Der Artikel erschien zuerst am 27.März 2020.
Titelbild: BKA
Vor 25 Jahren wurde der Leichnam von Tristan Brühbach in einem Tunnel in Frankfurt-Höchst aufgefunden.
Bis heute ist der Fall nicht geklärt.
Ungeheure Brutalität eines psychisch gestörten Täters
Der Mordfall zum Nachteil des damals 13-jährigen Tristan Brübach, der am Donnerstag, dem 26. März 1998 in dem inzwischen verschlossenen, 1937 erbauten Liederbachtunnel in Frankfurt-Höchst ermordet aufgefunden wurde, ist nach wie vor einer der brutalsten Mordfälle der deutschen Nachkriegsgeschichte und vor allen Dingen eines der mysteriösesten Verbrechen, das in Deutschland je geschehen ist. Tristan kam aus einer schweren Kindheit. Die Mutter war schon einige Zeit früher verstorben, dem Vernehmen nach hatte sie Suizid begangen. Tristan lebte bei seinem Vater, der Alleinverdiener war.
Seit 22 Jahren versucht die zuständige Frankfurter Mordkommission, verstärkt seit 2007 die AG Tristan, den oder die Täter dingfest zu machen. Die Tat erschütterte damals den gesamten Rhein-Main-Raum.
Tristan Brübach war an diesem Tag mit Rückenschmerzen geplagt zur Schule gegangen und wollte danach zu einem Arzt gehen.
Die Tatausführung war von einer unbeschreiblichen Brutalität und von Verstümmelungen und der „Trophäenjagd“ des Täters geprägt.
Was sich am Tattag abgespielt hat, ist bis heute noch nicht klar. Es lässt sich nur mühevoll rekonstruieren. Auch, ob Tristan vielleicht seinen Mörder flüchtig oder doch näher kannte, als er ihn vermutlich im Liederbachtunnel, unterhalb des Höchster Bahnhofes traf. Dort saß er um etwa 13.45 und rauchte eine Zigarette. Dies wurde durch Kameras aufgezeichnet.
Was er in den nächsten, etwa zwei Stunden machte, nachdem er von einer Telefonzelle aus seinen Vater angerufen hatte, konnte nur bruchstückhaft rekonstruiert werden. Ein anderer Schüler sah Tristan auf seinem Nachhauseweg gegen 14:15-14:25 Uhr vor dem Höchster Bahnhof, als er alleine auf einer dortigen Bank saß.
Von <a href=“//commons.wikimedia.org/wiki/User:EvaK“ title=“User:EvaK“>EvaK</a> – <span class=“int-own-work“ lang=“de“>Eigenes Werk</span>, GFDL 1.2, Link
Denkbar sind viele Szenarien, die sich an diesem Tag abgespielt haben können. Der Mann auf dem Phantombild kann kein zufälliger Zeuge des Geschehens gewesen sein. Die beiden Männer, die immer wieder im Zusammenhang mit der Parkbank in der Bruno-Asch-Anlage gegen 15.20 Uhr, vor der Tat, mit dem Jungen gesehen wurden, können Drogenabhängige oder Männer aus der damalig schon existierenden Alkoholiker-Szene gewesen sein. Eine Zeugin beobachtete Tristan vor der Tat in der Begleitung eines unbekannten Mannes, zu dem später das Phantombild passte. Durch die Zeugin wurde auch offenbar, dass der Täter sich in der Umgebung auskannte, da sie meinte, dass sie den Täter mehrfach gesehen hatte. Dazu passt die später in dem von dem Täter zunächst mitgenommenen Rucksack aufgefundene tschechische stark benutzte Straßenkarte von Deutschland. Die Karte könnte einem der Obdachlosenszene um den Bahnhof in Höchst zugehörigen Person gehört haben. Vielleicht führten die beiden Unbekannten Tristan dem Täter zu. Eine Menge Gerüchte kursierten über das Opfer nach der Tat. Er sei auf den Kinderstrich gegangen, hätte mit Drogen gedealt, sei in schlechte Kreise geraten. Nichts davon konnte bewiesen werden.
