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Barcelona – eine Momentaufnahme einer Stunde

Nach den mörderischen Anschlägen in Barcelona wurde es still, nur die Unabhängigkeit der Katalanen rüttelte die Welt einen Augenblick auf. Wer mit dem Zug aus dem Norden kommt, aus Nîmes oder Girona, muss sich nach der Stille in den Hochgeschwindigkeitszügen erst an die Lautstärke in den Straßen gewöhnen.

Heute, ein paar Monate nach den Ereignissen, pulsiert die Stadt wieder auf ihre Art.
Es sind unglaublich viele Bettler aus Osteuropa unterwegs. Das fällt sofort auf. Busse kommen am Bahnhof an, dort steigen immer mehr der zumeist osteuropäischen Bettelbanden aus. Es sind Überlandbusse aus Guadix oder aus Alicante, die die Personen in die Stadt bringen.

Die Bettler lassen nicht ab, Touristen scheinen regelrecht systematisch verfolgt zu werden. Es geht um Geld. Um was sonst? Wenn der eine weg ist, kommt der nächste Rumäne.

Barcelona an diesem Morgen.
Wie verschlafen wirkt die Stadt, die Straßen sind leer. Auf dem Weg nach Barcelona Sants, dem Hauptbahnhof, fährt das Taxi möglichst viele Umwege.
Gepäck kostet schon mal 10 Euro und wird willkürlich abkassiert.

Die Taxifahrer haben es nicht mit der Ehrlichkeit. Auf dem Hinweg zahlt man ungefähr das Doppelte als auf dem Rückweg, wir passieren das Stadion. Es ist in ein unwirkliches Licht gehüllt. Der Bahnhof ist ein riesiges Monument und wirkt wie eine gigantische Markthalle, die vom geschäftigen Treiben erfüllt ist. Schon auf dem Platz davor wird es unübersichtlich. Es herrscht ein unbeschreibliches Gedränge.

Umsonst ist hier nichts. Ein McDonald’s, an dem man an Automaten sein Menü bestellen kann. Rühreier aus dem Automaten, schreit einer der Kellner. Lange Schlangen warten an den Fahrkartenschaltern und dem Ausgabepunkt der Hamburgerbräter, die nah beieinander liegen. Gerade wird der Zug nach Magala-María Zambrano aufgerufen.
Das Warten bei McDonalds lohnt sich. Wenige Minuten später kann man sich die Bulettenbrötchen an der Theke abholen. Die Guardia Civil kontrolliert schwer bewaffnet die Gänge des Molochs. Hier und da ein paar Andenkenshops, Bettler auch am Bahnhof, fast zu viele Sicherheitskräfte, und Händler, die zu wirklich überteuerten Preisen ihre Produkte anbieten.

Gegenüber vom Bahnhof treffe ich auf eine Amerikanerin. Bei einem Kaffee leistet sie mir Gesellschaft und erzählt über die Peinlichkeit des Verfalls der Stadt. Sie kennt sich aus. Sie kommt jedes Jahr nach Barcelona. Warum, bleibt offen.
Sie ist tief gläubig, versichert sie.
Als sie gegangen ist, spricht mich einer der fliegenden Händler an und bietet mir Goldkettchen zuhauf auf dem Tisch an. Das Gold ist sicherlich kein 999er, wie er die schäbige Produktion ausweist. Nach Minuten des Diskutierens zieht er unter Verwünschungen ab.
In dem Supermarkt gegenüber der Bank ist schon an diesem Morgen an dem Stand des Fleischers einiges los.
Serrano Schinken und frische Steaks. In dem Café gegenüber sitzen die ersten Besucher, nippen an den Heiß-Getränken, essen mit Schokolade gefüllte Croissants.
Barcelona hat das Flair einer großen Stadt, deren Wunden allerdings sind allgegenwärtig zu spüren.

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