein schon ist ein Erlebnis und lässt „Wildpferde-Feeling“ aufkommen. Unglaublich ist, über welches Gelände die trittsicheren Tiere in rasantem Tempo tölten können. Das bringt selbst erfahrene Islandpferde-Reiter immer wieder zum Staunen! Der Tölt ist die besondere vierte Gangart der Islandpferde, die den Reiter sehr bequem auch lange Strecken im Sattel zurücklegen lässt. Eine Hälfte des Reitertrupps geht voraus und zeigt den Weg, dann folgt die freilaufende Herde nach. Nicht immer ganz einfach, diese unter Kontrolle zu halten, denn die Herde darf auf keinen Fall neben die Reiter kommen oder diese gar überholen. Ganz zum Schluss folgt mit etwas Abstand dann die 2. Hälfte der Reiter, die die Herde von hinten zusammenhalten und ggf. antreiben muss. Letzteres entfällt gewöhnlich am letzten Tag der Tour, wenn es nur mehr bergab und ins grüne Tal mit üppigen Wiesen geht. Dann bleibt kein Pferd freiwillig im Hochland zurück! Alles in allem lässt sich sagen: so ein Wanderritt ist ein Erlebnis der besonderen Art, das die Entstehung des Islandpferdes und seine wahren Fähigkeiten deutlich macht – und was die Menschen diesen zähen Geschöpfen alles zu verdanken haben. Aber eines muss schon gesagt werden: so ganz ohne Reiterfahrung und entsprechendes ‚Sitzfleisch‘ wäre der Ritt sicher keine reine Freude – die Wikinger hatten wohl beides!
Mückennetze sind genauso wichtig, wie gute Regenausrüstung dabei zu haben!
Entlang einer Schlucht, die schon einen Wasserfall erahnen lässt…
Letzte kurze Rast im „Grünen“
Das Umland wird schon karger
Ausreißer oder Nachzügler gibt es immer wieder
bei solchen Quellflüssen mit frischem Grün ist es besonders schwierig, die Herde weiterzutreiben!
gibt es geeignete Weideflächen, dürfen alle fressen – die Reiter umzingeln dabei die Herde
1 Kommentar
Schönes Thema, das auch eine umfangreiche Reportage im GEO Format wert wäre mit solch schönen Bildern. Auch wenn man selbst kein Pferdesportler ist, liest man so etwas gerne.