Titelbild Birgit Ameis © Polizei
Birgit Ameis war eine 54-jährige Frau aus Lohmar, Nordrhein-Westfalen, deren Verschwinden und späterer Tod bis heute ein ungelöstes Rätsel darstellen.
Sie arbeitete beim Deutschen Wetterdienst am Flughafen Hahn in Rheinland-Pfalz, etwa 170 Kilometer von ihrem Wohnort entfernt. Ihr Fall erregte bundesweit Aufsehen und gilt als einer der bekanntesten ungeklärten Kriminalfälle Deutschlands der letzten Jahre.
Wer war Birgit Ameis?
Birgit Ameis führte ein scheinbar unspektakuläres Leben. Sie war verheiratet, hatte drei erwachsene Kinder und war bekannt für ihre Zuverlässigkeit und ihren ruhigen Charakter.
Als Beamtin des Deutschen Wetterdienstes war sie für die Erfassung und Weitergabe von Wetterdaten zuständig, die sie vom Tower des Flughafens Hahn aus an die Zentrale in Offenbach meldete. Ihr Arbeitsplatz bot ihr einen Blick auf den Hunsrück und den Himmel, den sie sehr schätzte. Sie war eine leidenschaftliche Wanderin und nutzte ihre freie Zeit gerne für Spaziergänge in der Natur.
Zu ihren Hobbys gehörte auch das Häkeln – ihre selbst gemachte Pudelmütze mit einem Pompon in den französischen Nationalfarben wurde später ein bekanntes Detail in den Medienberichten.Da die Entfernung zwischen ihrem Wohnort Lohmar und dem Flughafen Hahn beträchtlich war, übernachtete sie zwei- bis dreimal pro Woche in einem Quartier auf dem Flughafengelände, im Gebäude 669, um nicht täglich pendeln zu müssen. Ihr Alltag schien geordnet, und nichts deutete darauf hin, dass sie freiwillig aus ihrem Leben verschwinden würde.
Am Karsamstag, dem 4. April 2015, endete Birgit Ameis’ Nachtschicht um 7:00 Uhr morgens. Sie hatte in der Nacht zuvor wie gewohnt halbstündlich Wetterdaten weitergegeben: Sichtweite, Wolken, Niederschlag, Temperatur und Luftdruck. Es war ihre zweite Schicht in dieser Woche, und sie plante, nach Hause zu ihrem Mann und ihren Kindern zurückzukehren, um das Osterwochenende zu verbringen. Am Ostersonntag wollte sie mit ihrer Familie im Garten grillen, trotz des kühlen Wetters, und für den Ostermontag hatte sie geplant, am Stallberg in Lohmar walken zu gehen. In einer E-Mail an eine Freundin, gesendet um 5:56 Uhr mit dem Betreff „Ostergrüße“, schrieb sie noch: „Liebe Grüße, Birgit“. Das war ihre letzte bekannte Nachricht. Nach Schichtende verließ sie ihren Arbeitsplatz im Tower, vermutlich in Richtung ihres Quartiers, um sich kurz auszuruhen, bevor sie die Heimfahrt antrat.
Doch sie kam nie in Lohmar an. Am Ostersonntag meldete ihre Familie sie als vermisst, nachdem sie den ganzen Tag über nicht erreichbar war.
Die Polizei leitete sofort eine Suche ein. Am 11. April 2015, eine Woche nach ihrem Verschwinden, wurde ihr roter Renault Mégane Scénic (Kennzeichen: SU-UA 256) auf einem Parkplatz am Gemeindehaus in Lautzenhausen gefunden, nur etwa einen Kilometer vom Flughafen entfernt. Das Fahrzeug war unverschlossen, und es gab keine offensichtlichen Spuren eines Kampfes oder Hinweise darauf, was passiert sein könnte. Die Entdeckung des Autos verstärkte den Verdacht, dass Birgit Ameis nicht freiwillig verschwunden war.
Die Kriminaldirektion Koblenz übernahm die Ermittlungen und gründete die Sonderkommission „Hahn“ (SOKO Hahn), die mit bis zu 30 Mitarbeitern unter Hochdruck arbeitete. Große Suchaktionen wurden gestartet: Spürhunde, Hubschrauber und Taucher durchsuchten das Flughafengelände und die umliegenden Gewässer. Hotels, Gaststätten und leerstehende Gebäude wurden überprüft – ohne Erfolg. Die Polizei schrieb zudem 2.744 Fluggäste an, die am 4. April den Flughafen Hahn genutzt hatten, und verteilte Fahndungsaufrufe mit Fotos von Birgit und ihrem Auto in mehreren Sprachen weltweit. Über 100 Hinweise gingen ein, doch keiner führte zu einem Durchbruch.
