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Istanbul, kasaan media, 2021
Türkei

Realität- Letzte Ausfahrt Beşiktaş

Die Erlebnisse mit dem Erdogan-Regime der Monate, mit Ankara, reichen für folgenden Generationen von Historikern, um diese analysieren. Es wird ihnen sicherlich schwer fallen.

Erdogan, einst gefeiert als Reformer vom Kemalismus, übt sich seit geraumer Zeit als Vorbild von Diktatoren, die, so beweist es der Bericht des Bundesministeriums des Innern, sich auch nicht zu schade sind, mit Terroristen zu paktieren.

Hier muss man in der europäischen Politik leidenschaftslos operieren. Es helfen keine guten Worte für einen offensichtlichen Despoten, der, so pfeifen es die Spatzen von den Dächern in Istanbul, mit dem Militär taktierte, um einen „Putsch“ zu provozieren.
Hier helfen nur klare Bekenntnisse und nicht eine diplomatische Basar-Politik der EU.
Dann würde man sich selbst verraten.
Da wurden Listen aus der Schublade gezaubert, als hätte Erdogan den Dschin bemüht, über Nacht flugs die besagten Verdächtigen herauszufiltern. Zwei Tage nach dem Putsch waren die Listen der Gülen Anhänger schon fertig. Die, für Erdogan, üblichen Verdächtigen wurden verhaftet, Oppositionspolitiker, Journalisten und Richter, die das AKP Regime schon lange auf dem Zettel hatte.
Wahrscheinlich gab es schon Femeprozesse. Man will es nicht glauben.

Dem Despoten im 1000 Zimmer -Palast mit Löschteich widerspricht man nicht. Seine Frau lobte unlängst, öffentlich, die Vorzüge des Harems. Wie gesagt, ein paar Jahre jünger, und Emine wäre sicherlich auch eine Kandidatin für diese doch verstörende Institution gewesen.

Erdogan ist ein großer Künstler im Spalten, ganze Gesellschaften fallen ihm und seinen bis zur Absurdität verzogenen Ideen von Politik zum Opfer. Er nennt das mal, weil ihm nichts besseres einfällt, Demokratie.
Was eigentlich eine Beleidigung für das Wort und den Ansatz ist.

Die Kurden, die ausgemachten Gülen Leute- ach ja, die Türkei verkommt dadurch zu einem Folterstaat, in dem das notorische Denunziantentum, wie bei solchen selbst ernannten Monarchen und ihren Speichelleckern üblich, ungeahnten Aufschwung findet.
Noch sind es Gerüchte- es soll zu Sippenhaft gekommen sein.

Journalisten dürfen nicht zu feige sein, darüber zu berichten. Es geht auch um unsere Kollegen, die sich Hilfe von uns erwarten, von allen Redaktionen auf dieser Welt. So kann man die offensichtliche Folter vielleicht ertragen. Erdogans Folterknechte sind nicht zimperlich.

Aber es geschehen auch Wunder in der Türkei: Nur vier Wochen nach dem Putsch gelang es einem Staatsanwalt, wie in einer schlechten Soap, mehr als 2000 Seiten Anklageschrift gegen Gülen selbst, samt mehreren Tausend Jahre Gefängnisforderung, fertigzustellen. Immerhin in Abwesenheit des Angeklagten und zweimal lebenslänglich dazu fielen nicht mehr ins Gewicht.
Ein ungehörig fleißiger Mann, im Dienste seines Sultans.

Jeder politisch Desinteressierte ahnt, dass das Wort Rechtsstaatlichkeit eher im Archiv einen staubigen Platz fand.
Erdogan schimpft immer, verleumdet die Justiz, den Staat, die Gegner, die er ausgemacht hat. Er zeigt munter an, verklagt und schmäht, die die nicht schweigen wollen.

Aber, wer fürchtet sich vor einem großen Diktator, doch nur der, der den Erdoganismus nicht durchschaut hat.
Ironie muss Erdogans Züge tragen. Er muss von den gravierenden Problemen in seinem Land, das innerlich völlig zerrissen ist, ablenken. Sonst kommt es unweigerlich zum Bürgerkrieg. Er muss den Türken erklären, dass die EU und Deutschland sie nicht wollen, weil die Europäer Türken und Moslems angeblich nicht mögen. Was für ein Blödsinn. Die türkische Nation ist ein wundervolles Volk. Und, im Gegensatz zur erdoganistischen Türkei, verfolgen die Europäer keine anderen Glaubensrichtungen.

