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Der Darknetreporter

Kopfstelle des Verbrechens

129er StGB  Subkultur im Bunker

Gestern wurde im Rahmen der von der Generalstaatsanwaltschaft in Koblenz erhobenen Anklage gegen die Betreiber und Operateure des Bunkers in Traben-Trarbach eine Pressekonferenz gegeben. Der Bunker war im letzten September hochgenommen worden. Dabei wurden 403 Server, 57 Mobiltelefone, 412 einzelne Festplatten, 61 Computer bzw. Laptops, 65 USB-Speichermedien, 16 SD-Karten und diverse CD’s und Disketten mit einem Gesamtdatenbestand von mehr als 2 Petabyte (über 2 Millionen Gigabyte) sichergestellt. Der Einsatz wurde mittels der GSG 9 und mobilen Einsatzkommandos, sowie hunderten von Polizisten bewerkstelligt.

Unterlagen, die der Redaktion vorliegen, sprechen eine eigene Sprache. Profit um jeden Preis und die gnadenlose Verfolgung derer, die das System „Bulletproof-Host“ austrocknen wollten. Zudem das Zusammenwirken mit weiteren Tätergruppen, die im Rahmen der jetzigen Anklage unerwähnt blieben, wie die Betreiber der sogenannten „Kokain-Südroute“, wie auch die vielen kleinen „Wasserträger“ des Systems „Bulletproof-Host“, die sich im Windschatten des von einem Niederländer 2013 beschafften Bunkers an der Mosel einnisteten.

Dazu muss gesagt werden, dass ein Teil der Server bislang noch nicht ausgewertet werden konnte, weil die Daten verschlüsselt sind.

Nun wurde gegen 8 Beschuldigte seitens der Landeszentralstelle Cybercrime (LZC) der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz Anklage vor dem Landgericht in Trier, darunter vor der Jugendstrafkammer, da einige der Beschuldigten noch unter Jugendstrafrecht fallen, erhoben.  Aus Gründen der Prozessökonomie wurden nur einige Taten angeklagt.

Pseudo E-Bay für Darknet-Grottenmolche

Die Ausführungen waren sehr detailliert dafür, dass die Justiz in Koblenz juristisches Neuland betritt, indem sie die Beschuldigten im Sinne einer  kriminellen Vereinigung anklagt, und die Taten den Beteiligten wechselseitig zurechnet, die den Tätern überhaupt die Taten ermöglichten. Drogenhandel, Falschgeld-Deals, Datenhehlerei,  Kinderpornos, Computersabotage, Mordaufträge, Körperverletzung, Cyberattacken, Erpressung und Geldwäsche war das Geschäftsmodell der Helden des digitalen Untergrundes.

Alles war in dem „bunten Blumenstrauß der Produkte“ der Männer aus dem Bunker enthalten.

Wie Grottenmolche bildeten sie die Schnittstelle zu allen Darknetdealern des Internets. Die agressive Werbung fiel nicht nur dem kundigen Betrachter ins Auge, sondern auch die „Trojanisierung“ von legalen Produkten im Internet, die dann auch im legalen Teil des Internets, zum Teil über Briefkästen, von angeschlossenen Dealern gehandelt wurden. Es wurden aber auch ganze Shops gehostet, die wie „Cannabis Road“ nur ein paar Monate existierten und dann, wie in der Branche üblich, vom Markt verschwanden. Der Schnitt allerdings war gemacht. Ein Beispiel war der Darknet-Marktplatz „Wall Street Market„, ein ausnahmslos profitabler Markt, in dem Drogen im kg-Bereich gehandelt wurden. Die weiteren Geschäftsfelder beschränkten sich nicht nur auf Medikamentenhandel aus China, sondern auch auf  betrügerische Bitcoin-Lotterien, Darknet-Marktplätze für Waffen, Falschgeld, Mordaufträge und Kinderpornographie sowie Identitätsdiebstahl.  Dieser Betrieb wurde über, laut LKA und Staatsanwaltschaft,  6.581(!) Darknet-Webseiten  bewerkstelligt. Eigene Verteilerringe, die über den „Bulletproof Host“ organisiert wurden, wurden aus dem Bunker gelenkt.  Auch schwere Körperverletzung auf Bestellung und eine Schnittstelle zu Scammern, wie Drogen- und Medikamentenhandel autarker Dealer, wurden von hier aus koordiniert.

Unerwähnt sollen auch nicht die zahllosen Menschenschlepper und Geldwäscher, Erpresser bleiben. Eigentlich war alles erlaubt, was illegal war. Der Bunker wurde nach modernsten Gesichtspunkten des Managements und der Marktprofitabilität geführt. Irrigerweise gehen die Ermittler immer noch davon aus, dass sich „nur“Drogenmärkte im Darknet oder Botnetze im digitalen Untergrund bildeten. Um weitere Käuferschichten zu erreichen, entschieden sich die hauptsächlich aus den Niederlanden stammenden Betreiber zeitig für den Schritt ins Clearnet. Teile im Clearnet des Netzwerkes sollen noch bestehen.

Hier wurden auch Daten gegen mögliche Gegner des „Bulletproof-Hosters“ und angeschlossener Shops gesammelt, für die dann schon mal ein Auftrag erteilt wurde, der die Betreffenden zum Schweigen bringen sollte.

Auf den Bunker gab es seit 2016 diverse Hinweise, die aber nicht im Zusammenhang gesehen wurden.

 

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