Titelbild: Blaues Sofa/Rainer Langhans
Rainer Langhans, Uschi Obermaier und die Kommune 1
Die Kommune 1 (oft als „K1“ abgekürzt) war die erste politisch motivierte Wohngemeinschaft Deutschlands, gegründet am 1. Januar 1967 in West-Berlin.
Sie entstand im Kontext der Studentenbewegung und der außerparlamentarischen Opposition (APO) als Gegenmodell zur bürgerlichen Kleinfamilie. Die Mitglieder wollten mit ihrem Lebensstil – geprägt von freier Liebe, Kollektivität und politischem Protest – die Gesellschaftsstrukturen der Nachkriegszeit herausfordern.
Zu den Gründungsmitgliedern gehörten unter anderem Dieter Kunzelmann, Fritz Teufel und Rainer Langhans, der im März 1967 dazustieß. Die Kommune löste sich im November 1969 auf, bleibt aber ein Symbol der 68er-Bewegung.
Rainer Langhans ist ein deutscher Autor, Filmemacher und Schauspieler, der durch seine Rolle in der Kommune 1 bekannt wurde. Er studierte zunächst Jura und später Psychologie an der Freien Universität Berlin, brach sein Studium jedoch ab, um sich der Kommune anzuschließen. Langhans vertrat die Idee, dass „das Private politisch“ sei, und wurde durch provokante Aktionen wie das geplante (aber nicht ausgeführte) „Pudding-Attentat“ auf den US-Vizepräsidenten Hubert Humphrey 1967 bekannt.
Sein Medienimage wurde stark durch seine Beziehung zu Uschi Obermaier geprägt.Uschi Obermaier (*24. September 1946 in München) war ein Fotomodell und später eine Ikone der 68er-Bewegung. Sie begann als Fotoretuscheurin, wurde aber bald als Model entdeckt und zog nach München, Berlin und London. 1968 traf sie Rainer Langhans bei den Internationalen Essener Songtagen und verliebte sich in ihn. Sie zog daraufhin in die Kommune 1, wo sie mit Langhans, Kunzelmann, Teufel und anderen zusammenlebte.
Obermaier war keine politische Aktivistin, sondern wurde durch ihre Schönheit, ihre freizügige Art und ihre Beziehung zu Langhans zur medialen Galionsfigur der Kommune. Das Paar sprach offen über freie Liebe und Sexualität, was sie zu einem Symbol der sexuellen Revolution machte.Langhans und Obermaier galten als das „Traumpaar“ der Kommune 1. Ihre Beziehung begann 1968 und wurde von den Medien intensiv verfolgt.
Sie posierten oft freizügig, etwa auf dem berühmten Foto von Thomas Hesterberg, auf dem die Kommunarden nackt ihre Hinterteile zeigen. Dieses Bild prägte das Image der Kommune als „Sex-Kommune“, obwohl Langhans betonte, dass es ihnen um Liebe und die Überwindung bürgerlicher Moral ging. Obermaier brachte Glamour in die Gruppe, während Langhans die intellektuelle und spirituelle Seite vertrat.Nach dem Ende der Kommune 1 zogen sie 1971 gemeinsam nach München in die sogenannte High-Fish-Kommune (auch Haifisch-Kommune), gegründet von Thomas Althoff.
Ihre Beziehung endete 1973, als Langhans sich von Obermaier trennte, weil er – nach eigenen Angaben – nicht mehr nur auf Sex fixiert sein wollte, was sie tief verletzte. Obermaier hingegen führte ihr „wildes Leben“ fort, mit Affären mit Stars wie Mick Jagger, Keith Richards und Jimi Hendrix, und wurde später Schauspielerin und Autorin.Nach der Trennung entwickelte sich eine tiefe Entfremdung zwischen den beiden.
Obermaier warf Langhans vor, sich in der Öffentlichkeit lächerlich zu machen, etwa durch seine Teilnahme am RTL-Dschungelcamp 2011, und nannte ihn eine „erbärmliche Witzfigur“. Langhans bedauerte den Kontaktverlust, da er Obermaier als zentral für seinen Ruhm und ihre gemeinsame Geschichte sah. 2007 kam es zum endgültigen Bruch, als Obermaier ihn bei der Produktion des Films Das wilde Leben (über ihr Leben) ausschloss. Erst 2021, nach Langhans’ Prostatakrebs-Diagnose, suchte sie wieder Kontakt, und 2022 trafen sie sich in München zu einem versöhnlichen Gespräch im Englischen Garten.
Die Kommune 1 war mehr als eine WG. Sie war ein Experiment in kollektivem Leben, politischem Protest und persönlicher Befreiung. Aktionen wie das „Kaufhausbrand-Flugblatt“ (eine Kritik an Vietnamkrieg und Konsumgesellschaft) oder der Nacktprotest machten sie berüchtigt. Für Langhans und Obermaier wurde die Kommune zur Bühne, auf der sie ihre Ideen von Freiheit und Liebe öffentlich auslebten – oft zum Ärger der anderen Mitglieder, die den Fokus auf Politik legen wollten.