Die Zeugin, deren Hund er gestreichelt hatte, sah die unbekannten Männer wohl nur noch von hinten, als sie sich mit ihrem Hund entfernte und dass Tristan in der Mitte zwischen den beiden Männern saß. Ob er sich hier schon bedroht fühlte, wurde nicht offenbar. Kurz darauf trafen sich der Mörder und sein späteres Opfer zwischen 15.30 und 15.45 am südlichen Tunneleingang in etwa 400 Meter Entfernung von der Parkbank.
Wie eine Schlachtung
Während der Obduktion Nr. 282/98 wurde offensichtlich, dass der Junge erheblich geschlagen oder getreten worden war, und von hinten wie im Schwitzkasten gewürgt wurde, bevor der Täter mit einem Schnitt durch den Hals sein Opfer fast enthauptete. Was sich in den Minuten der Tat abspielte: Mehrere Jugendliche, die auch die Abkürzung durch den dunklen Tunnel nehmen wollten, beobachteten jemanden, der über etwas, sie konnte nicht erkennen was, gebeugt stand und entschieden sich in dem Augenblick, einen anderen Weg zu nehmen. Wahrscheinlich beobachteten sie den Täter bei der Tat und realisierten diesen Umstand nicht. Diese Beobachtung deckte sich etwa mit der Tatzeit und dem Gesamtgeschehen, wie die Polizei anhand kriminaltechnischer Auswertungen rekonstruieren konnte.
Der Täter zog sein Opfer danach in den fast 100 Meter langen Tunnel, ehe er sein wie ein Ritual wirkendes Handwerk weiter fortsetzte, immer in der Gefahr. jeden Moment überrascht zu werden. In einem Schulheft wischte der Täter die Klinge ab, das Negativ des Küchenmessers blieb.
Die Turnschuhe Tristans stellte er quer auf die Beine der Leiche, als wollte er das, was er getan hatte, ungeschehen machen. Das Gesicht verdeckte er mit der Jacke des Jungen. Wahrscheinlich aus Hektik und weil er durch irgendetwas oder irgendwen massiv in der Ausführung der Tat gestört worden war unterlief ihm ein Fehler, als er den Rucksack des Jungen ausschüttete, in dem sich die Schulbücher befanden. Das Fragment eines blutigen Fingerabdrucks blieb zurück.
Danach verschwand er ungesehen, wahrscheinlich in nasser und blutverschmierter Kleidung.
Später informierte ein Jugendbetreuer die Polizei, nachdem er gegen 17.00 Uhr von Kindern über den Fund einer Leiche informiert worden war.
Es ist zweifellos klar, dass der Täter eine schwer gestörte Persönlichkeit war, als er aus der dann im Liederbach ausgebluteten Leiche nahezu fachgerecht die Hoden entnahm, Stücke des Muskelgewebes und weitere Drapierungen der Leiche am Tatort vornahm. Der Täter nahm laut dem ermittelnden Kommissar etwa 2 kg Fleisch des Jungen mit, was auf Kannibalismus hinweisen kann. Der Mörder hatte Tristans Kleidung heruntergezogen und setzte einen Schnitt oberhalb des Schambeines an. Diese Stücke, die er aus Tristan ausgelöst hatte, nahm der Täter mit. Das Verstümmelungs-und Verletzungsbild, das die Rechtsmediziner dann in einer mehrstündigen Obduktion feststellten, ist bisher einzigartig. Spätere Recherchen der Mordkommission in den USA und anderen Ländern ergaben keine sich „wiederholende Handschrift“ des Täters. Eine nie dagewesene Ermittlung wurde durch die zuständige Mordkommission in Bewegung gesetzt. Tausende Männer wurden zur Abgabe eines Fingerabdrucks vorgeladen. Doch der Täter, wahrscheinlich ein junger blonder Mann mit Pferdeschwanz, blieb unbekannt.
Der von mehreren Zeugen beschriebene Mann soll zwischen dem Liederbachtunnel und der an der Bahnlinie damals angrenzenden Kleingartensiedlung in diesem Zeitraum noch weitere Opfer gesucht haben.
Tage später der Telefonanruf bei der Polizei in Frankfurt:
Am 2. April 1998 erreichte ein Telefonanruf eine Frankfurter Anwaltskanzlei. Dort wurde von dem Anrufer behauptet, dass er Mist gebaut hätte. Die Sekretärin gab dem Anrufer eine Telefonnummer einer auf Strafrecht spezialisierten Kanzlei, dort meldete sich der Unbekannte nicht wieder.
