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Wirtschaft

Der Ex-Ehemann der Krypto Königin Dr. Ruja Ignatova wurde von Polizei durchsucht

Titelbild:

Das Logo von OneCoin an der Tür des Büros in Sofia, Bulgarien (2016)

Ronny Martin Junnilainen – Eigenes Werk

OneCoin logo on the door of their office in Sofia, Bulgaria

Nach der xy Sendung gingen 72 Hinweise zu dem Verbleib der in Athen in 2017 das letzte Mal gesehenen Dr. Ruja Ignatova ein. Leider war kein entscheidener Hinweis dabei. Der Verbleib der glutäugigen Schönheit bleibt leider ungewiss.

Derweil wurde bekannt, dass auch der Ex-Mann ins Visier der Behörden geraten ist. Es geht um eine Überweisung aus dem OneCoin-Pyramidenspiel aus 2016. In diesem Fall eine Überweisung, die an die Anwaltskanzlei oder ihn privat über mehr als 7 Millionen Euro. In diesem Zusammenhang soll der Ex-Partner nun durchsucht worden sein. Auch gegen andere Verdächtige laufen Ermittlungen auf Hochtouren.

Der Artikel erschien zuerst am 14. April 2020

Heftige Kopfgelder und Anklageschriften aus der ganzen Welt

Heute Abend bei xy- ungelöst, Dr. Ruja Ignatova, nach der in dem Format nun weltweit gefahndet wird. Es geht um 88 Millionen für wertlose „OneCoin“. Daher stellt die Staatsanwaltschaft Bielefeld, die eine Belohnung von 5.000 Euro auf die Ergreifung ausgesetzt hat, folgende Fragen:

Haben Sie Dr. Ruja Ignatova nach dem 25. Oktober 2017 gesehen?

Können Sie Angaben zum aktuellen Aufenthaltsort der Tatverdächtigen machen?

Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Ignatova ihr Aussehen verändert haben könnte und gleichermasse die Gesuchte bewaffnet sein könnte. Sprechen Sie sie nicht an, sondern rufen Sie die Polizei.

Nun ist Dr. Ignatova schon fast zweieinhalb Jahre wie vom Erdboden verschluckt. Zuerst ging die Frau, die nicht schwanger war, in den Mutterschaftsurlaub und kehrte nicht mehr zurück. Sie führte das Pyramidenspiel OneCoin bis zu ihrem Abtauchen Ende 2017.

Dr. Ruja Ignatova, Polizei/LKA NRW

 

Es gibt auch keine Bilder mehr, die die ehemalige glutäugige, immer stark geschminkte Schönheit, die in Schramberg im Schwarzwald zur Schule ging, in neuerer Zeit zeigen.

Ihr Bruder Konstantin Ignatov, Spitzname: Konsti Keks, wurde schon vor etwa einem Jahr am Flughafen in Los Angeles festgenommen, nachdem er 2017 von seiner Schwester das Firmenkonstrukt übernommen hatte. Die US-Justiz in Gestalt des Bezirksstaatsanwaltes Cyrus Vance aus New York hat eine lange Anklage gegen den Ignatov-Clan verfasst.

Konsti Keks in besseren Tagen, Screenshot Konstantin Ignatov Facebook

Es fehlen Milliarden. Angeblich zwischen 6 und 12 Milliarden Euro. Mit Millionen wurde nicht gegeizt.  Eigentlich werden diese Gelder gesucht und nicht die snobistische Egozentrikerin, die sich plötzlich, 2017, in Luft auflöste, nachdem sie wohl am Flughafen in München festgenommen worden war, aber Tage darauf schon wieder nach Bulgarien abgeschoben wurde. Bis zu ihrem Verschwinden war sie das ideale Werkzeug der Mafia.

Die Frage ist, lebt das öffentliche Gesicht von OneCoin überhaupt noch?

Wahrscheinlich nicht. Der Fahndungsdruck ist und war international sehr hoch. Es wurde vermutet, dass sich Dr. Ruja Ignatova mit einem ukrainischen Pass innerhalb Europas frei bewegen konnte. Dieser Pass wird mittlerweile einer Doppelgängerin zugerechnet. Auch das Gerücht, dass sie bei einem russischen Oligarchen unterkam, ist wahrscheinlich  nur eine Finte gewesen, die sie selbst noch legte, als sie noch öffentlich agieren konnte. Dass sie auf ihrer Yacht Davina über die Weltmeere schippern würde, stimmt auch nicht. Das Luxusboot liegt vor Anker in Sosopol an der bulgarischen Schwarzmeerküste. Und rostet, laut Angestellte, dort vor sich hin. Die Sunseeker Yacht soll zum Verkauf stehen.

