Titelbild: Beispielbild Pixabay
Am 2. April 2010, vor 15 Jahren, ereignete sich das sogenannte Karfreitagsgefecht in Afghanistan, eines der schwersten Gefechte in der Geschichte der Bundeswehr. In der Nähe des Dorfes Isa Khel im Raum Kundus gerieten Soldaten des Fallschirmjägerbataillons 373 aus Seedorf in einen Hinterhalt der Taliban.
Das Feuergefecht, das über neun Stunden andauerte, forderte die Leben von drei deutschen Soldaten: Hauptfeldwebel Nils Bruns (35), Stabsgefreiter Robert Hartert (25) und Hauptgefreiter Martin Augustyniak (28). Acht weitere Soldaten wurden teils schwer verwundet. Zusätzlich kamen sechs afghanische Soldaten durch einen „Friendly Fire“-Vorfall ums Leben, als ein deutscher Schützenpanzer Marder irrtümlich auf ihre Fahrzeuge schoss.Der Einsatz begann mit dem Auftrag, Sprengfallen auf einer Zufahrtsstraße nach Isa Khel zu räumen, um eine geplante Aktion des Kommandos Spezialkräfte (KSK) zur Festnahme eines Taliban-Führers vorzubereiten. Obwohl diese Aktion kurzfristig abgebrochen wurde, führte die Bundeswehr die Minenräumung dennoch durch.
Gegen 13 Uhr Ortszeit eröffneten 30 bis 40 Aufständische das Feuer auf die 34 Fallschirmjäger. Eine abgestürzte Überwachungsdrohne verschärfte die Lage, als ein Trupp zur Bergung entsandt wurde und in einen weiteren Hinterhalt geriet. Erst nach massiver Unterstützung, unter anderem durch amerikanische Hubschrauber, konnte die Einheit gegen 21:50 Uhr ins Feldlager Kundus zurückkehren.Das Karfreitagsgefecht markierte einen Wendepunkt: Es war das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg, dass deutsche Soldaten in länger anhaltenden Kampfhandlungen mit eigenen Verlusten involviert waren.
Zwei Tage später sprach der damalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg erstmals öffentlich von „Krieg“ in Afghanistan, was die deutsche Wahrnehmung des Einsatzes nachhaltig veränderte. Für die Bundeswehr und viele Veteranen bleibt das Ereignis ein Symbol für die Realität des Afghanistan-Einsatzes, aber auch für offene Fragen:
War das Gefecht vermeidbar?
Warum wurde der Einsatz trotz widriger Umstände fortgesetzt? Eine vollständige offizielle Aufarbeitung steht bis heute aus. Zum 15. Jahrestag, am 2. April 2025, gedachten Veteranen und Soldaten bundesweit der Gefallenen, etwa durch Gedenkmärsche wie den „15K3“-Marsch. Ihre Namen werden im „Wald der Erinnerung“ bei Potsdam geehrt, doch die gesellschaftliche Anerkennung für diesen Einsatz bleibt für viele Beteiligte ein schwieriges Thema.