Es ist 7.30 Uhr an einem sonnigen Wintertag im Juli 1985.In der Nacht waren in dem nahen Township schwere Auseinandersetzungen. Wir sind eingeladen in den Schacht zu sinken in einem weißen Overall und mit grünem Helm, Licht und Akku, einer Flasche geeistem Zitronensaft aus Konzentrat Im Freistaat ist es noch relativ ruhig, doch sind die Sicherheitskontrollen erheblich.
Aus Sicherheitsgründen dürfen wir die Miene und den Ort nicht benennen.
Im Jahr 1985 ist Südafrika der weltweit größte Goldproduzent, und die Goldminen – insbesondere im Witwatersrand-Becken rund um Johannesburg – sind das Rückgrat der Wirtschaft. Die Minenindustrie beschäftigt Hunderttausende, überwiegend schwarze Arbeiter, und trägt erheblich zum Bruttoinlandsprodukt bei. Doch die Arbeits- und Lebensbedingungen spiegeln die tief verwurzelte Rassenungleichheit der Apartheid wider. Die 1980er Jahre sind eine Zeit wirtschaftlicher Stagnation und internationaler Sanktionen gegen Südafrika wegen der Apartheidpolitik. Gleichzeitig wächst der Einfluss der National Union of Mineworkers (NUM), die 1982 gegründet wurde und die Rechte schwarzer Bergarbeiter vertritt. 1985 steht die NUM kurz vor ihrem ersten großen Streik und die Spannungen zwischen Arbeitern, Minenbetreibern und der Regierung sind spürbar.Die Arbeit in einer Goldmine ist extrem gefährlich, körperlich anstrengend und technisch anspruchsvoll.
Heutzutage sind viele der reichsten Goldadern in Tiefen von 2 bis 3 Kilometern abgebaut, manche sogar tiefer. Die Bedingungen unter Tage sind brutal. Wir sollten es als Bantu-Paradies schildern. Kühlung und westliche Standards, davon sind wir in der unterirdischen Stadt weit entfernt. In diesen Tiefen steigen die Temperaturen auf über 40 °C, oft mit nahezu 100 % Luftfeuchtigkeit. Ventilationssysteme sind vorhanden, aber oft unzureichend, was die Arbeit erstickend macht.Einstürze, Felsstürze, sogenannte „rock bursts“, und Gasexplosionen sind ständige Risiken.
Die Witwatersrand-Minen sind tektonisch aktiv, und die Sicherheitsstandards für schwarze Arbeiter sind deutlich niedriger als für weiße Aufseher. Hunderte Bergarbeiter starben schon bei Unfällen – genaue Zahlen variieren, aber die NUM schätzt, dass dieses Jahr bisher etwa 600 bis 800 Menschen ums Leben kamen.Der Abbau erfolgt mit Sprengstoffen (Dynamit), Bohrern und Handarbeit. Arbeiter, oft in Schichten von 10 bis 12 Stunden, sprengen Gestein, räumen es weg und transportieren es zur Verarbeitung. Maschinen wie pneumatische Bohrer werden eingesetzt, aber vieles war noch manuelle Schwerstarbeit.
Silikose (Staublunge) und Tuberkulose sind weit verbreitet, da die Arbeiter Staub und schlechter Luft ausgesetzt sind. Schutzkleidung ist minimal – Helme und Stiefel sind Standard, aber Atemschutz oft nicht verfügbar.Die Minen sind ein Mikrokosmos der Apartheid. Die Belegschaft ist strikt nach Rasse getrennt.Sie bildet die Mehrheit und verrichtet die gefährlichste Arbeit unter Tage – Bohren, Sprengen und Schaufeln. Sie werden schlecht bezahlt, oft nur ein Bruchteil des Lohns weißer Kollegen und leben in sogenannten „Compounds“ oder Hostels, überfüllten Wohnheimen nahe den Minen.Diese Unterkünfte sind spartanisch, mit Gemeinschaftsschlafsälen und wenig Privatsphäre.Sie besetzen Aufsichts- und Verwaltungspositionen, wie Sprengmeister oder Schichtführer, und arbeiten selten unter Tage in den gefährlichsten Bereichen. Ihre Löhne sind höher, und sie leben in separaten, komfortablen Wohnsiedlungen.Viele schwarze Arbeiter kommen aus ländlichen Gebieten Südafrikas, den Homelands oder Nachbarländern wie Lesotho, Mosambik oder Malawi. Sie wurden über zweifelhafte Arbeitsagenturen angeworben und sind oft von ihren Familien getrennt, was das System der Vergessenheit verstärkt.
