Heute Abend in Libyen
„Wir sind hier ok! Wir danken der internationalen
Gemeinschaft für die schnelle und effektive Hilfe gegen die Luftangriffe der Gaddafi-Armee!“, schreibt Ali.
Noch gehen die Internetleitungen.
„Auch verstehen wir die Ziele, die Meinungen der Deutschen. Das ist sehr schwierig. Libyen war Schauplatz einer großen Schlacht im Zweiten Weltkrieg.
Alles, was damit zu tun hatte, haben alle Völker vergeben. Glaubt uns das. Das möchten wir zum Ausdruck bringen. Ihr Deutschen seid und bleibt Freunde, nicht Gegner. Wenn Ihr daran nicht teilnehmen wollt, so ist das Eure Entscheidung, die wir zu achten und zu verstehen haben!“
„Der Afrikafeldzug von Hitler war der Krieg der Nazis, nicht der der Deutschen. Hier ist ja auch nicht der Krieg der Libyer, sondern der Krieg Gaddafis. Wir haben nicht das Recht, Euch zu kritisieren, zudem wir glauben, dass sich einige Staaten den Rücken für weitere Revolutionen freihalten müssen. Wer ahnt, was die nächsten Monate bringen werden, weitere Revolutionen. Vielleicht werden wir dann alle auf Deutschlands Hilfe als geschickte, kluge Diplomaten angewiesen sein. Damit die ganzen, seit Jahrzehnten schwelenden Konflikte, nicht in einen gigantischen Flächenbrand ausarten.“
Trotz vieler Erklärungen des Gaddafi-Regimes, Waffenstillstand oder gar Friedensverhandlungen mit den Revolutionären, in Übereinstimmung mit der Resolution des UN-Sicherheitsrats aufzunehmen, zieht der libysche Diktator weiterhin seine Kräfte um Misurata, Zintan und Ajedabia zusammen. Konzentriert nunmehr nach den letzten, zum Teil für die hervorragend ausgebaute Infrastruktur des libyschen Militärs, vernichtenden Angriffe das systematische Artilleriebombardement auf Yefren. Ohne Gnade für die Zivilbevölkerung in dieser Stadt. Das zweifellos untergehende Regime stellte auch die meisten öffentlichen Dienste in dieser und in weiteren Städten, einschließlich der Wasser- und Stromversorgung, sowie die Telefon- und Internet-Verbindungen ein. Diese von der libyschen Regierung getroffenen Maßnahmen, die ein weiteres Verbrechen gegen die Menschlichkeit bedeuten, sogar das Niveau von Kriegsverbrechen erreichen, sind auch ein klarer Verstoß gegen die Resolution des Sicherheitsrates
und wir fordern die internationale Koalition auf, zu intervenieren, um die Zivilisten in dieser und in den anderen Städten zu schützen. Seine Bodentruppen richten hier noch genügend Schaden an.
Wir bitten die internationale Gemeinschaft, diese Akte der unfassbaren Aggression in den Städten in Libyen erneut zu verurteilen.
Doch wir danken für die Hilfe, die Bengasi, mehr oder weniger, noch in der Zeit, die uns verblieb, erreichte. Tagtäglich wird es schwieriger, den verbleibenden, zum Teil traumatisierten Revolutionären, den weiteren Weg zu erklären, den dieser Freiheitskampf nehmen soll.
Der französischen Luftwaffe gelang es, den Vormarsch von Gaddafis Kräften in Richtung Bengasi zu stören. Angesichts der Größe und Art des gehorteten Kriegsgeräts, Panzer, Lafetten und Raketenwerfer, die Gaddafi nur gegen die Zivilbevölkerung einsetzte, ist die Begradigung der Front durch die Franzosen, ein sehr großes Wunder.
Wenn der Vormarsch nicht gestoppt worden wäre, so glauben viele, wäre ein guter Teil der Bürger, Frauen und Kinder jämmerlich abgeschlachtet
worden. Es wird berichtet, dass fast 100 Panzer, eine ähnliche Zahl von mobilen Raketenwerfern und gesonderte Artillerie-Einheiten, die neben einer großen Anzahl von 4-WD Pickup-Trucks mit Flak und automatischen Waffen ausgerüstet, auf das belagerte Bengasi, vorrückten.
