Quelle: Deutsche Wildtier Stiftung https://www.deutschewildtierstiftung.de/
Nachtschwärmer, Einzelgänger und Winterschläfer – der Braunbrustigel (Erinaceus europaeus) ist das Tier des Jahres 2024. Die Deutsche Wildtier Stiftung hatte ihren Spenderinnen und Spendern drei tierische Stadtbewohner zur Wahl gestellt. Gegen Eichhörnchen und Rotfuchs setzte sich das Stacheltier durch.
Wildtierbiologe Prof. Dr. Klaus Hackländer, Vorstand der Deutschen Wildtier Stiftung: „Damit hat ein Wildtier die Wahl zum Tier des Jahres gewonnen, das zwar jedes Kind kennt, das es aber in unserer Kulturlandschaft immer schwerer hat. Der Igel findet immer weniger geeignete Lebensräume für sich. Auf dem Land sind Hecken, Feldgehölze und artenreiche Magerwiesen durch aufgeräumte Agrarlandschaften ersetzt worden. In den Siedlungsgebieten bieten Gärten und Grünflächen eine größere Vielfalt. Inzwischen wird geschätzt, dass in Städten bis zu neunmal mehr Igel leben als auf dem Land. Doch auch hier wird es dem Igel immer schwerer gemacht. Denn Tag für Tag werden Flächen versiegelt, und in den Wohnstraßen breiten sich sterile Schottergärten aus.
Wie viele Igel es in Deutschland gibt, ist nicht genau bekannt. Dass der Igelbestand hierzulande aber offenbar schleichend zurückgeht, sehen Wildtierexperten mit Sorge. Auf der Roten Liste der Säugetiere Deutschlands wird der Igel in der Kategorie Vorwarnliste“ geführt. “ Sollte der negative Einfluss des Menschen auf den Braunbrustigel anhalten, ist in naher Zukunft mit einer Höherstufung der Art in die Kategorie ‚vom Aussterben bedroht‘ zu rechnen“, so Hackländer.
Damit es dem stacheligen Nachtwanderer gut geht, braucht er in der offenen Landschaft Hecken und in unseren Gärten wilde Ecken. Dort kann sich die Natur weitgehend ungestört entwickeln. Dort hat er Platz zum Verstecken, im Sommer für die Geburt seiner Jungen und ab November für den Winterschlaf. Hier findet er auch seine Nahrung. Insekten, Spinnentiere und Regenwürmer sind seine Lieblingsspeisen.
Sein guter Geruchssinn, mit dem er seine Beute im Umkreis von einem Meter aufspüren kann, hilft ihm dabei.
Um seine Nahrung zu finden, legt der Igel auf seinen kurzen Beinen Nacht für Nacht mehrere Kilometer zurück und ist dabei vielen Gefahren ausgesetzt. Zu seinen Feinden zählen der Dachs und der Uhu. Wenn der Igel Gefahr wittert, rollt er sich zu einer stacheligen Kugel zusammen und versteckt sich. Dazu stellt er mit ebenso vielen kleinen Muskeln seine 5.000 bis 7.000 Stacheln auf. Gegen Autos, Mähroboter und Rasentrimmer ist das, was gegen einen hungrigen Fuchs helfen mag, keine gute Strategie. Unzählige Igel sind Opfer des Verkehrs auf unseren Straßen. Nachtaktive Mähroboter machen den Stachelträgern den Garaus, wenn sie umherstreifen wollen. Und ordnungsliebende Gärtnerinnen und Gärtner bringen die Igel, die tagsüber an Heckensäumen und Strauchrändern schlafen, mit dem Rasentrimmer in Gefahr.
Dabei muss man gar nicht viel tun, um das Tier des Jahres 2024 im eigenen Garten zu unterstützen. Im Gegenteil: Igel lieben wilde Ecken, in denen sich Insekten, Spinnen und Würmer tummeln. Als Versteck dienen ihnen Laub- und Reisighaufen. Und da Igel auf ihren Wanderungen immer wieder Pausen einlegen, haben sie meist mehrere Rückzugsorte. Sie brauchen freie Bahn, um diese zu erreichen. Ein verlorener Lebensraum sind für sie hermetisch abgeschlossene Grundstücke mit undurchlässigen Zäunen oder Mauern. Soll der Garten eingezäunt werden, genügt es, im oder unter dem Zaun ein Loch von etwa 13 mal 13 Zentimetern zu lassen. Durch dieses Loch kann der Igel gut hindurchschlüpfen. Hecken sind generell besser als Zäune – sie bieten natürliche Lücken und vielen verschiedenen Tieren Nahrung und Unterschlupf. Auf Pestizide wird in einem igelfreundlichen Garten selbstverständlich ganzjährig verzichtet.
Sie möchten mehr darüber erfahren, wie das Tier des Jahres 2024 lebt, und hören, wie ein Igel bei der Nahrungssuche grunzt? Dann klicken Sie auf den Igel-Steckbrief: https://www.deutschewildtierstiftung.de/wildtiere/igel