Erdogan selbst scheint dem Größenwahn einen jeden Tag mehr und mehr zu verfallen.

Erdogan ist mit seiner Politik verantwortlich für den Tod von mehr als 200 Menschen und ca. 2500 Verletzten. So unterscheidet Erdogan sich wenig von den anderen europäischen Diktatoren, die in den letzten 50 Jahren in der Geschichte vorbeizogen.

Warum spricht das niemand aus?
Fürchtet man den Diktator? Das wäre arm.
Fürchtet jemand, entführt oder verschleppt zu werden, wie seinerzeit die Stasi Menschen aus dem Westen abholte. Zuzutrauen ist es Erdogan, der sich an nichts, außer an seinen Kurs der absoluten Vernichtung jeglicher Demokratie in der Türkei hält.
Nun will er das auf Deutschland ausdehnen.

Erdogan hätte dann sein Nahziel erreicht. Sein Fernziel will er mit ferngesteuerten Marionetten, die sich dafür, wie in einer jeden schäbigen Diktatur bezahlen lassen, erreichen. In Deutschland, das er mittlerweile so sehr hasst.

Deutschland täte gut daran, die in dem staatstragenden Papier aufgelisteten Vereine zu verbieten.

Erdogan will systematisch in den Staatsapparat eines anderen Landes einzugreifen. Erpressen, desinformieren, unter dem Schleier der Religion. Religion sollte überhaupt kein Thema in der Politik sein, Erdogan befindet sich auf Kreuzzug.
Nein, so einer gehört wahrlich nicht in die EU. Aber, wie man aus dem bundesrepublikanischen Papier erkennt, hat Erdogan genug Freunde in der Achse der terroristischen Boshaftigkeiten.

Diktatoren brauchen immer einen Grund, um hinterher ihr zeitweise recht dummes Verhalten rechtfertigen zu können. Erdogan wird zum Vorreiter aller Despoten in Europa. Dabei erblödet er sich nicht, wehrlose Flüchtlinge, deren Wohlergehen von der EU gezahlt wurde, in die Waagschale zu werfen, um auch im Ausland seine Kritiker mundtot zu machen.

Oder, er lässt Demonstrationen in fremden Ländern ausgestalten, die seinen Machtanspruch zementieren sollen. Die Deutschen haben ihm, bei seinen seltsamen Wahlkampfauftritten, viel zu viel durchgehen lassen.
Erdogan ist ein Diktator. Mit solch einer kruden Figur macht man keine Geschäfte.

Findet man doch, in dem teilweise als Verschlusssache eingestuften Dokument, allerlei alte Bekannte aus der Szene der Terrorfürsten im Nahen Osten. Man will es nicht glauben.

In dem neuen, schrägen Selbstbewusstsein der erdoganischen Form der „Demokratur“ ist es sicherlich auch nicht verwunderlich, jegliche Verbindung zu leugnen, die zu den radikalen Klerikern in der Bundesrepublik führen könnten. Wir erinnern uns alle lebhaft an den tagelangen Wutausbruch eines spätpubertären Erdogans, als der Bundestag über den Genozid an den Armeniern abstimmte. Erdogan drohte, schimpfte, drohte wieder, spielte den starken Mann. Er ist, wie jeder Diktator, ein aufgeblasenes Männchen.

Nun bricht ihm auch sein auf Sand gebautes Wirtschaftswunder ein. Ablenken soll die Devise sein,ja, Devisen fehlen ihm, mehr als 10 Milliarden Euro aus dem Tourismus dieses Jahr. In Kemer gehen die Lichter aus.

Derweil lässt er munter seinen Intimfeind Gülen verfolgen, dessen Anhänger werden zu Tausenden gleichsam abgeführt. Was mit ihnen gemacht wird, kann man erahnen, Folter und die so herbeigesehnte Todesstrafe, damit er auch gleich den letzten Kritiker töten kann.
Er übt sich in Staatsterror, Leitbilder hat er sicher genügend. Nach der Drucksache des deutschen Bundestages benötigt man keine große Fantasie mehr.
Letzte Ausfahrt Beşiktaş, willkommen in der Realität der Türkei.

Hier die Antwort an die Abgeordnete Sevim Dağdelen, Die Linke.

Originaldokument Drucksache 18-9274

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