Dr Ruja’s yacht: The Davina. Currently in Sozopol. pic.twitter.com/MGqV1Y3jhX

— Jamie Bartlett (@JamieJBartlett) September 26, 2019

Die Todesnachrichten müssen nicht stimmen, sondern vielfältige Spuren führten damals schon in das Milieu, das nicht lange redet, sondern sehr schnell handelt. Ihr Bruder sagte aus, dass er seit 2017 keinen Kontakt mehr zu der Schwester hatte, die damals unter dem Schutz eines reichen Russen stand. Sie sei geflohen über Österreich nach Griechenland. Danach verlor sich die Spur der Kryptogöttin am Olymp.

Frühe berechtigte Kritiker an dem System waren sich konstanter Morddrohungen bewusst, diese konnte man auch nicht auf die leichte Schulter nehmen. Die Anleger hörten Drohungen direkt aus dem Schlund der Mafia. Wie es heute aussieht, taten sich die bulgarische, italienische und afrikanische Mafia unter Leitung der Russenmafia zusammen, um Milliarden einfach waschen zu können. Endlich war man sich einmal einig. Dr. Ruja Ignatova war nur die ausführende Kraft, eine Marionette, deren Idee vielleicht von den Mafiosis übernommen wurde. Zu mehr reichte es bei der Bulgarin nicht.

Eine Frontfrau musste her. Dafür war das schon in der Schule in Schramberg extrem unbeliebte Mädchen mit dem zunächst puppenhaften Gesicht gut. Die Unterwelt, schwer begeistert von so viel Einsatz, musste nur noch darauf warten, ihre vormals kriminellen Machenschaften legalisieren zu können. Die Blockchain war nur der Trojaner, der einen ungeahnten Hype auslöste. Wahrscheinlich waren selbst die Initiatoren mit dem Erfolg überfordert. Schnell kam der Abstieg der Märchenprinzessin, die für eine Zeit die Hoffnung von Millionen Blockchain-Jüngern war. Ende 2018 wurde es selbst dem Verkaufs-Agenten der Firma in Belize zu heikel, forschte damals schon die US-Bundespolizei FBI nach den Hintermännern der vermeintlichen numerischen Währung, nachdem selbst die sonst trägen Behörden Belizes eine durch die International Financial Services Commission (IFSC) getragene Warnung ausgesprochen hatten. Folge: Mr. Santiago Gonzalez trat zurück.

Wie in jedem Pyramidenspiel, war OneCoin die Lizenz Geld zu drucken und dieses zu waschen. Diesmal ging es um eine Blockchain, die aber für andere Zwecke gegründet worden war. Nach außen hin wirkte die zunehmend pummelige Frau wie die Führerin einer Finanz-Sekte, sieht man ihren Auftritt 2016 in Wembley, wo ihr tausende Anhänger zujubelten und sie die Kryptogöttin in Sprechchören tauften.

Ihr Leben klang in der öffentlichen Vorstellung von OneCoin.eu wie der Weg des aus dem Spät-Sozialismus entflohenen Aschenputtels zur Kryptoprinzessin. „Sie wuchs in Bulgarien auf, bis sie im Alter von 10 Jahren nach Deutschland zog. Für eine junge, hart arbeitende Ausländerin war der Übergang nicht einfach, und Dr. Ignatova musste eine neue Sprache lernen und anfangen, sich zu beweisen. Sie lebte sowohl als Studentin als auch später als Geschäftsfrau in Deutschland und entwickelte dort ihren Unternehmergeist. Sie promovierte in Rechtswissenschaften an der Universität Konstanz, schloss ihr Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Oxford ab (M.Jur.) und erwarb einen Master-Abschluss in Rechtswissenschaften an der Universität Konstanz sowie einen Master-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften an der Fernuniversität Hagen. Vor der Gründung von OneCoin war Dr. Ignatova Associate Partner bei McKinsey & Company und leitete einen der größten Vermögensverwaltungsfonds in Bulgarien, CSIF, wo sie mehr als €250 Millionen verwaltete. Dr. Ignatova wurde 2014 von Lord Evgeni Minchev zur „Geschäftsfrau des Jahres“ in Bulgarien und 2012 zur „Internationalen Geschäftsfrau des Jahres“ ernannt. Von einigen als „Kryptokönigin“ bezeichnet, ist Dr. Ignatova zu einer der führenden Kryptowährungsexpertinnen und Visionärinnen der Welt geworden.“

