Titebild: Emiliya Emilova
Der Mord an der Bulgarin Emiliya Emilova
Emiliya Emilova war eine 36-jährige Frau aus Bulgarien, deren Leben am 21. September 2014 ein tragisches Ende fand, als ihre Leiche im Vierwaldstättersee in der Nähe von Stansstad im Kanton Nidwalden, Schweiz, entdeckt wurde. Dieser Fall, der bis heute ungelöst ist, wird als einer der wenigen „Cold Cases“ des Kantons betrachtet und hat in den letzten Jahren erneut Aufmerksamkeit erregt, insbesondere durch die Wiederaufnahme der Ermittlungen im Jahr 2025 und die mediale Berichterstattung, unter anderem durch die TV-Sendung „Aktenzeichen XY … ungelöst“.
Emiliya Emilova stammte aus Bulgarien und hinterließ zwei Söhne, die zum Zeitpunkt ihres Todes minderjährig waren und heute etwa 22 und 25 Jahre alt sind. Sie kam 2013 erstmals in die Schweiz, angeblich mit der Aussicht, in einem Café zu arbeiten – eine Geschichte, die ihr von einem Mann namens Mehmed erzählt wurde, in den sie sich verliebt hatte. In Wirklichkeit wurde sie jedoch in die Prostitution gezwungen und arbeitete auf dem Straßenstrich im Ibach-Quartier in Luzern, einem Gewerbegebiet am Rande der Stadt. Mehmed, der als ihr Zuhälter agierte, blieb in Bulgarien und kontrollierte sie von dort aus, während sie ihr verdientes Geld an ihn weiterleitete. Emiliya hatte den Plan, mit ihren Einkünften eine Wohnung für sich und ihre Kinder in Bulgarien zu kaufen, und äußerte kurz vor ihrem Tod den Wunsch, aus der Prostitution auszusteigen und im Oktober 2014 in ihre Heimat zurückzukehren.Ihre Familie beschreibt sie als eine Frau, die trotz schwieriger Umstände für ihre Kinder sorgte. Ihr Vater und ihre Schwester, die im bulgarischen Dorf Sindel leben, berichteten, dass sie nach einer gescheiterten Ehe und der Trennung von ihrem Mann ins Elternhaus zurückgekehrt war, bevor sie verschwand und später von ihrer Arbeit in der Schweiz erzählte. Die Wahrheit über ihre Tätigkeit kam erst nach ihrem Tod ans Licht.
Emiliya wurde zuletzt in der Nacht vom 20. auf den 21. September 2014 gegen Mitternacht lebend gesehen, als sie auf dem Straßenstrich in Luzern arbeitete. Zeugen berichten, dass sie vermutlich mit einem Freier in Richtung eines Kreisels am Ende des Straßenstrichs ging. Danach verliert sich ihre Spur. Am Morgen des 21. September entdeckte ein Spaziergänger gegen 9:45 Uhr ihre Leiche im Vierwaldstättersee in der Harissenbucht nahe der Kehrsitenstraße in Stansstad. Die Umstände deuteten sofort auf ein Gewaltverbrechen hin: Emiliya war stranguliert worden – die Todesursache wurde als Ersticken infolge von Strangulation festgestellt. Ihr Oberkörper war unbekleidet, ihre Handgelenke und ihr Bauch waren mit grünem Draht gefesselt, und blaue Tragegriffe einer Migros-Einkaufstasche, die mit schwerem Material gefüllt war, waren an ihrem Körper befestigt – ein Versuch des Täters, die Leiche im See zu versenken, der jedoch scheiterte, als die Griffe abrissen.Verschwunden waren mehrere persönliche Gegenstände: ihre Oberbekleidung (vermutlich ein schwarzer Poncho oder eine Jacke), rote Schuhe, eine Handtasche mit Inhalt, ein Handy und ein kleiner silberner Ohrring. Diese Details könnten Hinweise auf den Täter liefern, sind aber bis heute nicht aufgetaucht.Trotz intensiver Ermittlungen, die über 150 Befragungen im Milieu von Freiern, Zuhältern und Prostituierten umfassten, sowie der Analyse von rund 5000 Seiten Verfahrensakten, konnte der Täter nicht identifiziert werden.
Die Kantonspolizei Nidwalden geht auf Basis einer operativen Fallanalyse davon aus, dass es sich um einen männlichen Einzeltäter handelt, der über Ortskenntnisse verfügte und spontan handelte. Der Tatort selbst ist unklar – es wird vermutet, dass Emiliya nach der Ermordung von einem anderen Ort zur Kehrsitenstraße gebracht und dort in den See geworfen wurde. Emiliyas Schwester Ginka glaubt, dass ihre Schwester ein Exempel statuieren sollte, weil sie aus der Prostitution aussteigen wollte und dies anderen Frauen erzählt hatte, die sie daraufhin bei Mehmed verraten haben könnten. Zu dieser Zeit geriet Mehmed auch ins Visier der Kantonspolizei Luzern, nachdem eine andere Frau sich einem Verein anvertraut hatte, was die Theorie eines gezielten Mordes stützt.Alternativ könnte sie einem gewalttätigen Freier zum Opfer gefallen sein, ohne dass ein größeres Motiv dahintersteckt.Zwei Männer, die am Abend vor der Tat auf dem Straßenstrich auffielen – einer muskulös mit Glatze, der andere schlank mit längeren dunklen Haaren – gelten als Personen von Interesse, konnten jedoch nicht identifiziert werden.
Ende 2024 wurde eine Sonderkommission gebildet, um den Fall neu aufzurollen. Mit modernen forensischen Methoden wie DNA-Phänotypisierung (zur Bestimmung von Merkmalen wie Haar- und Augenfarbe des Täters) hofft die Polizei auf neue Erkenntnisse. Am 26. März 2025 wurde der Fall in der Sendung „Aktenzeichen XY … ungelöst“ auf SRF 1 und im ZDF ausgestrahlt, um die Öffentlichkeit um Hinweise zu bitten. Eine Belohnung von 10.000 Franken wurde für entscheidende Informationen ausgesetzt.
Die Ermittler suchen insbesondere Antworten auf Fragen wie: Wer hatte Kontakt zu Emiliya in der Tatnacht? Wer bemerkte auffälliges Verhalten nach der Tat? Und wo sind ihre verschwundenen Gegenstände?Der Mord an Emiliya Emilova ist der einzige ungelöste Mordfall in der jüngeren Geschichte des Kantons Nidwalden. Für ihre Familie bleibt die Hoffnung, dass der Täter gefunden wird. Ihre Schwester sagte in einem SRF-Dokumentarfilm: „Ich finde erst Ruhe, wenn ihr Mörder gefasst ist. Dann werde ich zu ihrem Grab kommen und ihr sagen, dass sie ihn haben.“ Die Wiederaufnahme des Falls zeigt den Willen der Behörden, Gerechtigkeit für Emiliya und ihre Angehörigen zu schaffen, auch nach über einem Jahrzehnt.
Hinweise bitte an die Kantonspolizei in Nidwalden +41 41 618 44 66