(mm)
Da hat sich jemand in den eigenen Fuss geschossen und zwar mit einer Kalaschnikow.
Was ist im Kreml los, wie kann man nur so dumm sein?
Den Überfall auf ein Nachbarland als „notwendige Verteidigung“ zu bezeichnen, ist ein alter Hut, das haben Warlords schon in der Antike so gemacht.
Aber in unserer heutigen Zeit zu glauben, die Welt würde das akzeptieren und es kämen aus „dem Westen“ keine Sanktionen…da muss der Wodka die Gehirne schon übermäßig benebelt haben.
Dass die EU kurz nach dem Einmarsch, neben anderen Sanktionen, eine Luftraumsperre für russische Flugzeuge verhängt, sollte doch wohl klar gewesen sein.
Dann aber die aus dem Ausland geleasten Maschinen einzubehalten, ist Diebstahl und Luftpiraterie durch einen Staat in einem bisher noch nicht gekannten Ausmaß. Um das klarzustellen, es handelt sich um eine große Flotte von über 500, wohl hauptsächlich in Irland registrierten, modernen Verkehrsflugzeugen von Airbus und Boeing. Die Konsequenzen treffen damit aber mehr die eigene, die russische Luftfahrt mit voller Wucht. Besonders, da die russische Luftfahrtindustrie nicht in der Lage ist, geeignetes Fluggerät zur Verfügung zu stellen.
Das Problem, neben dem Umfang des dreisten Diebstahls und des immensen finanziellen Schadens für die Leasinggeber, ist der Verlust der „Lufttüchtigkeit“ und der Zulassung dieser Flugzeuge. Für den Betrieb eines Verkehrsflugzeuges ist eine umfangreiche Dokumentation unerlässlich, um die Sicherheit zu gewährleisten.
Sicherheit ist in der Luftfahrt das Wichtigste. Wir alle kennen das, wir haben mal bei unserem Auto den Ölwechsel verschlafen oder die Inspektion war zu teuer…kein größeres Problem. Sagt auch niemand was dazu. Das ist in der Luftfahrt ganz anders. Alles, vom Jumbo bis zum Fallschirm, muss regelmäßig gewartet und inspiziert werden und diese Vorgänge sind zwingend zu dokumentieren. Jeder kleinste Vorgang muss schrittweise durch einen lizenzierten Techniker unterschrieben werden. Der Wartungsbetrieb, in dem die Arbeit stattfindet, ist ebenso vom Luftfahrtamt und der EASA lizensiert und wir regelmäßig geprüft.
Der Hersteller des Flugzeuges und die Hersteller der eingebauten Teile, der Reifen, Fahrwerke, Size, Triebwerke, Elektronik, u.s.w. …alles ist geprüft, getestet und muss dokumentiert werden. Die Luftaufsichtsbehörden der einzelnen Länder und die übergeordneten Vereinigungen kontrollieren das ständig und Nichts darf vergessen werden bis ins kleinste Detail.
Ich weiß, wovon ich rede:ich wurde vor 38 Jahren als Fluggerätmechaniker ausgebildet und arbeite seit einem Vierteljahrhundert selbst als lizenzierter Techniker allein bei einer europäischen Airline.
Und jetzt kommen die Russen. Die Maschinen werden einfach umregistriert. Nein, Herr Putin, so geht das gar nicht. Schlecht oder nicht nach internationalen Standards gewartete Maschinen verlieren ganz schnell ihre Sicherheitszertifikate und sind stillzulegen.
Sie und die verantwortlichen Airlines landen in Europa auf schwarzen Listen und erhalten Flugverbote. Wie ist das Wartungsprogramm, das nach Flugstunden oder Zeitabläufen ( täglich, wöchentlich oder jährlich, z.B.) gewisse umfangreiche Arbeiten vorschreibt?
Wird nach den Wartungshandbüchern (Maintenance Manuals) gearbeitet?
Welche Ersatzteile werden eingebaut, wo kommen die her, wie ist deren Zustand und wer hat sie zertifiziert? Man kann zwar aus Flugzeugen, die länger im Hangar stehen, gute Teile ausbauen, um nach einer Überprüfung derselben den Flugbetrieb aufrecht zu erhalten.
Aber wer schreibt dafür die Arbeitsaufträge und registriert die wechselnden Seriennummern? Nicht nur ganze Flugzeuge, auch einzelne Bauteile haben eine vorgeschriebene Betriebszeit. Triebwerke, Rettungsgeräte und Batterien, alles muss nach einer Frist gewechselt und überholt, die Seriennummern dokumentiert werden. Verschleißmaterial, wie Räder und Bremsen sowieso.
Wer macht das und wie? Nicht zu vergessen, dass die betroffenen Flugzeuge dadurch den Versicherungsschutz verlieren.
Wer wird den Schaden an Mensch und Material bezahlen, wenn sich jetzt, wie zu erwarten, die Unfallrate erhöht? Man betrügt und gefährdet jetzt auch die eigenen Passagiere und Besatzungsmitglieder, die sich nichts ahnend in eine unversicherte Maschinen setzen.
Die Flugzeughersteller und Besitzer sind nach der Beschlagnahme ihrer Flugzeuge von allen diesen wichtigen Informationen abgeschnitten und sehen sich, sollten Sie ihr Eigentum je aus Russland wieder bekommen, riesigen Investitionen und einem gigantischen Arbeitsaufwand gegenüber, um mit einem, in Brüssel anerkannten Lufttüchtiggkeitszeugnis, ihr Eigentum weiter fliegen zu dürfen.
Man sollte sich immer vorher darüber klar sein, was man tut. Besonders in der Luftfahrt. Nicht umsonst gibt es in diesem Metier so viele Spezialisten. Ich denke, die russische Luftfahrt ist auf unabsehbare Zeit am Boden und wird als nicht vertrauenswürdig gesehen. Die Welt wird auch nach diesem sinnlosen und brutalen Krieg noch länger auf Aeroflot verzichten müssen.
Wie heißt jetzt noch mal „Mist gebaut“ auf Russisch?