Titelbild: Münster, Beispielbild, kasaan media, 2024
Als Münsterlandmorde oder Anhalterinnenmorde wird eine Mordserie bezeichnet, die sich zwischen 1971 und 1974 im Münsterland und in der Grafschaft Bentheim ereignet hat. Vier junge Frauen wurden Opfer dieser Verbrechen. Alle Opfer waren um die 20 Jahre alt, klein, zierlich und dunkelhaarig.
Sie verschwanden nach dem Einsteigen in fremde Autos und wurden später erwürgt aufgefunden, ohne sichtbare Spuren sexueller Gewalt. Die Leichen wurden entblößt und in unnatürlicher Haltung inszeniert abgelegt.
Edeltraud van Boxel verschwand am 21. November 1971 und wurde später im Ortsteil Sellen gefunden. Edeltraud van Boxel war 23 Jahre jung, mit 1,47 Meter sehr klein, hatte dunkle Haare und war im 7. Monat schwanger. Trotz ihrer fortgeschrittenen Schwangerschaft arbeitete sie auf dem Straßenstrich an der Industriestraße in Münster, in der Nähe der damaligen WCG-Tankstelle.
Zuletzt gesehen wurde sie am 21. November 1971, als sie gegen 20.30 Uhr in einen weißen VW-Käfer mit großer Heckscheibe einstieg. Das Auto war kurz darauf mit hoher Geschwindigkeit davongefahren.
Ihre Leiche wurde in der Bauerschaft Sellen zwischen Steinfurt und Wettringen noch am selben Abend von einem heimkehrenden Landwirt gefunden. Sie war vom Täter teilweise entkleidet und auf den hochschwangeren Bauch gelegt worden. Das Ergebnis der Untersuchung war Erwürgen durch den Mörder.
Barbara Storm, 20 Jahre alt, arbeitete als Büglerin in Schüttorf und verschwand am 14. Mai 1972. Sie war bekannt dafür, dass sie oft trampte. Zuletzt wurde sie am 14. Mai 1972 in der Diskothek “Tenne” in Rheine gesehen. Sie verließ die Diskothek gegen 22.30 Uhr in Begleitung eines jungen Mannes. Nur zwei Tage später, am 17. Mai 1972, wurde ihre Leiche in der Bauerschaft Stroemfeld/Schöppingen aufgefunden.
Die achtzehnjährige Gymnasiastin Marlies Hemmers aus Nordhorn wollte im August 1973 mit ihrem Freund nach Wien trampen.
In Bad Bentheim trennten sich die beiden. Sie wollten getrennt nach Düsseldorf trampen und sich dort wieder treffen. Ihr Freund erreichte den vereinbarten Treffpunkt in Düsseldorf, aber Marlies Hemmers kam dort nie an. Knapp 5 Monate später, zwei Tage vor dem Heiligen Abend, wurde ihr Leichnam im Merfelder Bruch gefunden.
Die genaue Todesursache war aufgrund des Leichenzustandes nicht feststellbar.
Die Studentin Erika Kunze verschwand auf dem Heimweg, nachdem sie eine wichtige Prüfung in Münster bestanden hatte. Einem Zeugen fiel ein Mercedes auf, der langsam durch die Ortschaft Samern fuhr und auf dessen Beifahrersitz eine leblose Frau saß. Die Leiche der Frau wurde später in der Nähe aufgefunden, Ermordung unter ähnlichen Umständen wie bei den anderen Opfern.
Bis heute ist es nicht gelungen, den Täter ausfindig zu machen. Von dem Mann, mit dem Barbara Storm die Diskothek verließ, wurde ein Phantombild angefertigt, dessen Identität jedoch nie geklärt werden konnte3 .
Über die Identität des Münsterland-Mörders wurden verschiedene Theorien aufgestellt. Dass es sich bei dem Täter um einen Handelsreisenden oder Studenten handeln könnte, der zwischen verschiedenen Universitätsstädten wechselte, wurde im Laufe der Jahre spekuliert. Diese Theorie stützt sich auf die Annahme, dass der Täter sich in der Region gut auskannte und möglicherweise regelmäßig zwischen den Orten, an denen die Morde begangen wurden, hin und her pendelte.
Auch mögliche Verbindungen zu anderen Mordserien wurden in Betracht gezogen. Dazu gehörten die Rhein-Neckar-Morde, die Cuxhaven-Bremen-Morde und die Göhrde-Morde. Die Ermittler waren auf der Suche nach Mustern und Ähnlichkeiten zwischen diesen Fällen zur Identifizierung des Täters.