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König Charles III. vor großen Herausforderungen

Titelbild: Auf diesem Archivfoto vom 11. November 2018 nimmt der britische Prinz Charles, Prinz von Wales, an der Gedenkfeier zum Volkstrauertag in der Whitehall im Zentrum Londons teil. Charles hat praktisch sein ganzes Leben damit verbracht, auf die Nachfolge seiner Mutter, Königin Elisabeth II., zu warten, auch wenn er mit zunehmendem Alter mehr von ihren Pflichten und Verantwortlichkeiten übernahm. Doch der älteste Sohn der verstorbenen Monarchin, 73, nutzte seine rekordverdächtige Zeit als dienstältester Thronfolger, um seinen eigenen Weg zu gehen. (Foto: Ben STANSALL / AFP)

London, Großbritannien

Von Kindesbeinen an wurde Charles darauf vorbereitet, eines Tages König zu sein. Mit 73 Jahren ist es nun so weit, aus Prinz Charles wird Charles III. Noch nie in der britischen Geschichte musste ein Thronfolger so lange auf die Krönung warten. Und selten waren die Herausforderungen für einen Monarchen so groß.

Als Elizabeth II. 1953 im Alter von nur 25 Jahren gekrönt wurde, jubelte ihr das ganze Land zu. Und die Begeisterung für die Queen überdauerte die 70 Jahre ihrer Regentschaft. „Es wird sehr schwer für Charles werden, die Nachfolge der Queen anzutreten“, sagt Robert Hazell, Verfassungsexperte am Londoner University College. „Ich denke, die Monarchie steht vor schwierigen Zeiten.“

Der neue König muss nicht nur aus dem Schatten seiner verstorbenen Mutter heraustreten. Der Beginn seiner Regentschaft fällt in eine politisch und wirtschaftlich turbulente Zeit in Großbritannien: Gerade erst hat Liz Truss den über seine Skandale gestürzten Boris Johnson als Premierministerin abgelöst, die Bevölkerung leidet unter der hohen Inflation und wachsender Armut.

Als Thronfolger widmete sich Charles der ökologischen Landwirtschaft und dem Naturschutz – lange, bevor das Thema zum Mainstream wurde. Dafür erntete er immer wieder Spott, genauso wie für seine Äußerungen zu moderner Architektur, die er wenig schätzt.

Nun wird sich Charles III. der strikten Neutralität beugen müssen, die traditionell von britischen Monarchen erwartet wird. Jedes Wort des Königs wird künftig auf die Goldwaage gelegt werden. Ihm sei bewusst, dass er als König keine Stellungnahmen mehr abgeben dürfe, versicherte der damalige Thronfolger 2018 gegenüber dem Rundfunksender BBC: „So dumm bin ich nicht.“

Für Charles werde es – insbesondere angesichts der schottischen Unabhängigkeitsbestrebungen – „sehr schwierig“, diese Neutralität zu wahren, sagt Hazell, attestiert ihm jedoch gleichzeitig ein großes Pflichtbewusstsein. „Ich denke, das wird ihm sehr zugute kommen, wenn er König wird“.

An Charles scheiden sich die Geister. In einer in diesem Jahr veröffentlichten Umfrage gab ein Drittel der Briten an, Charles wäre ein guter König, fast genauso viele waren vom Gegenteil überzeugt. „Ich erwarte nicht, dass sich daran viel ändern wird, wenn er König wird“, sagt Hazell. Zum Vergleich: Mehr als 80 Prozent der Befragten waren mit der Arbeit der Queen zufrieden.

Nach dem Tod der Queen wittern die Monarchie-Gegner in Großbritannien nun ihre Chance. Bisher unterstützten nur etwa 15 Prozent der Briten die Forderung, die Monarchie abzuschaffen. Die Thronbesteigung von Charles III. sei „ein wichtiger Wendepunkt“, hofft Graham Smith von der Anti-Monarchie-Initiative Republic. „Er ist nicht von diesem undurchdringlichen Schild des Respekts umgeben wie die Queen.“ Im Gegenteil, „Charles wurde sein Leben lang kritisiert und verhöhnt“, sagt Smith.

Möglicherweise werde es künftig Druck auf Charles geben, zugunsten seines 1982 geborenen Sohnes William abzudanken, sagt Hazell. Anders als bei der Queen sei es bei ihm denkbar, dass er sich nicht bis zum Tod an den Thron klammere. Anti-Monarchist Smith dagegen ist sich sicher: „Er wird nicht aufgeben.“

sp/gt

© Agence France-Presse

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