Titelbild Fusionskraftwerk KI bearbeitet
Im Positionspapier zur Sondierung der neuen Auflage zur Groko 2025 steht etwas über Fusionsreaktoren. Aber was ist das überhaupt?
Ein Fusionskraftwerk ist eine technische Anlage, die Energie durch die Kernfusion von leichten Atomkernen, typischerweise Wasserstoffisotopen wie Deuterium und Tritium, erzeugen soll. Im Gegensatz zu herkömmlichen Kernkraftwerken, die auf Kernspaltung basieren, verspricht die Kernfusion eine nahezu unerschöpfliche, saubere und sichere Energiequelle. Der Prozess imitiert die Energieerzeugung der Sonne, bei der Atomkerne unter extremen Temperaturen und Drücken verschmelzen und dabei enorme Energiemengen freisetzen.
Wie funktioniert es?
In einem Fusionskraftwerk wird ein Plasma aus Deuterium und Tritium auf Temperaturen von über 100 Millionen Grad Celsius erhitzt. Bei diesen Bedingungen überwinden die positiv geladenen Kerne ihre elektromagnetische Abstoßung und verschmelzen zu Helium, wobei ein Neutron freigesetzt wird. Die freiwerdende Energie entstammt der Massendifferenz zwischen Ausgangsstoffen und Endprodukten gemäß Einsteins Formel E = mc^2.
Diese Energie könnte dann über Wärme in Strom umgewandelt werden, ähnlich wie in konventionellen Kraftwerken.Das Plasma wird in der Regel durch starke Magnetfelder (z. B. in Tokamaks oder Stellaratoren) oder durch Laser (Trägheitsfusion) eingeschlossen, da kein Material solchen Temperaturen standhalten kann.Bis heute (Stand März 2025) gibt es kein kommerziell betriebenes Fusionskraftwerk. Die Forschung hat jedoch bedeutende Fortschritte gemacht. Der internationale Experimentalreaktor in Südfrankreich soll ab 2035 zeigen, dass mehr Energie erzeugt als verbraucht werden kann. Der Nachfolger DEMO könnte dann ein erstes Kraftwerk mit Netzstromproduktion werden, geplant für die zweite Hälfte des Jahrhunderts.
Start-ups wie Proxima Fusion (Deutschland) oder Commonwealth Fusion Systems (USA) arbeiten an kompakteren Ansätzen und versprechen schnellere Fortschritte, teilweise mit Zielen wie einem Reaktor bis 2031. Diese Zeitpläne gelten jedoch als ambitioniert und technisch unsicher.2022 erreichte die National Ignition Facility (USA) mit Laserfusion erstmals eine positive Energiebilanz (mehr Energie aus der Fusion als in die Laserstrahlen investiert), allerdings ohne den Gesamtenergieverbrauch der Anlage einzubeziehen.
Keine CO₂-Emissionen, nur schwach und kurzlebig radioaktive Abfälle (z. B. Tritium mit einer Halbwertszeit von etwa 12 Jahren). Deuterium ist im Meerwasser reichlich vorhanden, Tritium kann im Reaktor aus Lithium „erbrütet“ werden.Kein Risiko einer Kernschmelze oder unkontrollierter Kettenreaktion; bei Störungen stoppt die Fusion von selbst.Dauerhafter Plasmaeinschluss, Materialbelastung durch Neutronen und die Selbstversorgung mit Tritium sind noch ungelöst.
Die Entwicklung ist extrem teuer (ITER kostet über 20 Milliarden Euro), und die Wirtschaftlichkeit bleibt unklar.
Selbst optimistische Schätzungen sehen kommerzielle Kraftwerke erst in 20–50 Jahren, was sie für die aktuelle Energiewende irrelevant macht
In Deutschland fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit dem Programm „Fusion 2040“ die Forschung mit über 1 Milliarde Euro bis 2028. Projekte wie Wendelstein 7-X (Stellarator) in Greifswald oder die Arbeit von Start-ups wie Proxima Fusion zeigen Potenzial. International konkurrieren verschiedene Ansätze (Tokamak, Stellarator, Laserfusion), doch der Weg zu einem funktionsfähigen Kraftwerk ist noch lang.
Fusionskraftwerke könnten die Energieversorgung revolutionieren, aber die Technologie ist noch Jahrzehnte von der Praxis entfernt. Sie ist eine Hoffnung für die ferne Zukunft, keine Lösung für heute.