Absoluter Horrortrip
Zwar ist der Horrortrip schon mehr als zwei Jahre her, jedoch, er zeigt zeigt auf, wie schnell eine Situation in den Maghreb Staaten, hier Marokko, völlig eskalieren und gar zu einem diplomatischen Zwischenfall führen kann.
An der Situation selbst hat sich nichts geändert.
Eine unserer Leserin, Julia*, schilderte uns die Tour aus dem September 2015.
Man will es überhaupt nicht glauben.
Die Firma Flandria tat die späteren Beschwerden der Reisegruppe mit Achselzucken als Lappalien ab.
Ticket nach Ceuta
Julia* buchte das Ticket über ein Hotel an der Costa del Sol in Spanien. Einen Tag die geheimnisvolle Kultur, die alten Bauwerke Marokkos entdecken, ein wundervolles arabisches Mittagessen, viel Musik und gute Laune wurden versprochen. Dafür zahlte Julia. Der Beleg für die Buchung wurde ihr später, nach dem Horrortrip in Marokko, rüde von den Guides abgenommen.
Am Morgen der Bustour wurde sie mit der Taxifirma in den Hafen, zu dem Terminal der Fährgesellschaft gebracht, und pünktlich von einem Reiseleiter der Flandria empfangen. Julia wurde wie alle reisenden Frauen von Anfang an extrem schlecht behandelt. Bei der Überfahrt nach Ceuta waren die Gäste allein. Sie bekamen praktischer Weise ein Schild, dass sie auf die Brust zu kleben hatten.
„Rechts oben auf die Brustwarze“, wurde ihr frech von einem Marokkaner beschieden.
Julia war in Jeans und Pulli gekleidet. Das gefiel dem Araber augenscheinlich nicht. Es handelte sich in keiner Weise um eine in dem Prospekt beschriebene Fahrt und um eine Überfahrt mit einem Touristen-Guide.
In Ceuta, der spanischen Enklave in Nordafrika, wurden die Passagiere von dem Reiseleiter, der sich Mohammed nannte, vor dem Terminal der Fährgesellschaft entgegengenommen, noch sehr freundlich begrüßt.Er sagte gleich, dass er bestimmte Frauen lieben würde- Julia empfand das natürlich als supereklig, wie auch die anderen Frauen der Reisegruppe. Noch wurde müde darüber gelächelt.
Der Mann wirkte eher wie ein verkaterter Zuhälter, nicht wie ein Reiseführer. Und so manchem in der Reisegesellschaft schwante Unheil. Mohammed nahm sofort die gesamten Papiere von der Flandria, und niemand besaß einen Beweis mehr, dass er oder sie bezahlt hatten.
„Zudem wurden wir von Mohammed aufgefordert, unsere Pässe abzugeben, die er dann in einen gewöhnlichen Plastiksack steckte, den man in jedem Supermarkt in Spanien erwerben kann. Ich fragte, wann wir die Pässe zurückerhalten würden, da ich nicht in Marokko ohne Pass herumreisen wollte. Zunächst sagte er, nach der Grenzkontrolle. So fuhren wir auf den Grenzposten in Ceuta zu. Dort stellte sich heraus, dass die spanischen Behörden die Unterlagen überhaupt nicht interessierten, sondern nur die Marokkanischen, nach der Anmeldung in zweifacher Ausfertigung, wurden unsere Pässe an der Grenze einbehalten. Aus welchem Grunde dies geschah, konnte ich nicht nachvollziehen. Es kam fast zu Krawall im Bus. Plötzlich meinte Mohammed, dass es sonst nicht möglich wäre, die Reise überhaupt zu machen. Er zeigte uns ein Blatt Papier, dass für alle Reisenden gestempelt wäre. Somit versicherte er sich, dass wir alle zusammenblieben. Denn, wenn einer abends fehlte, konnten alle nicht über die Grenze, sagte er in süffisantem Ton. Das war Teil des Planes“, erklärt die heute noch sehr wütende Reisende von einst.
Fake History
Marokko, so schilderte Mohammed, wäre das einzige Land auf der Welt, wo Christen und Moslems und andere Religionen zusammenlebten. Er erklärte Marokko zum Paradies auf Erden. Es löste Gelächter unter den Touristen aus, was der Marokkaner erzählte, weil es nichts mit der eigentlichen Situation in dem Land zu tun hatte. Neben der Straße suchten Kinder im Dreck nach etwas.
