Fette, glücklich quiekende Ratten, die inmitten des täglich zunehmenden Mülls ihre Nahrung und ihren Nistplatz finden. Die Tiere sind wohlgenährt und selbst das krisenbewährte Ordnungsamt findet keine Möglichkeit der Schädlingsbekämpfung mehr. Die Temperaturen sind hoch. Es beginnt mit dem Einzug der neuen Jahreszeit zu stinken.
Vorab: die Polizei hat längst aufgegeben und rät, man will es nicht glauben, den Bewohnern die Straße zu verlassen. Deutsche unerwünscht. Das wird dadurch untermalt, dass ein schwarzer Geländewagen mit bulgarischen Kennzeichen am Bordstein hält und den Bewohnern der umliegenden Häusern angedroht wird, dass sie auf den Strich gesandt werden. Das trifft natürlich nur die Frauen. Sonst wird schon mal gerne in den Schritt gefasst oder an die Brust, um der Drohung Nachdruck zu verleihen und die Fleischbeschau schon mal durchzuführen.
Nur am Oberen Markt, wo der OB residiert. Ja, um die Ecke. Knapp 1.500 Meter Luftlinie. Der Nachfolger war auch schon ausgemacht, Herr Aumann, er rechnete sich große Chancen auf die Nachfolge aus und gehört auch der gleichen Partei an. Er wurde es auch, der neue OB. Ende September 2019 wurde die Stafette übergeben.
Fried übergibt nach einem etwas eigenwilligen Stil die völlig heruntergekommene, bis zur Erbärmlichkeit verkommene, Stadt Neunkirchen. Gut, wir wollen die Bliesterassen nicht vergessen. Und die Weltkriegs-Bombe, die dabei gefunden wurde. Ein kleines Dankeschön für das Musical-Projekt soll auch nicht fehlen. Ganz hübsch anzusehen – aber ein paar Meter weiter beginnt der Abgrund, fast gegenüber dem Bahnhof. In einer Seitenstraße, dort, wo noch eine Kneipe ist und sich die Betrunkenen nette Geschichten aus längst vergangenen Tagen erzählen, die an das Lied von Reinhard Mey „Dieter Malinek, Ulla und ich“ aus den 1980er Jahren erinnern.
Eine völlig genervte Mitarbeiterin des fast unerreichbaren und scheidenden Bürgermeisters würgt das Gespräch nach wenigen Augenblicken ab. An den Sorgen der Bürger besteht kein Interesse. Warum auch? Alle denken an sich, nur ich denke an mich. Fried, der große Star der vollkommen missratenen Neunkirchener Politik, geht in den wohlverdienten Ruhestand. Das sehen alle ein und wünschen ihm zumindest im Ruhestand ein glückliches Händchen und gute Erholung.
Nachts, wenn es draußen dunkel wird
Wenn mit Benzin gegrillt wird, kann es schon mal zu einer Verpuffung kommen. Schnellgrillen. Das Fleisch schmort dann, wie auch die mit 20 Liter Kanistern Benzin hantierenden Bulgaren, die sich, eigenem Bekunden nach um die Gesetze in Deutschland, einen Dreck scheren und den horten diese Personen sichtbar vor der Tür. Da wird schon mal über den Gartenzaun gedroht, wenn die Motorteile nicht abgestellt werden dürfen. Woher die Teile stammen und wer die Reste entsorgen soll, steht in den Sternen. Öl versickert ins Erdreich, aber die illegale Garage gedeiht. Ganze Kundenströme ergießen sich zu den hart schraubenden Schwarzarbeitern aus Bulgarien. Es riecht nach Exkrementen, hier und da wird schon mal auf den Müll gekotet, auch manchmal aus dem 2. Stock uriniert. Die Ratten freut es. Es quiekt laut.
In der Peter-Wust-Straße ist es nicht mehr weit her mit dem Existenzialismus des Namensgebers. Mit Benzin wird fast täglich zwischen Klauware und Abfall gegrillt. Am liebsten die scharfen Käsewürstchen. Erinnerung an den Balkan, es zischt so schön zum Quieken der anderen Bewohner, die sich zwischen den aufgehäuften Säcken verstecken und auf ihre sichere Chance warten. Bald mehr Ratten als Menschen wohnen in den beiden Häusern. Daneben: Busse kommen an, werden vollgeladen, die Ware wird auf der großzügigen Terrasse im 1. Stock des Anwesens gesammelt. Alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Vor einem Jahr wurde ein Wagen kurzerhand abgefackelt, erzählt ein Mieter. Die Bulgaren hätten darumgestanden und dem munteren Feuerchen zugesehen. Beifall geklatscht, als Feuerwehr mit großem Tatütata kam.
Reicher Schmarotzer
Nicht unerheblicher Nutznießer dieser doch eher unglaublichen Geschichte, ist ein Vermieter, der nur aufs Geld schaut. Aber dem gehört das Haus nebenan. Er hat ausweislich des Telefonbuches eine Firma im Saarland. Was er wirklich macht, weiss niemand. Aber in den Wohnungen zieht es. Billige Substanz für viel Geld. Das mag Thomas J. am liebsten. Er liebt Geld und flotte Sprüche aus der rechten Ecke. Kassieren, das von den Ärmsten der Armen. Und noch ein bisschen mehr darf es sein. Immer wieder. Thomas J. wirkt auf den ersten Blick freundlich und wie ein herzlicher Mensch, aber seine Geldgier ist unbeschreiblich. Diese Eigenschaft tut richtig weh. Er ist einer der hemmungslosen Profiteure des Systems No-Go. Thomas J. zockt ab, für Wohnungen, in denen Menschen sich fürchten würden, zu bleiben. Er quetscht ohne Hemmungen das letzte Bisschen aus Menschen heraus. Das nimmt er sich, der nette Vermieter. Es darf immer ein wenig mehr sein. J. ist nicht etwa sozial, sondern die Wohnungen werden über das Sozialamt des Landkreises vermittelt.