Mitte Oktober jährt sich die Hinrichtung der Nazi-Hauptkriegsverbrecher das siebzigste Mal.
Ein für die demokratische Entwicklung Europas, der Welt, ein wichtiger Tag in der Geschichte.
Gerade in der heutigen Zeit sollte man daran erinnern, in der sich der faschistische Hass wieder durch die ganze Gesellschaft zieht. Ein brauner Faden, der von dem gleichen Gedankengut ausgeht, wie der Hitlerismus der 1930-er Jahre. Noch ist er nur psychisch brutal, doch auf dem Boden der rechten Parolen gedeihen die vielen kleinen Brandstifter bestens.
Die Verbrechen der Hitler-Clique damals waren ohne Beispiel in der Geschichte. Und sind es noch. Werden es wahrscheinlich auch für immer bleiben.
Scheinbar ist heute auch das Leid vergessen, das so vielen Völkern angetan wurde und letztlich auch den Deutschen, die vor dem Nichts nach dem „1000Jahren Hitlers Reich“ standen.
Der Ton und die Ideologie der neuen Nationalisten entspricht der Propaganda der 1930er-Jahre, diesmal sind bewusst andere Opfer ausgemacht.
Angst und Misstrauen säen, die Gesellschaft spalten, zu mehr reicht es nicht. Wie die politischen Urgroßväter, die dann in Nürnberg gehenkt wurden.
Das sollte den neuen Nazis in Deutschland Warnung genug sein, ihrem schäbigen Handeln ein Ende zu setzen.
Der Prozess in der Stadt der Reichsparteitage war ein Fanal und ein Symbol, das die Alliierten setzen wollten.
Die Hinrichtungen waren das Ende Clique um Hitler, der Speichelecker und der braunen Lakaien.
Eine Bestrafung der Hauptkriegsverbrecher war eigentlich überhaupt nicht möglich, so groß war ihre Schuld.
Auf der Anklagebank zeigte sich dann das kleinbürgerliche Spießertum der Verantwortlichen besonders deutlich, wiesen sie die Schuld an der Ur-Katastrophe von sich oder spielten die Ahnungslosen, die Hitler hündisch gefolgt waren.
Heute kann man darüber streiten, ob die Hinrichtungen der Hauptkriegsverbrecher überhaupt einen Sinn machten, oder ob eine lebenslange Haft nicht dazu beigetragen hätte, dass die Geschichte des 2. Weltkriegs hätte besser aufgearbeitet werden können.
Über die Hinrichtungen selbst gibt es zahllose Verschwörungstheorien, die wir nicht bedienen wollen. Die letzten Worte der Delinquenten waren von Selbstmitleid und Unverständnis über den Richterspruch gezeichnet. Die Leichen der Kriegsverbrecher, auch die von Göring, der sich vor der Hinrichtung durch Suizid entzog, wurden eingeäschert und in einem Fluss verstreut. Millionenfach wurden die fotografierten Leichen in den Särgen, durch die damaligen Medien verbreitet. Der Schrecken musste ein Ende haben.Die zivilisierte Welt erwartete das.
Der Angeklagte Heß war der Welt entrückt, als er die lebenslange Haft in Spandau antrat. Er war häufig das Ziel nationaler Umtriebe, bis zu seinem Tod, 1987, aus dem wieder Verschwörungstheorien erwuchsen. Heß, der einst Hitlers Stellvertreter war, hatte sich in einer Gartenlaube auf dem Gelände des Kriegsverbrechergefängnisses erhängt.
Nach dem Tod des letzten Gefangenen wurde das Gefängnis abgerissen.
Jahre später, nach dem Ablauf der Grabfrist, wurden auch die Überreste von Rudolf Heß auf See verstreut.
Wunsiedel war zu einem Wallfahrtsort der Nazis in der Bundesrepublik verkommen.
Speer, der sich als einziger mit der persönlichen Schuld beschäftigte, entlarvte sich posthum als Heuchler, um seinen Kopf zu retten. Viele, nach seiner Haftentlassung aus Spandau geführte, Interviews, lassen Übelkeit und Abscheu in jedem Chronisten aufsteigen. Speer war nicht der Baumeister, sondern einer der brutalen Schreibtischtäter, der die Todesmaschinerie für Hitler am Leben erhielt.
Dönitz, ehemaliger Großadmiral in Hitlers Gnaden, war sich, nach der Verbüßung der Haft und aller Beweise, in einem 1973 ausgestrahlten Interview, immer noch keiner Schuld bewusst.
Bei seiner Beerdigung, 1981, gab sich alles, was damals Rang und Namen im Faschismus und in der Folge der deutschen Reichsmarine besaß, einer kollektiven Trauer hin und lobte, der Realität vollkommen entrückt, den ehemaligen Kriegsverbrecher noch.
Erst Jahrzehnte später wurde die Bedeutung der Nürnberger Prozesse, als ein Instrument der Bestrafung von Despoten, von Verbrechern gegen die Menschlichkeit wieder aktuell, als der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag gegründet wurde.