Ein bisschen Geografie mischte er in die zum Teil unverständlichen, in extrem schlechten Englisch erklärten „Fakten“. Er nuschelte, dass die Frauen mehr Rechte als überall anders auf der Welt genießen würden und versicherte mehrfach, dass die deutschen Truppen, die die ganze Welt angegriffen hätten, an Marokko gescheitert waren. Dass während des Krieges in Marokko zahllose Menschen Obdach gefunden hatten. Er spielte immer wieder auf die unsäglichen Verbrechen der Nazis an. Die Deutschen hätten sich seitdem nicht verändert, meinte er dann. Die internationale Reisegesellschaft war völlig entgeistert. Es kam zu lautstarken Protesten.
Julia verstand das Vorgetragene nicht als geschichtlichen Exkurs, für den sie viel Verständnis hatte, sondern eher als Beleidigung Deutschlands. Die Fakten, die der Reiseleiter Mohammed schilderte, waren zum Teil so falsch, dass er von Mitreisenden verbessert werden musste.
Von einer kulturellen Tour, die in dem Prospekt angeboten worden war, konnte nicht mehr die Rede sein. Als die Gruppe in Tétouan ankam, gesellten sich zahllose Helfer von Mohammed dazu, die die Reisenden wie „alte Esel“ antrieben, als sie nicht jedem sofort einen Vorschuss zahlen wollten, der sich zu den Führern dazugesellte. Männer in braunen Kaftans, die sich als staatlich geprüfte Reiseleiter und Führer ausgaben. Dazu reichten sie ein Stück Papier, das bis zur Unkenntlichkeit gestempelt worden war, zudem noch in arabischer Sprache verfasst war und besagte, dass jeder Reisende 10 Euro für die Stunde zu zahlen hätte. Dieser Umstand wurde in zehn verschiedenen Sprachen auf einem Pappschild dazu gereicht.
Die Reisegruppe wurde durch die Altstadt von Tétouan gehetzt. Die Gruppe durfte lediglich anhalten, während des Rundgangs durch die Marktgassen der Stadt, um mit den Händlern, die die Helfer und die Mohammed kannten, wertlosen Plunder anzusehen, der als marokkanische Handarbeiten ausgegeben wurde, auf denen sich aber das Zeichen mit Made in China befand.
Danach wurden die Reisenden wieder unter Dschala, Dschala! (Schnell, schnell, schnell), angetrieben, zum nächsten Händler zu laufen. Dutzende versperrten den Weg, bedrängten die Teilnehmer des Kulturprogrammes, belästigten Julia und andere Touristen aus der Reisegruppe- Frauen wurde mehrfach gekniffen. Vorzugsweise in den Hintern oder in die Brust, sie wurden an Armen so festgehalten, dass sie sich nicht befreien konnten.
Hier etwas Made in China, da etwas oder die alten Telefone, für die die Touristen aus Australien, Canada, den USA und Argentinien, der EU sicher noch Verwendung hatten.
Die Helfer der Händler verlangten Geld, das alles geschah unter den Augen der nach Geld lechzenden Helfer Mohammeds. Ihnen juckten die Finger immer. Niemand hatte eine Gelegenheit zu fotografieren, sondern es wurde fotografiert. Einer der Helfer erklärte sofort, dass alle es sehr viel einfacher hätten, wenn sie eben den Händlern etwas abkaufen würden. Sonst müsste die Gruppe von 36 Leuten davon ausgehen, dass die Händler ihnen immer weiter hinterher laufen würden. Oder, jeder sollte jedem Händler einen Euro geben, dann würden sie die Gruppe in Frieden lassen. Ob die Frauen genug Geld dabei hätten, sonst wusste der Oberhelfer Mohammeds einen Geldautomaten, er wollte das Geld holen. Natürlich gegen fürstliche Bezahlung.
Organisierte Menschenjagd zwischen Plastikpuschen
„Ich sollte ihm die Karte und die PIN geben, ich könnte ihm vertrauen, versicherte er. Ich schüttelte nur noch den Kopf. Als er sagen wollte, dass Frauen in Marokko nicht alleine an den Geldautomaten durften, lachte ich nur noch.
In diesen Minuten steigerte sich die“ kulturelle Veranstaltung“ zu einer organisierten Menschenjagd“, erinnert sich die Frau.
Irgendwann sprach Julia einer der Begleiter der Touristengruppe an und stellte sich als Leutnant der marokkanischen Polizei (Sondereinheit Tourismus) vor. Die Deutsche glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen. Er sagte, dass er in Kenntnis sei, dass sie Sekretärin in Deutschland wäre, was ich denn so alles tippen würde, mit wem sie verheiratet wäre und wo ihr Mann wäre, warum sie in Wahrheit nicht verheiratet wäre. Er wollte alles wissen, Julia kam sich vor wie in einem Verhör. Sie sagte aus Angst, dass sie alleine gereist wäre. In Marokko würde das nicht vorkommen, da würden die Männer auf die Frauen aufpassen, entgegnete der Polizist.
