Titelbild: Selma Öztürk/BLKA
Gestern Abend wurde bei „Aktenzeichen XY“ ein weiterer Cold Case behandelt. Die Ermittlungen im Mordfall Selma Öztürk wurden durch das Bayerische Landeskriminalamt unter Sachleitung der Staatsanwaltschaft Aschaffenburg wieder aufgenommen.
Selma Öztürk wurde am 13. Juni 1987 von einem Jagdaufseher tot in einem Wald bei Hörstein (Landkreis Aschaffenburg) gefunden. Frau Öztürk war Opfer mehrerer Schüsse. Sie ist nur 25 Jahre alt geworden.
Der exakte Fundort liegt an einem von der Mömbriser Straße abzweigenden Waldweg. Die Mömbriser Straße ist eine Verbindungsstraße zwischen den Orten Hörstein und Hohl.
Es ist davon auszugehen, dass es sich bei dem Fundort nicht um den eigentlichen Tatort handelt. Der Leichnam wurde mit einem Fahrzeug in das Waldstück gebracht. Vermutlich haben mindestens zwei Personen den Leichnam von dem geparkten Fahrzeug zum endgültigen Ablageort gebracht.
Selma Öztürk (geb. am 10.04.1962 in Malatya/Türkei) ist 1970 im Alter von acht Jahren aus der Türkei nach Deutschland gekommen. Im Jahr 1979 heiratet sie im Alter von 17 Jahren einen Landsmann. Ihr Sohn wird im selben Jahr geboren.
Ihr Ehemann ist in den Drogenhandel verwickelt.
1985 erhält er eine vierjährige Freiheitsstrafe. Während der Haftzeit ihres Mannes arbeitet Frau Öztürk als Putzfrau und in einer Textilfabrik, wird aber von ihrem Umfeld finanziell unterstützt.
Sie fängt eine Beziehung mit einem verheirateten Freund ihres Mannes an. Dieser ist ebenfalls in den Drogenhandel verwickelt. Selma wird drogenabhängig aufgrund der Mehrfachbelastung. Sie beginnt Heroin zu rauchen. Sie bringt ihren Sohn zu ihrer Schwiegermutter in die Türkei, um ihn aus den schwierigen Lebensumständen herauszuholen.
Das letzte Mal wird Selma Öztürk am 10. Juni 1987 in der Gaststätte „Zum Gemütlichen Eck“ in der Arnoldshainer Str. 2 in Frankfurt am Main (Stadtteil: Rödelheim) gesehen. Frau Öztürk hielt sich einige Zeit in dem Lokal auf und rief von einem dort befindlichen Festnetztelefon aus an, um sich von einem Fremden abholen zu lassen. Sie verließ das Lokal allein gegen 22 Uhr. Zuletzt hatte Frau Öztürk in der Arnoldshainer Str. 5, Frankfurt-Rödelheim, eine kleine Wohnung gegenüber der Gaststätte bewohnt.
Im Zuge der Ermittlungen wurde bekannt, dass Selma Öztürk am 02.02.1987 in Amsterdam selbst Zeugin eines weiteren Tötungsdeliktes im Drogenmilieu war. Darüber hinaus war sie im Besitz eines Schuldbuches und einer Pistole ihres neuen Freundes, der sich ebenfalls in Haft befand. Für den Drogenring wurde sie aufgrund dieser Umstände zunehmend zur Bedrohung. Es ist davon auszugehen, dass diese Umstände der Auslöser für die Ermordung von Frau Öztürk waren.
Bei dem vorliegenden Ermittlungsverfahren handelt es sich um einen sogenannten „Cold Case“, der aufgrund neuer Erkenntnisse wieder zum Gegenstand von Ermittlungen wurde. Auch 36 Jahre nach der Tat werden neue Ermittlungsmethoden und modernste Forensik eingesetzt, um die Tat aufzuklären.
Zeugenaufruf:
Das Bayerische Landeskriminalamt bittet um Mithilfe und stellt folgende Fragen:
- Wer kann Hinweise zum Täter bzw. möglichen Mittätern machen?
- Wer hat Beobachtungen (Fahrzeuge/Personen, die Frau ÖZTÜRK getroffen haben) am 10.06.1987 im Bereich der Arnoldshainer Straße in Frankfurt-Rödelheim gemacht?
- Gibt es Erkenntnisse, von wem Frau ÖZTÜRK in der Nacht vom 10.06./11.06.1987 abgeholt wurde?
- Gibt es Erkenntnisse zum Schuldenbuch und der Pistole?
Hinweise nimmt das Bayerische Landeskriminalamt unter der Telefonnummer 089 / 1212 – 0
oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.
Quelle: BLKA