OneCoin wurde 2014 von Dr. Ruja Ignatova in Sofia, Bulgarien, zusammen mit anderen, augenscheinlich aus dem Millieu stammenden Personen, wie dem Schweden Sebastian Greenwood gegründet. Viele meinen, dass Greenwood derjenige ist, der der Mafia angehörte und beste Verbindungen zur bulgarischen Regierung haben sollte.Sebastian Greenwood wurde 2018 von Thailand nach den USA ausgeliefert.  Jedem klar denkenden Investor hätte einleuchten können, dass die promovierte Juristin Dr. Ruja Ignatova die Blockchain nicht erfunden hatte, nur das dazugehörige Pyramidenspiel, an das sich zahllose Firmen und dubiose Broker anhängten.

Völlig losgelöst, Sebastian Greenwood mit seiner damaligen Chefin, Screenshot Facebook Greenwood

Schnell wurden zahlreiche Offshore Firmen gegründet, wie  über AMS Company Management Limited Suite 16, Block 5,Watergardens PO Box 417 Gibraltar, (die zusammen mit der Firma der Mutter, Veska Ignatova, Pegaron Invest Limited, Sofia) eine internationale Plattform für Geldwäsche für Drogengeschäfte und Darknetshops, Menschenhandel etc. anbot. Diese Dienste wurden auf zahlreichen Untergrundplattformen offeriert. Am 27. März 2014 wurde die absurde Außenstelle in einem Offshore Bürodienstleister, hier in dem Gebäude in Watergardens in Gibraltar gegründet.

Danach waren die Bulgaren noch im Sovereign Trust (Gibraltar) Ltd – Trust & Company Managers Suite 2B, 143 Main Street verzeichnet. Dies war die letzte bekannte Adresse in der englischen Enklave in Spanien. Dort, wo auch der von uns in einigen Artikeln bearbeitete, „außergewöhnliche Chris“ sein Briefkasten Domizil hat oder hatte. Am 26. August 2016 reichte Veska Ignatova einen Antrag auf Streichung von OneCoin Limited aus dem gibraltarischen Unternehmensregister ein.

Main Street Gibraltar, kasaan media, 2019

Aber der Aufstieg der Kryptoprinzessin oder der späteren Kryptokönigin war regelrecht wie aus dem Drehbuch: Hollywood hätte der mehr und mehr wie eine Matrone aus einer anderen Zeit wirkenden Frontfrau, die Dialoge nicht besser auf den Leib schreiben können. Aus der Vorstellung auf OneCoin.eu „Dr. Ruja Ignatova ist die Gründerin von OneCoin, dem OneLife-Netzwerk und der OneAcademy. Die in Sofia, Bulgarien, geborene Dr. Ignatova leitet heute ein Unternehmen, das in fast allen Ländern und auf sechs Kontinenten vertreten ist.“  Selbst wahrscheinlich in der Antarktis, um den Piguinen OneCoin schmackhaft zu machen. Da hätte dem aufmerksamen Betrachter schon ein Licht aufgehen müssen.  Dazu kam noch für alle Unterpriviligierten die obligatorische Stiftung: OneWorldFoundation.eu Welchen Umfang die Stiftung entwickelte, lässt sich nicht sagen, aber auch hier sollen in erheblichem Maße Gelder gewaschen worden sein. Selbst Richard Branson, Bill Gates, Ben Bernanke und andere Prominente mussten Pate stehen.

2. Teil Die Spuren führen nach Gibraltar und Monaco

Quellen:

Bezirksstaatsanwaltschaft  New York

Companies House Gibraltar

International Financial Services Commission (IFSC)

Gerlach Report

Schwarzwälder Bote

OneCoin

Handelsblatt

HSBC Bank

Bank of Ireland

BBC

eigene Recherchen

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