Die Polizei sucht seit zwei Jahren nach der ehemaligen Angestellten des Werttransportunternehmens Loomis in Bremen. Yasemin Gündogan soll sich, so der Vorwurf der StA Bremen, mit mehr als 8 Millionen Euro vor Pfingsten 2021 abgesetzt haben. Darüber berichten auch rbb und BR nach einer investigativen Recherche.
Zuletzt war bekannt geworden, dass es Verbindungen zwischen der gesuchten Yasemin Gündogan und dem Miri-Clan gibt.
Darüber hinaus hält es ein Informant nach der Sendung des rbb und des BR für sehr unwahrscheinlich, dass Yasemin Gündogan den Diebstahl allein auf die Beine gestellt hat. Viel wahrscheinlicher sei, so die Person, dass der in Izmir beheimatete Callcenter-Betrügerring auch den Millionendiebstahl organisiert habe.
So sollen die Callcenter für falsche Polizisten und Schockanrufe, wie auch Whatsapp-Betrug verantwortlich sein.
Sowohl Gündogan als auch ihre inzwischen als Mittäterin im Millionendiebstahlsfall verurteilte Freundin Büsra S. hatten Kontakt zu dem Ring. Die Komplizin Büsra S. wurde mittlerweile zu drei Jahren Haft verurteilt.
Eine Person, die Geldwäsche für den Callcenter-Betrügerring betrieben haben soll, soll auch die Person sein, die Yasemin Gündogan nach Izimir gebracht haben soll.
Aber die Geschichte hat eine Vorgeschichte – und hätte in diesem Sinn vielleicht verhindert werden können.
Mitte 2013 interessierte sich eine in Bremen-Walle lebende Frau für einen gebrauchten Volvo bei einem Händler in der Waller Gustav-Adolf-Straße und kam mit ihm ins Gespräch über ein Auto von damals 1000.- Euro. Einen Volvo Kombi.
Vor dem Haus standen ein Hänger und ein Lkw, quasi ein Schrottplatz für Fahrzeuge, die in den Libanon und in die Türkei gebracht wurden. Er bat sie herein. In der einem Supermarkt zugewandten Seite befand sich eine Lagerhalle hinter einem grauen Tor. Dort lagen dutzende gebrauchte Nummernschilder und eine seitliche Räumlichkeit, in der etwa 40 Frauen saßen, die von Männern bewacht wurden.
Warum, das verstand die Kundin nicht. Sie erkannte allerdings das Clan-Millieu der Miris.
Eigentlich wäre das der Kaufinteressentin nicht aufgefallen, wären die Frauen nicht aufgestanden. Wäre der Vorhang davor nicht zur Seite gezogen worden, als sie daran vorbeiging. Der Volvo, der weiter hinten stand, schien ein noch schlechteres Fahrzeug, als das auf der Straße. Andere Fahrzeuge waren sichtbar Unfallfahrzeuge.
Der Volvo war nicht der richtige und die Interessentin ging.
Irgendwann im Herbst fielen ihr beim Weg zum Supermarkt morgens wieder Frauen auf, die in einem VW-Bus angekarrt wurden. Wieder war die Halle des Volvo-Händlers das Ziel des frühen Besuches.
Es war offensichtlich Menschenhandel oder es waren Schleusungen, die dort liefen. Es war klar, es ging um Clankriminalität, von der die Polizei aber nichts wissen wollte.
Im Winter und kurz vor Weihnachten traf sie auf den Händler, der wie ein Schatten zum lokalen Supermarkt lief.
„Die Miris wollen dich hier nicht haben. Sonst gibt es Schläge“, erklärte der eher dümmlich wirkende Mann vor dem am Ende der Straße gelegenen Supermarkt. „Wir kommen dich holen und dann gehst du auf den Strich!“, schwadronierte der Händler. Er faselte etwas über die Mongols. und verschwand.
So manche der Frauen, die in der Volvo-Handlung gesessen hatte, tauchte in den Shisha-Bars rund um den Bahnhof und der West-Stadt wieder auf. Der Volvo-Händler soll nunmehr wieder eine neue Beschäftigung haben, Shisha-Bars. Er ist von Beruf aus eigentlich Tischler.