Zehn Jahre munter Visa ausgestellt
Der Laie wundert sich, der Fachmann verlor die Fassung.
Seit etwa 10 Jahren funktionierte eine falsche Botschaft der Vereinigten Staaten in Ghana, über ihr wehte auch die US-Fahne. Unterhalten wurde diese nicht etwa von Diplomaten, sondern einem Netzwerk von Kriminellen, bis diese im vergangenen Sommer durch lokale Polizeikräfte und Mitarbeiter der echten Botschaft in Accra, in der Operation Spartan Vanguard, geschlossen wurde.
Niederländisch sprechende Türken verrichteten das Tagesgeschäft als US Botschaftsangehörige in Accra , die im Zuge der Ermittlungen durch einen Informanten aufflogen.
Die Urheber der falschen US – Botschaft residierten in einem Bekleidungsgeschäft und in einem Mehrfamilienhaus. Die „Botschaft“ akzeptierte keine Besuchstermine, sondern suchte die Klientel im tiefsten Hinterland Westafrikas auf. Danach brachten die Initiatoren die Gäste in einem Hotel in Accra unter.
Im Hinterzimmer wurden durch die Organisation Visa und andere Sichtvermerke gefälscht, zudem druckten die „Botschaftsangehörigen“ noch Flyer und Plakate, um Kundschaft aus der gesamten Region, Ghana, Elfenbeinküste und Togo, anzulocken, von denen die Fälscher für ein Einreisevisa in die USA bis zu 6.000 US$ verlangten.
Bei der Räumung der falschen Botschaft wurden Mobiltelefone, Computer, 150 Pässe aus 10 Ländern, legitime und gefälschte Visa aus den USA, der Schengen-Zone, Indien und Südafrika sichergestellt, die in einem Kleidergeschäft „hergestellt“ wurden. Viele der dort produzierten Dokumente wurden auch nach Europa exportiert.
Drahtzieher der „Botschaft“ war eine türkische Bande, laut Angaben der Polizei in Accra. Mittlerweile ist Interpol in den einmaligen Fall eingeschaltet.