Der Rucksack von der Firma Fishbone in der Farbe schwarz wurde etwa ein Jahr danach 35 km entfernt in einem Waldgebiet, nahe Niedernhausen, aufgefunden. Darin die bereits erwähnte Strassenkarte aus der Tschechei und ein blauer Müllsack, aber keine Anzeichen von Leichenteilen. Ein Zeuge meinte. den Rucksack schon eine ganze Zeit vorher gesehen zu haben.
Mehr als ein Jahr nach dem Tod von Tristan wurde dessen Grab ausgehoben, sehr ordentlich, und die Erde auf eine Plastikplane geschaufelt. Vielleicht waren es Satanisten, vielleicht auch der Täter, der seinem Ritual nicht nachkommen konnte, als er bei der ursprünglichen Tatbegehung gestört wurde.
Manfred Seel, der spätere Serienmörder, der erst nach seinem Tod als dieser enttarnt wurde, als seine Tochter im heimischen Schwalbach im Taunus in einer Garage in Fässern Leichenteile auffand, schied 2016 als Täter Tristans aus. Nach dem erfolglosen Versuch, an der Klarinette Seels Fingerabdrücke zu nehmen, um diese mit denen vom Tatort im Liederbachtunnel zu vergleichen, wurde selbst die Leiche des mutmaßlichen Serienmörders nochmals obduziert. Die Fingerabdrücke passten nicht.
Tristans Vater verstarb 2015. Es hat sich aber eine Interessensgemeinschaft zusammengetan, die die Erinnerung an Tristan erhalten will. Zur Webseite
Daher fragen das Bundeskriminalamt und die Mordkommission in Frankfurt:
Wer hat am Tattag Beobachtungen gemacht und sich der Polizei noch nicht oder nicht vollständig mitgeteilt?
Wer kannte Tristan oder Personen aus seinem Umfeld?
Wer hat eine bestimmte Person als Täter in Verdacht?
Auffällig könnte zum Beispiel sein, dass jemand sein Verhalten geändert, sich verdächtig geäußert oder ohne erkennbaren Grund sein gewohntes Lebensumfeld verlassen hat (Flucht).
Ein Abschnitt der Tat fand vermutlich im Liederbach statt. Hose und Schuhe des Täters könnten daher zumindest teilweise durchnässt worden sein. Wem ist am Tattag eine Person mit durchnässter und/oder blutbefleckter Kleidung aufgefallen?
Täterbeschreibung laut Phantombild
ca. 175 cm groß
Um 1998 ca. 20 bis 30 Jahre alt (heute zwischen ca. 40 und 60 Jahre alt)
ungepflegte Gesamterscheinung
blasses Gesicht
schlanke – sogar als hager bezeichnete – Gestalt
Narbe im Bereich der Oberlippe, möglicherweise
„Hasenscharte“(Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte)
Dunkelblonde, fettige, längere Haare, die als Zopf bzw. Pferdeschwanz getragen werden bzw. wurden
Die Kriminalpolizei Frankfurt bittet daher Personen, die den dargestellten und beschriebenen Mann kennen, sich beim Fachkommissariat für Tötungsdelikte (K 11), Telefonnummer 069-75551108, oder bei jeder anderen Polizeidienststelle zu melden. (Jürgen Linker, 069-75582100)
Für Hinweise, die zur Ermittlung und Ergreifung des/der Täter(s) führen, hat die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main eine Belohnung in Höhe von 15.000,- Euro ausgesetzt. Die Zuerkennung der Verteilung erfolgt unter Ausschluss des Rechtsweges. Die Belohnung ist nicht für Amtspersonen bestimmt, zu deren Berufspflicht die Verfolgung strafbarer Handlungen gehört.
Eine weitere Belohnung in Höhe von 5.000,– Euro ist von einer Privatperson ausgelobt worden, die zeitlich unbegrenzt gültig ist.
Hinweise an die Mordkommission Frankfurt:
Tel. +49 (0) 69 – 755 51108 (Bürozeiten)
Tel. +49 (0) 69 – 755 53111 (Kriminaldauerdienst)
oder jede andere Polizeidienststelle