Die Ermittler, angeführt von Bernd Kreuter, dem Chef der Mordkommission Koblenz, stuften den Fall bald als mutmaßliches Tötungsdelikt ein. Es gab keinen Abschiedsbrief, keine Anzeichen für einen Suizid oder einen Unfall, und nichts deutete darauf hin, dass sie ihr Leben absichtlich aufgegeben hatte. Kreuter beschrieb den Fall als „mysteriös“ – ein Wort, das er in seinen 23 Jahren bei der Mordkommission selten verwendet hatte. „Wir haben nichts: kein Motiv, keine Spur“, sagte er damals.
Fünfeinhalb Jahre später, am 5. November 2020, brachte ein Pilzsammler eine entscheidende Wende in den Fall. In einem Waldstück nahe Büchenbeuren, an der alten Hunsrückhöhenstraße unweit des Flughafens Hahn, entdeckte er menschliche Überreste. Die sterblichen Überreste wurden schnell als die von Birgit Ameis identifiziert.
Die Autopsie bestätigte, dass sie Opfer eines Gewaltverbrechens geworden war, obwohl die genauen Umstände ihres Todes aufgrund des Zustands der Leiche nicht vollständig geklärt werden konnten.Der Fundort lag etwa zehn Kilometer vom Flughafen entfernt, in einem abgelegenen Waldgebiet.
Neben der Leiche wurden gut erhaltene Kleidungsstücke und persönliche Gegenstände gefunden, darunter auch Dinge, die mutmaßlich vom Täter stammten. Dies gab den Ermittlern neue Hoffnung. Profiler des Landeskriminalamts Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz wurden hinzugezogen, um das Tatgeschehen zu rekonstruieren und neue Ansätze zu entwickeln.
Die SOKO Hahn veröffentlichte später Fotos von Gegenständen, die in der Nähe des Leichenfundorts entdeckt wurden, in der Hoffnung, dass die Öffentlichkeit Hinweise liefern könnte. Dazu gehörten eine graue Mülltüte (60 x 80 cm) mit dem Aufdruck „KOMO“,eine rote Plastikklappbox,ein schwarzer Damen-Fleece-Handschuh (Größe 7,5),ein weißer Autolederschwamm.
Die Polizei fragt, wer hat diese Gegenstände gesehen?
Wer hat am 4. April 2015 oder in den Tagen danach verdächtige Beobachtungen am Parkplatz in Lautzenhausen oder im Waldgebiet bei Büchenbeuren gemacht?
Für Hinweise, die zur Aufklärung führen, setzte die Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach eine Belohnung von 5.000 Euro aus. Stand der Ermittlungen (April 2025)
Bis heute, zehn Jahre nach ihrem Verschwinden, ist der Fall ungelöst. Im April 2025 berichtete die Polizei, dass die aktiven Ermittlungen abgeschlossen seien, da alle Spuren ausgeschöpft wurden. Dennoch bleiben die Behörden offen für neue Hinweise und betonen, dass auch nach so langer Zeit ein Durchbruch möglich ist.
Zeugen werden weiterhin gebeten, sich bei der Kriminalwache Koblenz (Telefon: 0261-92156390) zu melden
Der Fall wirft viele Fragen auf.
War Birgit Ameis einem zufälligen Täter zum Opfer gefallen, vielleicht auf dem Weg zu ihrem Auto oder während eines Spaziergangs?
Oder hatte sie eine heimliche Liebesaffäre?
Kannte sie ihren Mörder?
Ihre Routine und ihr zurückgezogenes Leben machen eine persönliche Verbindung denkbar.
Warum wurde ihr Auto in Lautzenhausen abgestellt?
Hat sie es selbst dort geparkt, oder war es der Täter?
Die Wahl des Parkplatzes – abgelegen und von der Hauptstraße nicht einsehbar – nährt Spekulationen, dass sie sich dort mit jemandem getroffen haben könnte. Doch es gibt keine Beweise dafür.
Birgit Ameis’ Fall ist ein tragisches Beispiel für ein Verbrechen, das trotz intensiver Bemühungen der Polizei ungelöst bleibt. Ihr Verschwinden und der spätere Fund ihrer Leiche haben ihre Familie, Kollegen und die Ermittler gleichermaßen erschüttert. Die Hoffnung, dass moderne Kriminaltechnik oder ein entscheidender Zeugenhinweis den Täter eines Tages überführen könnte, bleibt bestehen – doch bis dahin bleibt ihr Schicksal ein offenes Kapitel in der deutschen Kriminalgeschichte.
Verschiedene Quellen