Julia erklärte ihm, dass sie in einer Beziehung, wie einem Concubinage in Frankreich, mit ihrem Freund zusammen leben würde. Er wollte das ganz genau wissen. Lang und breit bespitzelte der Leutnant die Deutsche, in einer Form, wie sie es selten erlebt hatte. Julia kam sich schon vor, wie in einer bösen Diktatur, auch der Polizeibeamte sagte immer wieder, dass der Kauf zwar freiwillig wäre- aber man sich das sehr, sehr viel einfacher in Marokko machen würde, wenn man die Armut der Menschen sehen würde und jedem etwas abkaufen würde. Jedem, ausnahmslos. Schließlich kämen die Besucher aus den reichen Ländern und konnten mit ihrem Geld durchaus Produkte aus Marokko erwerben.
An den Garnstand getrieben
das Garn hatte heilende Wirkung
XV/mcvth 2018
Von zahllosen Bettlern akkommodiert, mehrfach wurde ihr das Bein gestellt, ihr Schienbein war blau. Andere Frauen wollten zurück zum Bus. Mohammed duldete keinen Widerspruch. Der Polizist sah zu und auch die Helfer Mohammeds. immer rieben sie sich die Hände. In der Reisegruppe war nicht klar, warum ein Polizeibeamter mitgehen musste, wenn er die Reisenden vor den direkten Angriffen der versammelten Verkäuferschar nicht schützte.
Es war zu diesem Zeitpunkt schon wie eine organisierte Menschenjagd, die sich in den Gassen abspielte. Für die die Gruppe auch noch gezahlt hatte. Ständig wurden die Frauen unsittlich angerempelt, geschubst, geschlagen und getreten, manchmal von hinten, dann wieder von der Seite. Der Polizeibeamte lief immer ein Stück weiter vorne und tat so, als hätte er nichts gesehen. Einige beschlossen, nach dem Mittagessen, sich von der Gruppe zu lösen, da sie nicht mehr zu einer weiteren Verkaufsveranstaltung fahren und dafür noch 59 € bezahlen wollten. Der Beamte verlangte viel Geld für Schutz auf den weiteren zwei Kilometern. Dazu sandte er den Helfer Mohammeds. Das würde jeder so machen, meinte der, sonst wäre der Polizist doch korrupt.
Schlechtes Karma
Zeit in den Gassen hatte die Gruppe nur, wenn der „Fotograf“ die Reisenden fotografieren wollte, sonst gab es keine Möglichkeit irgendetwas anderes zu machen, als der Aufmerksamkeit der immer penetranter agierenden Händler zu entkommen. Auch dieser zeigte ein verschwitztes, abgegriffenes, bis zur Unkenntlichkeit verstempeltes Papier vor, dass er pro Foto 3 Euro verlangen durfte. Vor dem Bazar, in den Mohammed die Gruppe führte, wartete eine Bettlerin. Sie war extrem penetrant und sagte, dass die geizigen Europäer in Zukunft sehr viel Unglück haben würden, wenn sie nicht bezahlen würden. Sie wollte 5 Euro pro Person haben. Sie würde den Guide, also Mohammed, schon lange kennen.
Julia wollte ein Kleid kaufen, der Helfer von Mohammed verbat es, weil er meinte, dass die Gruppe nicht warten würde- Julia könne bei keinem Händler kaufen, der Mohammed nicht bekannt war. Soviel dazu. Sie wurde regelrecht gezwungen, das Kleid nicht zu kaufen. Wahrscheinlich bekamen die Helfer keine Provision von dem Schneider oder wollten eine höhere Provision.
Der Polizeibeamte wollte alle Details aus Julias Privatleben wissen- es kam zu einem regelrechten Verhör vor dem Bazar. Er ließ nicht mehr locker. Er suchte immer wieder den Kontakt zu Frauen, obwohl sie sich weiter absetzten. Mehrfach wurde Julia in der Gasse angesprochen, doch ein gefälschtes iPhone 6 kaufen. Das wollte Julia nicht. Einer der Händler trat so auf ihren linken Fuß, weil sie das iPhone nicht kaufte, dass sie kaum noch laufen konnte. Der Leutnant unternahm nichts, sah einfach weg. Dann lächelte er.
Als Julia Zigaretten kaufen wollte, wurde regelrecht dazu genötigt, (weil Frauen in Marokko nicht alleine Zigaretten kaufen dürften), den Kauf über einen der Helfer Mohammeds bewerkstelligen zu lassen.