Gaddafi plante ein Blutbad unter den missliebigen Gegnern seiner Diktatur.
Gaddafis Kräften gelang es jedoch, einige versprengte Einheiten in Bengasi zu infiltrieren. Ein paar Panzer und ein paar hundert Personen in zivilen Autos und Kleintransporter mit leichten Waffen. Sie suchten zahlreiche Verstecke in der Stadt auf, um einen blutigen Guerillakrieg hinter der Front zu beginnen. Mehrere Panzer feuerten wahllos, zerstörten dabei zahlreiche Häuser. Töteten oder verletzten einige Zivilisten.
Zur gleichen Zeit, am Samstag, begannen zahlreiche Söldner und Gaddafi loyale Kämpfer, Panik und Chaos in der Stadt durch Legen von Feuer zu erzeugen, warfen planlos Handgranaten in den Straßen.
Revolutionäre stellten diese größtenteils Söldnerarmeen sofort. Es brachen viele Feuergefechte in der ganzen Stadt aus.
Es stellte sich heraus, dass diese Gruppen Unterschlupf in Schulen, die während dieser Zeit nicht geöffnet waren, suchten. Nachschublager von
leichten Waffen und Munition in diesen Gebäuden einrichteten. Nicht auszudenken, wenn der Schulbetrieb wieder aufgenommen worden wäre.
Unzählige militärische Auseinandersetzungen fanden ringsum viele Schulen statt.
Es gibt immer noch einige verdeckt in der Stadt operierende Einheiten, hier und da gibt es noch immer Schießereien.
Gaddafi ist es auch gelungen, einige Einheiten nachträglich einsickern zu lassen, wahrscheinlich Scharfschützen und Mordkommandos, die aus Hubschraubern in Bengasi absetzt, wurden. Etliche, schreckliche Morde und Mordversuche sind geschehen.
Bürger wurden plötzlich von Männern mit Macheten verfolgt. Ein junger Mann, der einen Livestream im Internet installiert hatte, von Ereignissen
in Libyen berichtete, wurde gezielt erschossen.
Es scheint so etwas wie eine Racheliste zu geben. Ein Arzt, der die Verwaltung die Verteilung von medizinischen Gütern in den befreiten Gebieten lenkte, wurde fast von einem Handgranatenangriff auf sein Auto getötet, konnte aber von Revolutionären, die die Attentäter erschossen, im
letzten Moment errettet werden.
In der Zwischenzeit setzt Gaddafi seine bösartigen Angriffe auf die Städte im Westen von Libyen fort.
Misurata ist ohne Wasser, seit fast einer Woche.
Heute erfuhren wir, dass das Wasser in der Stadt mit Abwasser verschmutzt wurde. Gaddafi besitzt eine unglaubliche Kraft in der Vorstellung des
Bösen.
Die Revolutionäre kontrollierten ein paar Tage entlang der Hauptstraße, die zum Platz vor der Verwaltung in Misurata führte. Sie besetzten diese
strategisch wichtigen Punkte einfach, jedoch in der Zwischenzeit ist es den Kräften von Gaddafi gelungen, erhebliche Zerstörungen in der Innenstadt anzurichten, mit Panzern einzudringen, die ziellos Gebäude beschossen und aus Wohngebäuden zu feuern. Scharfschützen auf den Dächern schießen auf alles, was sich bewegt oder nur in ihre Sicht kommt. Es geht nur um das Töten. Das eigentliche Blutbad.
Gefürchtete Sicherheitsbataillone Gaddafis rückten auch zur Belagerung Zetangs im westlichen Gebirge an, die Artillerie wurde auf die Stadt gerichtet.
