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Archäologie

Tatort Ötztaler Alpen

Ötzi war der Wanderer zwischen den Welten. Einer der wenigen, dessen Geschichte auch in die Neuzeit überliefert wurde. Eher zufällig wurde der Mann aus dem heutigen Grenzgebiet zwischen Österreich und Italien zur Mumie.

Gefunden wurde er von Wanderern am Tisenjoch, in den Ötztaler Alpen, am 19. September 1991. Es schälte sich aus dem Eis und einem kleinen Teich ein menschlicher Körper, der erst für den eines vermissten Bergsteigers gehalten worden war. Erst gerichtsmedizinische Untersuchungen in Österreich und Italien entzauberten die Mumie.

Durch glückliche Umstände gelang es, seine sterblichen Überreste noch nach tausenden von Jahren, nach einer Eisschmelze, an dem späteren Fundort vorzufinden.

Ötzi ist das Synonym für die Magie der Archäologie. Eigentlich ein Zeitreisender, wie es kaum einen Zweiten gibt.
Bei Auffinden war der kleine hagere Mann, der nur noch aus einem vergilbten Körper zu bestehen schien, eine außergewöhnliche Weltsensation.

Jeder wollte den Mann sehen, der in grauer Vorzeit ums Leben kam. Selbst mit dem 3D-Drucker wurden aus Harz zahllose Ötzis in späteren Jahren gefertigt. Die Modelle traten ihre Siegeszüge durch die Museen dieser Welt an.

Tisenjoch, ms/kasaan media, 2018

Über Ötzi, sein unmittelbares Lebensumfeld und die Umstände seines Todes ist viel geschrieben worden. Er starb an einem Pfeil, der ihn wohl in den Rücken traf. Ötzi war nicht das erste Mal in dem Tal, so viel steht auch mehr als 5000 Jahre nach seinem Ableben fest. Er sah bärbeißig und zerzaust aus. Er war mit mehr als 60 Tätowierungen schon ein Exponat der Zeit. 
Sein später durch Kriminaltechniker rekonstruiertes Gesicht wirkt freundlich, wenn auch fremd.

Viele fragen sich, was für eine Sprache sprach der Mann, wenn er dann in diesem dünn besiedelten Gebiet wanderte, vielleicht jagte?
Wahrscheinlich eine indo-europäische Version mit allen für eine Sprache wichtigen Merkmalen.
Wohin wollte er, woher kam er?
Fragen, die uns in Beiträgen der nächsten Monate beschäftigen werden.

Einen Raubüberfall auf Ötzi schloss die nachfolgende Untersuchung aus. Damals war es Neid, der die Menschen zu solchen Taten verleitete. Das spätere Opfer besass für die damaligen Tage ein besonders wertvolles Kupferbeil, ein Messer und einen Feuerstein.

Ötzi war der Vertreter einer Generation, einer Gesellschaft, die uns heute fremd vorkommt. Und doch, es waren unsere Vorfahren, die damals in kleinen Siedlungen nahe Seen lebten, vom Fischfang, der Jagd und dem ersten Ackerbau. Jäger und Sammler, die sich in Großfamilien zusammengeschlossen hatten, lebten in der Zeit in ständiger Angst von einer der anderen Familien überfallen zu werden. Wilde Tiere und Infektionen, Krankheiten aller Art, rafften die Menschen schon vor dem vermutlichen Alter des Eismannes Ötzi dahin, der auf einem Plateau an einem Hang starb, namenlos und vergessen für viele Jahre im ewigen Eis.
Sicher war er nicht arm. Lederschuhe, die mit Gräsern gefüllt waren, erzeugten auch damals das Wohlgefühl der Wärme in den Höhen des Similauns.

Ötzi litt unter einer ganzen Reihe von Krankheiten, die ihn sicherlich über kurz oder lang auch dahingerafft hätten. Darunter diverse Darmparasiten und Karies, das damals tödlich werden konnte. Wer dachte schon an einen Bohrer oder Zahnersatz.
Zudem hatte er eine gebrochene Schulter, eine verletzte Hand, vielleicht durch einen Kampf, den er kurz vor seinem Tod im Tal ausgetragen hatte. Diverse Blutergüsse zierten den muskulösen Körper des Mannes, der dann in der Einsamkeit verblutete.
Ötzi hatte die eigentliche Lebenserwartung überschritten, die damals erreicht werden konnte. Er war über 40 Jahre alt.
Sein letztes opulentes Mal: Steinbockfleisch, Äpfel und diverses Getreide standen noch kurz vor seinem Tod auf dem Speiseplan.

Ötzi ist nicht nur ein Wanderer zwischen den Welten gewesen, sondern auch ein Ausdruck einer Zeit, die uns verschlossen bleibt.
Wir wollen in den nächsten Monaten die Zeit um Ötzis Tod ergründen, das Zusammenleben der Menschen im Europa der Tage. Wir wollen der Zeit von Ötzi ein Gesicht geben.

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1 Kommentar

Dennis 10. September 2019 at 16:16

Da bin ich gespannt! Freue mich schon mehr zu lesen!

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