Sperberweibchen auf erlegter Elster, dram/kasaan media, 2020
Die Stunde der Wintervögel dram / Büro Wien
Alle Jahre wieder – keine Frage, dass im Winter gut befüllte Vogelhäuschen aufgestellt und Meisenringe aufgehängt werden, damit unsere Singvögel keinen Hunger leiden müssen. Was machen aber die Vögel, denen das klassische Futter aus Sonnenblumenkernen und Flocken nicht so gut mundet?
Auch sie müssen auf Nahrungssuche gehen. So erregte kürzlich eine aufgeregt umherfliegende und schreiende Krähenschar unsere Aufmerksamkeit. Auch ein jämmerliches Klagerufen war zu vernehmen. Und tatsächlich – unter einem Gebüsch war der Übeltäter zu entdecken: Ein Sperberweibchen hatte Beute geschlagen und eine Elster erlegt. Dieser kleinere Verwandte des Habichts ernährt sich durchwegs von kleineren Singvögeln. Das Erbeuten einer Elster kann schon als Meisterleistung gewertet werden – ist diese doch fast gleich groß und als Rabenverwandte auch extrem klug. Möglicherweise war es in diesem Falle ein unerfahrener Jungvogel oder ein geschwächtes Tier. Denn so grausam es auch ist, die räuberische Ernährungsweise der Greifvögel und anderer Raubtiere dient als Gesundheitspolizei der Natur, denn die leichteste Beute sind kranke, verletzte und schwache Tiere.
Die Population der Sperber war seit der Mitte des 20. Jhdts. aufgrund des Insektizids DDT stark zurückgegangen. Seit dessen Verbot in den 1970er-Jahren erholte sich die Art wieder. Doch ist gerade in den letzten Jahren erneut bei vielen unserer heimischen Vogelarten ein starker Populationsrückgang zu verzeichnen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Intensive Landwirtschaft und immer noch zu hoher Einsatz von Insektiziden und Pestiziden spielen eine große Rolle, aber auch Krankheitserreger können unsere Gartenvögel extrem treffen. So ist seit 2011 durch das Auftreten des südlichen Usutu-Virus ein großes Amselsterben zu verzeichnen.
Um mehr Informationen über den Zustand unserer Vogelpopulationen zu erhalten, wird von BirdLife International auch jetzt wieder „Die Stunde der Wintervögel“ ausgerufen. Dabei kann jedermann mitmachen und eine Stunde lang an einem Standort Vögel zählen und die Ergebnisse melden. In Deutschland wird vom 10. bis 12. Januar gezählt. (Informationen gibt es auf nabu.de) In Österreich konnten Beobachtungen vom 4. bis 6. Januar an BirdLife gemeldet werden (Informationen auf birdlife.at). Jede Beobachtung ist wichtig! Je mehr Menschen mitmachen und ihre Zählungen weitergeben, umso mehr Erkenntnisse bekommen die Experten über die Situation unserer Vogelarten – nur dann können auch notwendige Schutzmaßnahmen erarbeitet werden!