Titelbild Ceaușescu
Es scheint vergessen, was mit den Diktatoren des Ostblocks geschah, als der Sozialismus gescheitert war. Elena Ceaușescu (geboren als Lenuța Petrescu) war eine rumänische Politikerin und die Ehefrau des langjährigen rumänischen Diktators Nicolae Ceaușescu. Ihr Leben war geprägt von einem Aufstieg aus ärmlichen Verhältnissen zur zweitwichtigsten Person im kommunistischen Rumänien, einem ausgeprägten Personenkult und einem dramatischen Ende während der Revolution von 1989.
Elena Ceaușescu wurde am 7. Januar 1916 in Petrești, einem kleinen Dorf im Kreis Dâmbovița, als Lenuța Petrescu geboren. Ihre Familie war bäuerlich und lebte in bescheidenen Verhältnissen. Ihre Eltern, Nea und Alexandra Petrescu, besaßen ein kleines Stück Land, das kaum zum Lebensunterhalt reichte. Elena besuchte die Grundschule bis 1930, brach diese jedoch im Alter von 14 Jahren ab – angeblich, weil sie die Anforderungen nicht erfüllen konnte. Danach zog sie nach Bukarest, um Arbeit zu suchen und ihre Familie finanziell zu unterstützen.In Bukarest begann sie eine Lehre in der Textilfabrik „Lantex“, die sie 1936 abschloss. Während dieser Zeit kam sie in Kontakt mit der Arbeiterbewegung, Gewerkschaften und der Kommunistischen Jugendunion (UTC). 1937 trat sie der damals illegalen Kommunistischen Partei Rumäniens (KPR) bei, wo sie 1939 Nicolae Ceaușescu kennenlernte, einen aufstrebenden kommunistischen Aktivisten. Die beiden heirateten 1945, nach seiner Entlassung aus der Haft, die er wegen seiner politischen Aktivitäten verbüßt hatte.Nach dem Zweiten Weltkrieg begann Elenas politischer Aufstieg an der Seite ihres Mannes. In den frühen 1950er Jahren arbeitete sie als Sekretärin im rumänischen Außenministerium. Gleichzeitig wurde in ihrer offiziellen Biografie behauptet, sie habe an der Universität Bukarest Industriechemie studiert und 1957 ihr Studium abgeschlossen.
Später wurde jedoch stark bezweifelt, dass sie ein reguläres Studium absolviert hatte – wahrscheinlich besuchte sie lediglich einige Kurse, da sie als dreifache Mutter (Valentin, Zoia und Nicu) kaum Zeit dafür gehabt hätte.Trotzdem nannte sie sich ab 1957 „Ingenieurin“ und strebte nach höheren akademischen Titeln. 1964 wurde sie Direktorin des Instituts für Chemische Forschung in Bukarest. 1967 erhielt sie einen Doktortitel für ihre Dissertation „Die stereospezifische Polymerisation von Isopren“. Es gilt jedoch als gesichert, dass diese Arbeit nicht von ihr selbst verfasst wurde, sondern von Chemikern wie Osias Solomon und Radu Bordelanu. Ihre wissenschaftlichen „Erfolge“ waren Teil eines orchestrierten Personenkults: Sie wurde als „Gelehrte von Weltruhm“ gefeiert, ihre angeblichen Forschungsergebnisse wurden veröffentlicht, und sie erhielt zahlreiche Ehrungen, obwohl sie kaum chemisches Wissen besaß.Parallel dazu wuchs ihr politischer Einfluss. Nachdem Nicolae Ceaușescu 1965 Generalsekretär der Kommunistischen Partei und später Staatspräsident wurde, stieg Elena in die Führungsriege auf. 1979 wurde sie Mitglied des Politbüros und 1980 Erste Vizepremierministerin – damit war sie de facto die zweitmächtigste Person im Land.Um Elena Ceaușescu entwickelte sich ein Personenkult, der