Zudem lassen sich die Arbeiter einfacher kontrollieren.Ein schwarzer Bergarbeiter beginnt seinen Tag früh, oft um 4 oder 5 Uhr morgens. Nach einem kargen Frühstück, Maisbrei mit einer undefinierbaren Pampe im Hostel, steigt er in einen Käfiglift, der ihn in wenigen Minuten kilometerweit in die Tiefe bringt. Wir fahren noch einen weiteren Schacht, der parallel zum Hauptschacht verläuft, tiefer in das Bergwerk ein. Es liegt ein extremer Geruch von Abwasser und Schweiß in der Luft, von verfaultem Holz. Wir dürfen Fragen in Zulu stellen, was die wenigsten von uns können.
Dort angekommen, marschiert er durch enge, feuchte Stollen zu seiner Arbeitsstelle. Die Luft ist schwer, die Beleuchtung schwach – nur Helmlampen und vereinzelte Lichter erhellen die Dunkelheit.Die Arbeiter sind verantwortlich für das Bohren von Löchern in die Felswand, Platzieren von Sprengstoff, Rückzug in einen sicheren Bereich während der Detonation, dann Zurückkehren, um das Geröll wegzuräumen. Pausen sind kurz, und Wasser ist knapp. Am Ende der Schicht, oft erst nach 10 Stunden, kehrt der Arbeiter erschöpft an die Oberfläche zurück, nur um den Zyklus am nächsten Tag zu wiederholen.Die südafrikanischen Goldminen sind heutzutage technologisch fortschrittlich, aber die Innovationen kommen vor allem den Minenbetreibern zugute, nicht den Arbeitern. Förderbänder, elektrische Züge und Wasserpumpen, um Wasser aus den Tiefen abzuleiten) sind Standard. Dennoch ist die Arbeit stark von menschlicher Kraft abhängig, da Maschinen die engen, unregelmäßigen Stollen nicht vollständig ersetzen können.Der Einfluss der NUM und soziale Spannungen ist die National Union of Mineworkers unter Cyril Ramaphosa auf dem Vormarsch.
Die Gewerkschaft fordert bessere Löhne, Sicherheitsstandards und ein Ende der Rassendiskriminierung. Streiks und Arbeitsniederlegungen werden häufiger, obwohl sie unter dem derzeitigen Ausnahmezustand brutal niedergeschlagen werden. Die Minenbesitzer, unterstützt von der Regierung, sehen die NUM als Bedrohung, was die Spannungen verschärft.Nach Schichtende kehrten schwarze Arbeiter in die Compounds zurück, wo Alkohol, Glücksspiel und gelegentliche Tänze oder Musik die einzigen Ablenkungen sind Familienbesuche sind selten, da viele Arbeiter monatelang von zu Hause weg sind. Weiße Bergmänner, die wie Aufseher wirken, hingegen fahren zu ihren Familien in Vororte wie Randfontein oder Krugersdorp.Die Goldminen sind nicht nur wirtschaftlich, sondern auch symbolisch zentral für das Apartheid-System. Sie repräsentierten den Reichtum der weißen Elite und die Ausbeutung der schwarzen Mehrheit. Gleichzeitig werden sie zu einem Brennpunkt des Widerstands, der den Wandel in den kommenden Jahren ankündigt.
Das Leben unter Tage in einer südafrikanischen Goldmine im Jahr 1985 ist von Härte, Gefahr und Ungerechtigkeit geprägt. Es ist eine Welt der Extreme, tief unter der Erde, wo Gold die Wirtschaft treibt, aber die Menschen, die es fördern, kaum davon profitieren. Genauer dürfen wir nicht schreiben – aus Sicherheitsgründen, wie man uns erklärt .