Quell: Frankfurt.de
Das Stadtportal Frankfurt.de meldete einen gruseligen Fund unter einer Grundschule in einem Frankfurter Stadtteil , doch die erklärung, wie die 59 Skelette in den Boden kamen, war einfach.
Die Aufregung war groß, als bei Erdarbeiten in der Frankfurter Michael-Ende-Schule in der Assenheimer Straße 40 menschliche Gebeine gefunden wurden. Sowohl die Mordkommission als auch das Amt für Bodendenkmalpflege wurden verständigt.
Polizei und Archäologie arbeiten in Frankfurt am Main Hand in Hand – das ist Routine. Beide Behörden treffen sich immer dann am Fundort, wenn menschliche Skelette unter dubiosen Umständen im Stadtgebiet gefunden werden. Wie alt die Leiche ist, unter welchen Umständen sie gestorben ist und wer für ihre Bergung zuständig ist, muss gemeinsam geklärt werden. In manchen Fällen lassen sich diese Fragen schnell beantworten. Zum Beispiel, wenn der Tote eine moderne Zahnbehandlung erhalten hat oder das Skelett kaum oder gar nicht im Boden eingebettet ist. Dann ist die Mordkommission gefragt.
In der Rödelheimer Grundschule ist der Fall jedoch ein ganz anderer. Die Skelette liegen in sorgfältig angelegten Gräbern. Die Gräber bilden gleichmäßige Reihen. Unter dem heutigen Schulhofniveau liegen die Gräber 95 bis 155 Zentimeter tief. Die Bestattung der Toten erfolgte also in der üblichen Weise. Ein Blick auf alte Karten zeigt: Hier befand sich einst der alte Rödelheimer Friedhof. Damit ist die städtische Bodendenkmalpflege zuständig. Sofort begannen die Ausgrabungen unter der örtlichen Leitung des Grabungstechnikers Michael Obst.
Gefunden wurden 59 Gräber auf einer Fläche von 180 Quadratmetern. Die Verstorbenen wurden in Särgen auf dem Rücken liegend beigesetzt, die Bestattungen sind alle christlich. Mit gefalteten Händen wurden alle nach christlichem Ritus bestattet. Dem Glauben entsprechend fehlen Beigaben. Zahlreiche Stecknadeln, vermutlich von Leichentüchern, konnten dank des aufmerksamen Blickes des Grabungsteams dokumentiert werden. Einigen Verstorbenen wurden persönliche Gegenstände wie eine Haarspange aus Bein mit ins Grab gegeben. Die ersten Funde datieren die Gräber in das 19. Jahrhundert, also in die Endphase des Friedhofs. Jahrhundert, also in die Endphase des Friedhofs. Auf einer Karte von 1850 ist der Friedhof noch im Grundriss eingezeichnet, von 1878/1879 bis heute liegt der neu angelegte Friedhof Rödelheim an der Westerbachstraße, früher Sossenheimer Weg.
Auf den modernen Frankfurter Friedhöfen ist eine Ruhezeit von 20 bis 35 Jahren nach der Beisetzung vorgeschrieben, danach kann das Grab neu belegt werden. Auch im 19. Jahrhundert währte die Grabesruhe nicht ewig. Nach der Aufgabe eines ganzen Friedhofs – z.B. bei der Anlage eines neuen Friedhofs – wurde das großzügig bemessene Areal wieder für eine neue Nutzung frei. Auch in anderen Stadtteilen ist die Nutzung für einen Schulneubau und den dazugehörigen Schulhof belegt.
Leider ist es bei den aktuellen Grabungen nicht gelungen, den Standort der Lukaskirche nachzuweisen. Wann die Lukaskirche im Mittelalter erbaut wurde, ist nicht bekannt, sie wird ab 1372 urkundlich erwähnt und 1808 wegen Baufälligkeit abgerissen. Die Lage des Friedhofs konnte bei der aktuellen Ausgrabung eindrucksvoll dokumentiert werden, bei der nächsten Baumaßnahme ist die Archäologie wieder dabei.
Es ist davon auszugehen, dass die Toten auf dem nahe gelegenen Friedhof von Westhausen bestattet wurden.