Die ersten pogromartigen ausländerfeindlichen Ausschreitungen in Deutschland nach 1945 waren die Erfurter Ausschreitungen von 1975. Sie fanden vom 10. bis 13. August statt und richteten sich gegen algerische Vertragsarbeiter, die seit Juni 1975 in verschiedenen Erfurter Betrieben gearbeitet hatten. Deutsche jagten Algerier durch das Stadtzentrum von Erfurt und griffen sie mit Eisenstangen und Holzlatten an.
Bereits vor den Ausschreitungen war es vor allem in Gaststätten und bei Tanzveranstaltungen zu Konflikten zwischen Deutschen und Algeriern gekommen. Unter den algerischen Arbeitern kursierten Gerüchte über Unsauberkeit, mangelnde Arbeitsmoral, Alkoholismus und Prostitution. Außerdem kursierten Vermutungen über Bevorzugung bei Bezahlung und Wohnungssuche.
Ein ehemaliger Angehöriger der Deutschen Volkspolizei vermutete in einem Interview die Ursachen in einem konkreten Vorfall: Algerische Vertragsarbeiter seien in Wohnungen eingewiesen worden, die zuvor DDR-Bürgern versprochen worden waren. Dies führte zu Gerüchten und frei erfundenen Anschuldigungen bis hin zu Vergewaltigungs- und Mordvorwürfen gegen die algerischen Arbeiter.
Die Bezirksverwaltung Erfurt des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) ging allen Gerüchten nach und konnte keine schweren Straftaten von Algeriern feststellen. Es wurde festgestellt, dass, seit die Algerier nach Erfurt kamen, Gerüchte gestreut wurden, die jeglicher Grundlage entbehrten.
Recherchen des Mitteldeutschen Rundfunks und des Historikers Harry Waibel dokumentierten die Vorgänge, wobei sich die MfS-Akten auf Berichte von Volkspolizisten und MfS-Mitarbeitern stützten und die Perspektive der algerischen Vertragsarbeiter kaum berücksichtigt wurde.