Text und Bilder, rm, 2024
Weithin sichtbar thront der Vesuv über der Stadt Neapel. Mit seiner charakteristischen Kegelform ist er der Inbegriff eines Vulkans, insbesondere bekannt durch den verheerenden Ausbruch im Jahr 79 n. Chr., als er die antiken Orte Pompeji und Herkulaneum zerstörte.
Aber es ist nicht der Vesuv, der momentan nicht nur für Aufregung sondern spürbare Erdbeben sorgt. Auf der anderen Seite von Neapel macht derzeit ein anderes Vulkansystem von sich reden, die Campi Flegrei oder Phlegräischen Felder (=brennenden Felder) in der Nähe der Hafenstadt Pozzuoli, ca. 10 km vom Stadtzentrum Neapels entfernt.
Die Solfatara von Pozzuoli ist eigentlich ein alter Krater oder nichts anderes als ein Trockenmaar. Sie war lange Zeit ein attraktives Touristenziel, um postvulkanische Erscheinungen zu sehen. An verschiedenen Stellen treten vulkanische Dämpfe aus (Fumarolen), es gibt blubbernden heißen Schlamm, der Untergrund klingt stellenweise ganz hohl und die Schwefeldämpfe kann man riechen (Geruch wie der fauler Eier) bzw. auch an den gelben Verfärbungen des Gesteins erkennen. Im Jahr 2017 war es zu einem dramatischen Unfall gekommen. Ein 11-jähriger Junge war in eine Fumarole gefallen und bei dem Versuch das Kind zu retten, sind beide Eltern mit dem Kind zu Tode gekommen. Seitdem ist die Solfatara geschlossen. Auch der Campingplatz, der das Zelten an einem der spannendsten Orte der Erde ermöglichte.
Der Vulkankrater soll bei einem Ausbruch vor ca. 4000 Jahren entstanden sein. Inzwischen weiß man, dass es sich dabei nur um einen von vielen Kratern eines sog. Supervulkans handelt, der vor ca. 39000 Jahren ausgebrochen ist und Folgen auf das Klima weltweit hatte, deshalb „Supervulkan“. Manche Wissenschaftler bringen sogar das Aussterben des Neandertalers mit dem Vulkanausbruch in Verbindung. Damals war eine Caldera (ein Kraterrand) mit einem Durchmesser von 15 x 12 km entstanden.
Der letzte bekannte Ausbruch war im Jahr 1538 und führte zur Entstehung des Monte Nuovo, einem 133 m hohen Vulkankegel bei Pozzuoli.
Der Ort Pozzuoli selbst unterliegt immer wieder Hebungs- und Senkungsphasen. In den letzten 70 Jahren hat sich der Ort um 4 m gehoben, deutlich sichtbar an der Hafenmauer von Pozzuoli. An erhaltenen antiken Tempelsäulen im Ortskern zu erkennende Muschelspuren, sind ein Beweis dafür, daß der Ort auch schon vom Meer überspült war.
Seit 2011 werden im Gebiet der Phlegräischen Felder verstärkte seismische Bewegungen beobachtet. Immer wieder kommt es zu sog. Schwarmbeben, die von Spannungen im Gestein zeugen. Gerade in den letzten Tagen war die Aktivität wieder besonders stark. Von einer besorgniserregenden Entwicklung will die Wissenschaft noch nicht sprechen. Die Lage wird allerdings sorgfältig beobachtet und untersucht. Sicherheitsmaßnahmen und Warnsysteme werden ohnehin kontinuierlich aktualisiert