Tripolis, Zawiyah und Zwara sind zwar weiterhin unter der Schreckensherrschaft, die ihnen durch die marodierenden Sicherheitskräfte aufgezwungen wird, jedoch auch in diesen Kreisen regt sich zunehmender
Widerstand. Alle Libyer leiden schon zu lange unter einer Familie und deren treuen Vasallen.
Gaddafi setzte im tödlichen Spiel mit dem Leben der libyschen Bürger auf die Taktik mit menschlichen Schutzschilden. Bekannt seit Saddam.
Ein paar Dutzend seiner Anhänger wurden in sein militärisches Hauptquartier in Bab Al Aziziya in Tripolis gebracht. Sie wurden kurz zuvor verhaftet.
Gaddafi benötigte Leute, die allen Ernstes behaupten, dass ihr Leben in Gefahr ist, weil die internationale Koalition zum Schutz der Sicherheit der libyschen Bürger, die Kommando- und Kontrollzentren neutralisierten.
Einige von Gaddafis Truppen sind in die Defensive gedrängt worden.
Gerüchte grassieren hier seit mehreren Wochen, dass Gaddafi, die Familien
vieler seiner Helfer in dieses Hauptquartier bringen ließ, um ihn, den Führer der Graswurzelrevolution zu schützen. Er hält sie als Geiseln, um die Loyalität dieser Mitkämpfer zu gewährleisten.
Es wird auch gemunkelt, dass der Gaddafi Clan große Teile der Führung von einigen der wichtigsten Stämme, die noch nicht eine starke Position innerhalb der Revolution eingenommen haben, vor allem Wefallas, als Geiseln missbraucht. Natürlich um ihre fortwährende Neutralität zu erpressen.
Gaddafi kündigte außerdem einen weiteren Trick an. Er will eine Demonstration der „Zivilisten“ von Tripolis nach Bengasi schicken, angeblich um zu beten, für das ewige Leben seiner toten Soldaten. Sicher ist, dass Gaddafi diese Gelegenheit nützen würde, wenn er dürfte, um den militärischen Konflikt auf eine höhere Ebene tragen.
Einen Glaubenskrieg zu entfachen.
Die Uhr tickt weiterhin für Gaddafi, seine Tricks, seine Propaganda, nachdem er zuvor jegliche Glaubwürdigkeit innerhalb der internationalen
Gemeinschaft verloren hatte. Schon vor langer Zeit zeigte er seinen eigenen Leuten, dass diese um ihr Leben fürchten müssen, er noch bösartiger und mörderischer werden kann. Ein schnelles Ende seiner Herrschaft wird immer mehr eine Notwendigkeit, um Leben zu schützen.
Viele kontroverse Gespräche finden statt, nicht nur in Euren TV Sendern, ob die alliierten Streitkräfte das Recht haben,
Muammar Gaddafi persönlich anzugreifen. Gaddafi selbst behauptete, dass er keinerlei Legitimation innerhalb Libyens hat.
So was macht er da?
Er war ein Oberst in der libyschen Armee. Gaddafi bestellte in einer Fantasieuniform, mit dem gestohlenen Geld des libyschen Volkes, Söldner, die Euch, oder vielmehr die Koalition der internationalen
Kräfte in einen Krieg mit hineinzogen.
Ganz abgesehen davon, dass er sein eigenes Volk abschlachtet.
Folglich wären er und seine Helfer ein legitimes Ziel einer militärischen Operation.
Ein militärischer Angriff auf seine Kasernen oder Kommandostrukturen oder Kontrollzentren, oder sogar auf ihn persönlich, wo immer er ist, während
dieser Militäroperation, die er gegen sein Volk durchführt, wären nicht als ein politischer Mord an einem Staatsoberhaupt zu sehen, sondern lediglich als die Beseitigung einer militärischen, einer
völkerrechtlichen Bedrohung zu verstehen.
Wir wissen hier, dass dies nur sehr schwer mit Eurer Ethik vereinbar ist, aber angesichts der vielen Tausenden, die in dem Konflikt ihr Leben ließen,muss dieser Krieg mit allen Mitteln, so schnell wie möglich, sein Ende finden.
Herzliche Grüße nach Deutschland!