Zuerst wollte man die sich überschlagenden Nachrichten überhaupt nicht glauben. Da wurde gemeldet, von einem Blog, der sich mit allerlei Paranormalem beschäftigte, dass die Presse ein Faustpfand gegen den Bundespräsidenten in der Hand hielt. Welche Presse blieb offen. es erschien mir schon damals lanciert, wie gestelzt.Gezielt eingesetzt, um dem Bundespräsidenten zu zeigen, wer das Sagen im Staate hatte. Die im Schatten agierende Lobby, nicht er, nicht das Parlament, nicht etwa, wie im Grundgesetz vorgesehen das Volk, nein die dunkle Lobby, die sich jeden Krümmel vom Kragen wischt. Mehr war er nicht mehr. Ein hilfloses Männchen, das den Zorn des Volkes spürte. Ich schrieb schon damals, er ist nicht Erich Honecker, der wurde teilweise besser behandelt. Margot allemal besser als Bettina Wulff jetzt.
Christian Wulff wirkte unsicher, verbrämt, machtlos. Das passte gut ins Bild derer, die da am trüben Süppchen der Gerüchteküche saßen. Noch nachpfefferten. Die Mischung musste ja stimmen. Google und Co wollen bedient werden, einen jeden Tag.
Ich will uns Journalisten von Irrtümern und Tragödien nicht ausnehmen. Aber Menschen zu zerstören, um des Zerstörens Willen ist eine Eigenschaft von antidemokratischen Vollpfosten. Davon gibt es eine Menge. Mehr als wir glauben. Müller schmeckt die Suppe nicht, die Schmidt zubereitet hat, dann wird diese vergiftet. So ist der Mensch gestrickt, so ist das Internet gestrickt.
Das Volk ist zornig. Das Volk ist unsicher. Dann stammelte ein Präsident, der unser aller Vorbild sein sollte, etwas nicht mehr Nachvollziehbares, aber auch er hatte das Recht gehört zu werden. In unserem Hass auf die Eurokrise, die Sorgen, die wir alle zu tragen hatten und haben, vergessen wir unsere Errungenschaften. Der Fortschritt jemanden nicht vorzuverurteilen, jemanden nicht verleumden, weil uns das Gesicht nicht passt.Das muss auch das Internet lernen, wenn schon so funktioniert wie das menschliche Gehirn.
Schuld an der Eurokrise ist politische Interaktion und die Gier einiger, die sich über Themen wie Bettina Wulff die Hände reiben. Weil es von ihnen ablenkt.
Aber ein ganz anderer Punkt kam zum Vorschein: Die Gattin des Bundespräsidenten a.D. verfügte über ein vom Redakteur ausgemachtes rüdes Tattoo aus noch unruhigeren Zeiten. Der Dezember war nicht angenehm für die Wulffs. Dem Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland wurde der so genannte „Wulffschuh“ gezeigt. Nun, das war sicherlich Anstoß zu allem Folgenden.
Einem Präsidenten den Schuh zeigen, das verstehe ich, aber auch er war schnell vorverurteilt. Wulff war nicht so gestrickt, seine Probleme öffentlich zu erörtern. Sicher scheute er die Qualitäten nicht, die die Ämter mit sich brachten.
Was dann aber folgte, schlug dem Fass den Boden aus. Bettina Wulff wurde in Internetsippenhaft genommen.
Der Neid sprach aus den Zeilen, auf eine Frau, die den absoluten Glamourfaktor mitbrachte.Gut für Deutschland, schlecht für Bettina Wulff.
Ab dem Zeitpunkt kursierten die schlimmste Gerüchte über Frau Wulff.
Die Realität reicht aus, da muss Bettina Wulff nicht internettechnisch geköpft werden, sondern das Volk sollte sich auf das konzentrieren, was wirklich wichtig ist. Es gibt genug, Bayerns Scharnagl will aus Deutschland austreten, der ESM wird scheitern, weil das Bundesverfassungsgericht kein Revolutionstribunal ist, die rente ist so sicher, dass wir alle auf Sozialleistungen des Staates angewiesen sein werden. Gibt es nicht genug Probleme, ein ganz Volk Europa wird zwanghaft zum Sündenbock der Finanzkrise gemacht.
Wir sind nur noch das Anhängsel der Politik, wir das Volk, werden für Berliner Überlegungen nicht mehr gebraucht. Reichen die Ellenbogen nicht, die die Gesellschaft für jeden bereit hält. Wenn man etwas klären will, der 25 Todestag von Uwe B. steht an, seine Witwe kommuniziert in tiefer Verzweiflung über das Geschehene mit einem Medium. Ich finde das erbärmlich.
Da gibt es auch noch die NSU, die Faschisten, die wieder Morgenluft wittern, lasst uns die bekämpfen, mit Fakten der Demokratie, nicht mit Logarithmen. Sondern mit dem, was das Internet scheinbar nicht kann , mit Gefühl und selektivem Wissen. Keiner zeigt dem NPD Vorsitzenden den Schuh, den Nazischuh, aber Wulff wurde er gezeigt.
Bettina Wulff hat das nicht verdient, weil sie ist nicht Christian Wulff ist , das hat auch nichts mehr mit Kritik, sondern nur noch mit der Schmähung einer Angehörigen zu tun. Marie Antoinette wurde gar, obwohl man es auch damals besser wusste, in diesen unruhigen Tagen der Revolution, irgendwelche Inzesthandlungen an einem ihrer Kinder vorgeworfen. Die wurde dann mal geschwind mitenthauptet. Es ist genauso verwerflich, wie Bettina Wulff eine ehemalige Karriere in einem Etablissement vorzuwerfen, das täglich in den einschlägigen Gazetten den Namen wechselte, wie auch Bettina Wulff ihren angeblichen Alias in dem Gewerbe.Das ist perfide und zutiefst ehrverletzend. So viel zur beobachteten Glaubwürdigkeit einer Information.
Eine jede Frau fühlt sich verletzt, wenn man über sie schreibt, sagt oder so spricht. Spekulationen auf twitter, Facebook und Google wollte ich nach ein paar Stunden nicht mehr nachgehen, weil mich ein Satz, und dieser prägte sich ein, zeugt doch von der Präsidentengattin, die es nach der Amtszeit ihres zurückgetretenen Mannes schaffte, eine Brücke im Volk zu bauen, zwischen den Damen aus dem sogenannten Rotlichtmilieu und der Bevölkerung zu schaffen. Das zeichnet sie aus. Zitat aus twitter „Mal so rein hypothetisch angenommen, Bettina Wulff hätte tatsächlich als Escort gearbeitet: was genau wäre daran das Problem?“
Keins, das Problem ist schlicht, dass sie es nicht tat. Andererseits hätten wir ihr Respekt zu zollen, weil sie es geschafft hätte, aus dem ihr nachgesagten Milieu zu entkommen.Aber dem ist nicht so.
Ihr Mann ungeliebter politischer Stiefsohn der Politik weggelobt werden musste, aber in der Politik stimmt etwas nicht. Jeder da oben tritt nach dem anderen, was für ein Leben haben Politiker eigentlich? Was uns verwehrt bleiben sollte, ist den König zu verfolgen und die Königin zu jagen. Das sollte auch für die Suchmaschinen gelten. Also geht Bettina Wulff für uns alle los, die zu fürchten haben, dass ein missgünstiger Zeitgenosse einfach etwas behauptet. Ich wünsche ihr Glück dabei.