Text und Bilder rms, kasaan media, 2024
Titelbild: Beispielbild Phänomenaler Blick vom Royal Observatory in Greenwich über den Greenwich Park auf das Royal Maritime Museum in Richtung London
Ca. 10 km die Themse abwärts, liegt der Londoner Stadtteil Greenwich. Wie der Name sagt, ein sehr grüner Stadtteil mit großer Parkanlage. Inmitten dieser das Royal Observatory, die zweitälteste Sternwarte Europas, die Heimat des Nullmeridians.
Dass es auf der Erde Längen- und Breitengrade gibt, ist jedermann bekannt. Mit Hilfe dieser geographischen Koordinaten kann man jeden Punkt auf der Erde genau positionieren. Der Äquator bot sich natürlich an, um mit der Zählung der Breitengrade in nördliche und südliche Richtung zu beginnen. Schwieriger war es mit den Längengraden. Diese verlaufen vom Nord- zum Südpol. Um eine weltweit einheitliche Messung zu ermöglichen einigte man sich im Jahr 1884 bei einer internationalen Konferenz in Washington darauf, den Mittelpunkt des Teleskops der Sternwarte in Greenwich zur Festlegung des Nullmeridians, d.h. des nullten Längengrades, zu nehmen. Damit einhergehend wurden fortan vom Nullmeridian in Greenwich 180 Längengrade in östliche Richtung und 180 Längengrade in westliche Richtung gezählt, jeweils eine halbe Erdkugel umfassend.
Als Begriff bekannt ist auch die Greenwich Mean Time als Zeitzone. Das ist die Uhrzeit, die am Observatorium gemessen wurde und an der sich die Weltschifffahrt lange orientierte, bis sie von der Coordinated Universal Time (UTC) abgelöst wurde.
Auch wenn das Royal Observatory heute keine aktive Sternwarte mehr ist, es ist nach wie vor ein modernes Zentrum der Astronomie und Navigationswerkzeuge. Ein Museum dokumentiert eindrucksvoll die Zusammenhänge zwischen Zeitmessung und weltweiter Positionsbestimmung anhand der Sonne und der Sterne.
Wer sich für die Seefahrt interessiert, der sollte auch einen Abstecher in das Royal Maritime Museum machen, eines der größten und interessantesten Schifffahrtsmuseen der Welt. Das Museum beherbergt eindrucksvolle Schaustücke aus der Geschichte der englischen Seefahrt und ihrem Aufstieg zur Welthandelsmacht, von Entdeckungsreisen bis zu Kunstwerken und Erinnerungsstücken an den größten Seeheld Englands, Admiral Horatio Nelson.
Unübersehbar bei einem Spaziergang durch Greenwich ist ein alter Segler, die Cutty Sark, die in der Ortsmitte zur Schau gestellt wird. Die Cutty Sark ist der letzte und auch bekannteste Teeklipper, der im 19. Jahrhundert auf der Strecke zwischen England und China eingesetzt worden ist. Sie war das schnellste Schiff ihrer Zeit und benötigte 107 Tage für die Strecke von London nach Shanghai. Bis ins Jahr 1954 war sie im Einsatz.
Ein Tagesausflug nach Greenwich lohnt sich allemal. Sehenswert und erholsam, wenn man der schlechten Luft, dem Lärm und dem Trubel des Stadtzentrums London entfliehen möchte. Man lernt dabei auch einen seit 1997 als Weltkulturerbe der UNESCO ausgewiesenen Ort kennen. Ausschlaggebend dafür waren verschiedene Gründe. Darunter bedeutsame Architektur, z.B. bei Gebäuden von Christopher Wren oder dem Landschaftspark von André Le Nôtre. Ausgezeichnet werden sollte auch der königliche Ursprung verschiedener Gebäude und mit dem Royal Observatory die weltweite Bedeutung für die astronomische Forschung und die Erdvermessung mit Auswirkung bzw. Anwendung bei der Schifffahrt.
