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Ukraine-Krieg rückt auch möglichen atomaren Notfall stärker ins Bewusstsein

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Berlin, Deutschland

Der Ukraine-Krieg hat auch einen möglichen atomaren Notfall stärker ins Bewusstsein der deutschen Bevölkerung gerückt. In einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage im Auftrag des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) gaben 63 Prozent der Befragten an, eine mögliche radioaktive Belastung durch Atomkraftwerke nach einem Unfall beunruhige sie sehr. Knapp die Hälfte der Menschen vertraut darauf, dass der Staat sie im Fall eines Akw-Unfalls schützen wird.

BfS-Präsidentin Inge Paulini erklärte, in den ersten Wochen des Angriffskriegs von Russland auf die Ukraine hätten das Bundesamt viele Fragen erreicht. „Oft wollten Menschen wissen, welche Schutzmaßnahmen in Deutschland bei einem Zwischenfall in der Ukraine ergriffen werden müssten.“ Laut der Umfrage wissen nur zwei von zehn Befragten, wie sie sich bei einem möglichen Unfall in einem Atomkraftwerk verhalten sollten.

„Es ist unsere Pflicht, die Bevölkerung bestmöglich über Risiken und Schutzmaßnahmen zu informieren und Aufklärungsarbeit zu leisten“, erklärte Christian Kühn (Grüne), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesumweltministerium. „Wo Wissen fehlt, müssen wir die Lücken schließen.“

In der zum zweiten Mal nach 2019 veröffentlichten Studie nennen die meisten Befragten als wichtigste Informationsquelle im Fall eines nuklearen Notfalls das Internet, gefolgt von Fernsehen und Radio. An die öffentlichen Stellen in der Kommune, im Land oder auch an das BfS würden sich nur jeweils 13 Prozent der Befragten wenden.

Die Gesellschaft für Innovative Marktforschung befragte im Auftrag des BfS von April bis Mai dieses Jahres rund 2000 Menschen ab 16 Jahren zu ihrer Einstellung hinsichtlich Strahlung beziehungsweise ihrem Wissen hierzu. Bereits im November 2021 sowie im Januar 2022 fanden zudem Einzelinterviews und Gruppendiskussionen statt.

In den vergangenen Wochen hatte der wiederholte Beschuss des von russischen Truppen besetzten größten Atomkraftwerks Europas bei Saporischschja im Süden der Ukraine international große Besorgnis ausgelöst. Zuletzt wurde auch das zweitgrößte ukrainische Akw Piwdennoukrainsk beschossen.

Neben der Atomkraft sind demnach auch Mobilfunk- und UV-Strahlung in der Bevölkerung ein Thema. Mit 62 Prozent kommt ein Großteil der Menschen im Alltag nach eigenen Angaben am intensivsten über Mobilfunk mit dem Thema Strahlung in Berührung. Besorgnis ruft die Strahlung durch Mobilfunkgeräte und Mobilfunkmasten bei der Mehrheit eher nicht hervor. Nur sieben beziehungsweise neun Prozent äußern sich darüber sehr beunruhigt.

Beim Thema Sonne und UV-Strahlung kennen 78 Prozent der Befragten die Risiken. Allerdings schützt sich mit 46 Prozent nicht einmal jeder Zweite mit Sonnencreme. Über den jeweils aktuellen UV-Index, der bei der Risikoeinschätzung hilft, informiert sich die Mehrheit der Menschen trotz steigender Hautkrebszahlen nie.

Das Risiko durch Radon wird laut der Studie im Vergleich zu allen anderen abgefragten Strahlungsrisiken hingegen massiv unterschätzt. Elf Prozent der Befragten wissen gar nicht, ob das radioaktive Gas überhaupt eine Gefahr darstellt. Dabei ist Radon nach dem Rauchen eine der häufigsten Ursachen von Lungenkrebs.

hex/cfm

© Agence France-Presse

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