Julia wollte sich die Zigaretten allein kaufen, weil sie das Geld nicht aus der Hand geben wollte. Sie wurde aber durch einen weiteren Griff in ihren Schritt abgelenkt. Angeblich sollte die Schachtel 2,50 € Euro kosten, sie gab dem Helfer 15 €, um ihr Zigaretten zu holen. Dieser besorgte auch die Zigaretten, vier Schachteln, wobei er fünf Euro behielt und später Mohammed seinen Teil daran gab. Julia sah es, wie Mohammed mit gierigen Fingern zugriff. Mehrfach wurde sie in diesem Moment an ihre Brust gefasst, regelrecht gekniffen und Julia wurde ungeniert aufgefordert, wenn sie von Händlern schon nichts kaufte, mit ihnen doch ein Schäferstündchen abzuhalten. Das wollte sie natürlich nicht.
Danach wurde Julia getreten, immer wieder von hinten. Anderen Frauen erging es auch so. Der Polizeibeamte schritt nicht ein, obwohl er es bemerkt hatte. Auch tat ihr ihr linkes Bein, auf das sie gefallen war, nachdem man ihr das Bein auf dem Weg zur Toilette gestellt hatte, sehr weh. Sie hatte schwarze Sterne vor den Augen. Sie nahm eine Schmerztablette, weil sie nicht mehr konnte.Der Urlaubstag verkam zum Alptraum. Eine der Frauen in der Reisegruppe kümmerte sich um Julia. Die Deutsche wollte nichts sagen, weil sie befürchtete, dass alle in der Reisegruppe Schwierigkeiten bekommen hätten. Außerdem fürchtete Julia um ihren Pass.
In dem ersten Bazar wurde ihr dann von den ganzen Tritten und Schlägen so schlecht, dass sie sich hinsetzen musste.Anderen Frauen erging es nicht besser. Sie hatte Angst, dass sie kollabieren würde und wollte sicherlich nicht in Marokko in ein Krankenhaus kommen. Mohammed kam ständig und winkte von der Balustrade herab und warf ihr „Küsschen“ zu, dass andere Frauen in der Reisegruppe schon angeekelt fragten, was er denn von ihr wollte. Er schrie durch das ganze Gebäude, dass er sie besonders lieben würde, weil sie blond wäre.
Sie wäre so schön, er wollte sie vom Fleck weg heiraten und als Zweitfrau nehmen, aber sie müsste einen schönen Teppich kaufen, bei seinem Freund.
Es wurde gegen Julia ohne menschlichen Respekt gehandelt und sie fühlte sich wie eine Nutte. So sollte sie sich auch fühlen. Die anderen mitreisenden Frauen litten zum Teil unter den ständigen Belästigungen der Marokkaner, einige wollten sofort zurück nach Ceuta.
Der Bazar Besitzer sagte, Mohammed würde würde die Ungläubigen schon richtig behandeln, wie eine Prostituierte. So würde man nur Nutten in Marokko behandeln. Die Männer verspotteten Julia und andere Frauen, verlangten Produkte zu kaufen. Julia schlich sich durch einen Seitenausgang an die frische Luft, dort trat sie ein weiterer Händler, der Portemonnaies anbot. Eine der Mitreisenden sprach von einer ungeheuerlichen Diskriminierung und von sexueller Belästigung gegen alle Frauen. Die meisten Frauen verstanden nicht, warum die Reisenden sich das gefallen ließen.
Der Besitzer des Bazars, in den die Gruppe von Mohammed geleitet worden war, verlangte von Julia, dass sie sich Teppiche ansah, er wollte diese auch vorführen, und er fragte die Deutsche, nachdem er mit dem marokkanischen Polizist gesprochen hatte, zu den familiären Verhältnissen aus.
Bis sie im ziemlich barsch und deutlich sagte, dass sie ihm keine Auskunft geben wollte. Niemand wollte Teppiche sehen, oder Silberschmuck. Was in dem Kaufhaus ausgestellt wurde war wertloser Plunder, mit dem Touristen geneppt werden sollten.
Alle Frauen wurden in dem Kaufhaus von zahllosen Händlern belästigt, während sie einen frisch gebrühten Pfefferminztee tranken. Die Verkaufsveranstaltung nahm überhaupt kein Ende, der Schmuck wurde aufgedrängt.
Der Besitzer verlangte gar von drei anderen Frauen das Portemonnaie zu zeigen, und wollte seinen Schwager verheiraten.
Die größte Frechheit allerdings, die Julia je in ihrem Leben erlebt hatte, kam noch. Der Besitzer des Kaufhauses sagte so wortwörtlich: Deutschland würde ja Tausende von Flüchtlingen aufnehmen, dann könnte mal eine von den reichen Deutschen seinen Schwager heiraten. Er glaubte nicht, dass sich alle Frauen in einer festen Beziehung befinden würden, sonst würden die Männer die Frauen begleiten. Er wollte, dass die ledigen Frauen ihn in eines der Hinterzimmer begleiteten, und seinen Schwager kennenlernten.
Weiter in Teil 2
*Name von der Redaktion geändert