Bildunterschrift:
Mutterseelenallein lebte Beatrix in einem Gehege in Baden-Württemberg. In freier Wildbahn hätte sie mit bis zu 100 anderen Berberaffen zusammengelebt. Doch in Deutschland wollte nicht einmal ihr Pfleger in ihre Nähe kommen. Bildrechte: AAP Fotograf: Patrick Müller
Letzte Woche hat AAP das Berberäffchen Beatrix vor einem Leben in Einsamkeit gerettet. Die Geschichte von Beatrix ist leider nur eine von vielen. Eine Positivliste, die geeignete Heimtiere definiert, könnte im Rahmen der aktuellen Revision des Tierschutzgesetzes erarbeitet werden. Das wäre das Ende des Leidens unzähliger exotischer Lebewesen wie Beatrix und die Lösung vieler Probleme für die Gesundheit und Sicherheit von Mensch und Tier.
Nach der Schließung des örtlichen Zoos wurde Beatrix, ein 20 Jahre alter Berberaffe, zurückgelassen und lebte viele Jahre lang in Einsamkeit. Nach dem Tod ihres Besitzers erbten Verwandte Beatrix und waren schockiert. In ihrer Trauer mussten sie sich plötzlich um ein so komplexes Wildtier kümmern. In ihrer Verzweiflung baten sie um Hilfe und wandten sich schließlich an AAP mit der Bitte um Aufnahme des Berberaffen. AAP konnte Beatrix und ihren Besitzern mit seiner Erfahrung in der Rettung und Rehabilitation von exotischen Säugetieren aus Privatbesitz oder der Unterhaltungsbranche helfen. „Dass Wildtiere wie Beatrix immer noch als Haustiere gehalten werden, schockiert mich. Wir haben uns entschlossen, sie so schnell wie möglich zu retten“, sagt David van Gennep, der Geschäftsführer von AAP.
Wild leben Berberaffen wie Beatrix mit bis zu 100 Artgenossen in Bergregionen Marokkos oder Algeriens. In der Realität musste sie sich jedoch in einem kleinen Gehege zusammenkauern, in dem es keinerlei soziale Kontakte gab. Das Alleinsein ist für einen so geselligen Affen eine Qual, die ihn zu einem unsozialen und aggressiven Tier gemacht hat. Das machte es schwierig, mit ihr umzugehen, denn sie wollte sogar Fachleute beißen, trotz ihres Alters und ihres starken Übergewichts. Zum Glück konnte sie sicher ins Tierkrankenhaus gebracht werden. Einer der überraschten Erben war den Tränen nahe. „Danke, dass Beatrix eine Chance auf ein besseres Leben mit Artgenossen hat“.
Die Notwendigkeit der Positivliste für Heimtiere
Das ist eine positive Wendung in der Geschichte von Beatrix. Doch sie ist nur eine von vielen exotischen Tieren, die als Heimtiere misshandelt werden. In Baden-Württemberg, wo Beatrix herkommt, ist die Haltung von Wildtieren besonders locker geregelt. Sogar Tiger, Berberaffen und viele andere Wildtiere dürfen als Heimtiere gehalten werden. Allzu oft führt das zu schlimmen Lebensbedingungen. Die Tiere wollen und können ausbrechen. Dabei fügen sie sich selbst und auch unbeteiligten Menschen Verletzungen zu. Außerdem können exotische Tiere Überträger von Krankheiten und damit eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit sein. Wie werden diese Probleme gelöst? Ein Primat ist eindeutig kein geeignetes Haustier“, lautet die klare Antwort von David van Gennep. Der effektivste, transparenteste und kostengünstigste Weg, die Haltung von exotischen Haustieren zu regeln, ist eine Positivliste. Eine solche Liste wäre ein Mittel zur Verhinderung dieser Tragödie gewesen“.
Das Tierschutzgesetz wird derzeit von der Regierung überarbeitet. Dies ist eine einmalige Gelegenheit für eine grundlegende Verbesserung des Lebens von exotischen Haustieren. Seine Unterstützung für eine Positivliste hat der Minister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir, bereits angekündigt. Der Nutzen eines solchen Instruments wird durch wissenschaftliche Erkenntnisse unterstrichen. Für eine zügige Umsetzung setzen sich daher der Tierschutzbund und verschiedene Tierschutzorganisationen ein. Welche Heimtiere geeignet sind, definieren unabhängige Experten in einer Positivliste. Als Grundlage dienen Kriterien wie die Gesundheit der Tiere, die öffentliche Sicherheit, der Artenschutz und weitere Aspekte. Sobald neue Erkenntnisse vorliegen, wird die Positivliste laufend aktualisiert. So werden Arten in die Liste aufgenommen oder gestrichen. Eine Positivliste folgt dem Vorsorgeprinzip, anstatt auf Unfälle zu reagieren und bestimmte Tierarten zu verbieten. Sie beugt Problemen vor, bevor sie überhaupt entstehen.