zwar weniger intensiv war als der ihres Mannes, aber dennoch auffällig. Sie ließ sich als „Mutter der Nation“ und „führende Wissenschaftlerin“ feiern. Ihr Bild erschien auf Porzellantellern, Medaillen und Plakaten, ihre angeblichen Werke wurden prominent ausgestellt. Ihr Ehrgeiz und Größenwahn waren berüchtigt: Während das rumänische Volk in den 1980er Jahren unter Hunger, Stromausfällen und wirtschaftlichem Niedergang litt, lebte sie in Luxus. Berichten zufolge ließ sie für ihren Hund englische Kekse einfliegen und hortete Reichtümer in der repräsentativen Ceaușescu-Villa in Bukarest.Elena übte erheblichen Einfluss auf die Politik aus, oft mit katastrophalen Folgen. Sie war maßgeblich an der rigiden Geburtenpolitik beteiligt, die Abtreibungen verbot und Frauen zwang, viele Kinder zu gebären, um die Bevölkerung zu vergrößern. Dies führte zu Tausenden von Waisenkindern und einem Anstieg der Müttersterblichkeit. Ihr Einfluss galt als so groß, dass sie von vielen Rumänen mehr gefürchtet wurde als ihr Mann.Das Ende von Elena und Nicolae Ceaușescu kam mit der Rumänischen Revolution im Dezember 1989. Nach einem Volksaufstand in Timișoara, der sich auf das ganze Land ausbreitete, verlor das Regime die Kontrolle. Am 21. Dezember 1989 sprach Nicolae vor 100.000 Menschen in Bukarest, doch die Menge wandte sich gegen ihn. Die Geheimpolizei Securitate eröffnete das Feuer, aber das Militär unter Verteidigungsminister Vasile Milea verweigerte den Befehl Am 22. Dezember flohen Elena und Nicolae per Hubschrauber aus Bukarest. Nach mehreren Stunden auf der Flucht wurden sie in Tîrgoviște von Revolutionären und Militärangehörigen festgenommen. Am 25. Dezember 1989 wurden sie in einem hastig einberufenen Militärgericht in einem Schnellverfahren angeklagt, unter anderem wegen Völkermords und der Zerstörung der rumänischen Wirtschaft. Die Verteidigung war inexistent, und das Urteil – Tod durch Erschießen – stand von vornherein fest.Kurz nach der Urteilsverkündung wurden Elena und Nicolae an eine Wand der Kaserne in Tîrgoviște geführt und exekutiert. Elena soll den Soldaten zugerufen haben: „Ich habe euch wie eine Mutter großgezogen!“, bevor die Schüsse fielen. Die Hinrichtung wurde gefilmt und weltweit ausgestrahlt, um den Sturz des Regimes zu bestätigen.
Ihre Leichen wurden zunächst anonym auf dem Ghencea-Friedhof in Bukarest begraben; eine Exhumierung 2010 bestätigte ihre Identität.Elena Ceaușescu bleibt in Rumänien eine umstrittene Figur. Sie wird als Symbol für Korruption, Machtmissbrauch und die Schrecken der kommunistischen Diktatur gesehen. Ihr falscher akademischer Ruhm und ihr luxuriöser Lebensstil kontrastieren scharf mit dem Elend, das sie mitverursachte. Gleichzeitig gibt es eine kleine Gruppe von Nostalgikern, die die Ceaușescu-Ära idealisieren, oft aus Unzufriedenheit mit der Gegenwart.
Ihr Leben ist ein Beispiel für den Aufstieg durch politische Verbindungen und Manipulation sowie für den abrupten Fall durch den Widerstand eines unterdrückten Volkes. Heute sind Orte wie die Ceaușescu-Villa oder der Palast des Volkes in Bukarest touristische Attraktionen, die an ihre Herrschaft erinnern – und an ihren dramatischen Untergang.