Reiseziel überdenken
Heute erging ein Reisehinweis des Auswärtigen Amtes in Berlin, für deutsche Staatsangehörige in sozialen Netzwerken. Schon die kleinste Sympathiebekundung für eine von Erdogan verschmähte Gruppe, könnte als „Präsidentenbeleidigung“ oder „Propaganda für eine terroristische Vereinigung“ ausgelegt werden.
Dort, in den sozialen Netzwerken, werden die Liker und Kommentartoren augenscheinlich systematisch ausgespäht.
Schlimm genug.
Das heisst im Umkehrschluss, dass die Türkei die Meinung Andersdenkender nicht akzeptiert, sondern nur die Meinung der AKP. Eine gewisse Salamitaktik, während der Aufklärung zum Mord an dem saudischen Journalisten Jamal Khashoggi, der in Istanbul in dem saudischen Konsulat bestialisch umgebracht wurde.
Erdogan betreibt die Ermittlung nicht aus Menschenfreundlichkeit, sondern weil er handfeste Interessen verfolgt, um Saudi-Arabien aus dem Mittelpunkt arabischen Welt abzulösen.
Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Erdogan schwingt sich zum Hüter der Freiheit auf, der Pressefreiheit und anderer Grundrechte. Viele Menschen in der Türkei verschwinden einfach. Minderheiten aller Art sind im Focus der Sicherheitsbehörden der Türkei.
Interpol wird über Haftbefehle der Türkei regelrecht missbraucht.Stichwort: Red Notice.
Es gab Zeiten, da akzeptierte der türkische Staat die Meinung des Auslandes.
Erdogan akzeptiert die Meinung nicht – er kann es nicht, weil jeder ein Terrorist ist, der nicht seiner Meinung ist.
Viele zweifeln an dem, was Erdogan den Putsch durch die Gülen – Bewegung nannte.
Die Türkeiurlauber müssen sich fragen lassen, ob sie dieses Risiko bewusst eingehen wollen, für einen Like der eigenen Meinung am Ende Jahre in türkischen Gefängnissen abzusitzen. Mit dubioser Anklage.
Natürlich hat das, und das muss klar sein, nichts mehr mit Demokratie, sondern mit dem von Erdogan und seiner AKP geförderten Diktatur zu tun.
Erdogan ist kein Demokrat, es sitzen mehr 100 Journalisten in türkischen Gefängnissen, die dort sicherlich nicht hingehören. Schlicht, sie sind Erdogan ein Dorn im Auge.
Nun der Warnhinweis des Auswärtigen Amtes.
Jeder sollte sein Urlaubsziel gut überlegen, kein Risiko eingehen für die freie Meinungsäußerung willkürlich bestraft zu werden. Die Türkei, so wunderschön das Land ist, kann man auch noch später besuchen.