Ri Il-gyu, ein 52-jähriger politischer Berater der nordkoreanischen Botschaft in Kuba, ist im November mit seiner Familie nach Südkorea geflohen. In einem Exklusivinterview mit der Tageszeitung Chosun Ilbo wurde dieser bemerkenswerte Überläufer bekannt.
Ri war seit 1999 im nordkoreanischen Außenministerium tätig. Er arbeitete sowohl unter dem jetzigen Machthaber Kim Jong Un als auch unter dessen Vater Kim Jong Il. Er war unter anderem stellvertretender Direktor für lateinamerikanische Angelegenheiten und wurde von Kim Jong Un für seine Bemühungen um die Freilassung eines in Panama festgehaltenen nordkoreanischen Frachters ausgezeichnet.
Laut Ri würden viele Nordkoreaner zumindest einmal darüber nachdenken, in Südkorea zu leben. Die Enttäuschung über das nordkoreanische Regime und die düsteren Zukunftsaussichten hätten ihn schließlich zur Desertion bewogen. Dieser diplomatische Übertritt ist einer der bedeutendsten seit dem Übertritt von Thae Yong-ho, dem damaligen stellvertretenden Botschafter Nordkoreas in Großbritannien, im Jahr 2016.
Ri’s Flucht ereignete sich wenige Monate vor der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Südkorea und Kuba im Februar. Diese unerwartete Wendung verschärfte die Spannungen und führte Berichten zufolge dazu, dass Nordkorea seine Diplomaten in Havanna mit Sanktionen belegte. Die Entscheidung Kubas, diplomatische Beziehungen mit Südkorea aufzunehmen, scheint ein strategischer Schritt zu sein, um den Handel mit einer der weltweit größten Volkswirtschaften zu erweitern.
Quelle Chosun Ilbo