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Automobil

Luxus auf Amerikanisch

(mm)

Power satt und Kraft wie Popeye, das fühlte man schon von Weitem beim Klang des V8. Man hörte das sonore Blubbern des 7,5 Liter Motors lange, bevor man die Karosse sah. Understatement war nicht das Ding amerikanischer Wagen, Showbusiness schon eher. Lincoln setzte damit im Jahr 1968 ein Ausrufezeichen im Segment der Luxusklasse, um seinem ewigen Rivalen Cadillac Eldorado und der europäischen Konkurrenz die Stirn zu bieten. Unverkennbar war das typische Designmerkmal, die Wölbung der Ersatzradabdeckung im Blech der Heckklappe, auch „Continental Tire“ genannt.

Über ein dünnes Lenkrad blickte man auf eine schier endlose Motorhaube mit der Länge eines durchschnittlichen Mannes, an dessen Ende ein Chromgrill die Straße spiegelte. 

Lang waren auch die beiden Türen mit ihren rahmenlosen Fenstern, ansonsten war das Design eine internationale Mischung. Der legendäre Lee Iacocca, Vizepräsident bei Ford, beauftragte seine Designer, „einen Rolls-Royce Grill an einen Thunderbird zu schrauben“. Tatsächlich kam der Kastenrahmen vom Ford Thunderbird und die Front war ähnlich einem englischen Wagen. Die Abmessungen, der Hubraum, der sanfte Hüftschwung der Karosserie und der glänzende Chrom waren wieder typisch amerikanisch.

Der 7,5 Liter „Big Block“ Motor wurde anfangs nur im Continental eingebaut, erst ab 1972 in anderen Oberklassemodellen von Ford und Mercury. 370 Pferde sorgten über das Automatikgetriebe für brachiale 678 Nm Drehmoment an der Hinterachse und schoben den tonnenschweren Wagen federleicht über den Asphalt, während das Fahrwerk den Ritt über die Pflastersteine zu einem leichten Schaukeln mäßigte.

Im Innenraum verwöhnte Luxus die Passagiere und das Donnern des Triebwerks wurde zu einem dunklen Brummen. Komfort wie die Uhr von Cartier und neue elektronische Helfer wie Fensterheber, Sitzverstellung und Klimaanlage waren Serie. Gegen Aufpreis gab es damals schon ein Antiblockiersystem und einen Lichtsensor, der bei entgegenkommendem Verkehr die Scheinwerfer dimmte. Das echte Walnussfurnier sorgte für die beruhigende und gemütliche Atmosphäre eines Landhauses, in dem man die Unebenheiten der Straße kaum wahrnahm. Typisch Amerikanisch halt.

Sollte man den Pferden allerdings die Sporen geben, ging es in 8 Sekunden von 0 auf 100 und das Brummen wurde zum Brüllen. Viel Arbeit macht durstig und der Verbrauch stieg von um die 17- auf über 30 Liter, kein Problem damals für die Oberschicht wie J.R. Ewing aus der TV Serie „Dallas“., den ihn auch gerne gefahren hätte.

Auch heute noch hat das seltene Luxuscoupe seine treue Fangemeinde, die gegen die typischen Probleme aller Oldtimer wie Rost, Ölverlust und den Mangel an Ersatzteilen wacker ankämpfen und dafür von einem Klassiker mit einem unglaublichen Fahrgefühl entschädigt werden.   

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