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Forsthaus Röthen, kasaan media, 2020
Cold Case

Mehr als 100 Tote durch Massenmörder?

(JHB/SCdT)

Unvorstellbares Verbrechen

Der bereits 1993 durch einen Suizid in Haft, ums Leben gekommene mutmassliche Göhrde-Mörder, der ehemalige Friedhofsgärtner Kurt-Werner Wichmann, steht im Verdacht eine schier unglaubliche Menge an Taten begangen zu haben. Er hatte einen verstörenden Abschiedsbrief hinterlassen, der schon auf Untaten hinwies. Alles in allem scheint die Serie von Kurt-Werner Wichmann die blutigste der deutschen Nachkriegsgeschichte.

Dazu muss gesagt werden, Wichmann kann sich nicht mehr verteidigen oder zu den Beschuldigungen Stellung nehmen. 

Woher hatte Wichmann die Waffen und stimmt es, dass er auf Menschenjagd war und einer rechtsradikalen Vereinigung angehörte?

Mit dieser Gruppe soll er tagelang durch den Göhrde-Wald gestreift sein. Kurt-Werner Wichmann wurde sehr häufig nach den Taten im Göhrde Wald in unmittelbarer Umgebung des Forsthauses gesehen.

Frage ist, gibt es noch mehr Tote im Göhrde-Wald, die bis jetzt noch nicht entdeckt wurden?
War es eine frühe Menschenjagd Rechtsradikaler, die den Göhrde-Wald als „Kampfgebiet“ annektiert hatten?
Oder ist es nur ein bizarrer Zufall, dass sich die Wege von Wichmann und den Nazis im Göhrde-Wald trafen?

Rechts und sexuell absolut pervertiert

Machte der sexuell zutiefst abartige Kurt-Werner Wichmann die Menschenjagd zu seinem Hauptzeitvertreib und dehnte diese auf Deutschland und das angrenzende Ausland aus?

Zu wem hatte er in dieser Zeit intensiven Kontakt, und ist die Verbindung nach Ettlingen und Marxzell nur ein Zufall, oder ein weiterer Weg über Bekanntschaftanzeigen in seiner Karlsruher Zeit, weitere Opfer zu suchen und zu finden? Seine damalige Vermieterin lernte er unter diesen Umständen kennen.

Woher stammten die Waffen, die Kurt- Werner Wichmann für die Taten benutzte und die Waffen, die in seinem Haus, in einem versteckten Zimmer gefunden wurde, als Wichmann 1993 in U- Haft war?

Sexuelle Abartigkeit, bis hin zur absoluten Perversion, sind von vielen Rechtsradikalen bekannt. Einige waren oder sind wegen Päderastentums in Haft, wie z.B. der ehemalige V- Mann Tino Brandt, der eine der Schlüsselfiguren in der NSU Affäre war. So wurde auch gemutmasst, dass der NSU etwas mit Kindermorden zu tun hatte, weil es eine Form der Geldbeschaffung, wie auch immer, war. Im Schutt der Wohnung in Zwickau wurde eine Festplatte mit kinderpornografischem Material gefunden. Wem diese Platte gehörte, konnte nicht geklärt werden.

Auch der NSU ging gezielt auf Menschenjagd.

Ein komplettes Waffenlager und Schalldämpfer wurden seinerzeit bei den 1993er Durchsuchungen in Wichmanns Haus gefunden. Mit dabei Gewehre vom Kaliber 22, die Waffen wurden bei den vier Morden im „Göhrde-Wald“ verwandt. Waffen gleicher Art befanden sich auch in den zahllosen Depots von Heinz Lembke.

Wichmann hatte einen Sportwagen auf seinem Grundstück vergraben, warum?

Wem gehörte das Fahrzeug?

Warum wurde die Leiche der Schwester, der vermissten Birgit Meier, des ehemaligen Hamburger Polizeipräsidenten Wolfgang Sielaff erst nach Jahrzehnten gefunden, obwohl schon 1993 bei der Hausdurchsuchung Leichenspürhunde anschlugen?

Augenscheinlich hatte der völlig bizarre Friedhofsgärtner auch Gegenstände seiner Opfer als Trophäen mitgenommen. Diese wurden später in seinem Haus sichergestellt. Es sollen über 200 dieser Exponate sein.

Doch Spur ins rechte Milieu?

In diesem Zusammenhang fällt immer wieder der Name der NÜB,( Nothilfetechnischen Übungs- und Bereitschaftsstaffel e.V.) einer paramilitärischen Gruppe von zusammengewürfelten Rechten, die ähnlich wie der Haufen des Karl-Heinz Hoffmann,“Wehrsportgruppe Hoffmann“ agierte.

Hoffmann und seine, erst nach dem Oktoberfestanschlag, 1980, verbotene Kampfgruppe wurden mit zahlreichen Anschlägen in Verbindung gebracht. Nur einen Steinwurf entfernt von dem Wohnsitz und dem Aktionsraum Kurt Werner Wichmanns fand man die gebunkerten Waffen der rechten Szene, die der Förster Heinz Lembke in einem Waldgrundstück vergraben hatte, der sich unter dubiosen Umständen, 1981, das Leben in der Untersuchungshaft in Lüneburg nahm. In diesem Zusammenhang wurde immer wieder ein Waffenlager von Gladio erwähnt. Aus rechten Kreisen hört man häufig, dass sich der ehemalige Friedhofsgärtner in diesen bewegt haben soll und auch über erhebliche finanzielle Mittel verfügte.

Wie nunmehr aus Kreisen der Polizei und der Staatsanwaltschaft in Lüneburg bekannt wurde, ist Kurt-Werner Wichmann verdächtig, mehr 100 Menschen ermordet zu haben.  Unvorstellbar. Auch, dass der Umstand den Ermittlungsbehörden seit mehreren Dekaden unerkannt blieb.

Von seinem jüngeren Bruder wurde, als möglichem Mittäter, eine DNS-Probe im letzten Jahr genommen.

Wir berichteten bereits im Jahr 2016 über die Untaten des Göhrde-Mörders, der in dem Waldgebiet südlich von Hamburg, in der Lüneburger Heide, im Jahre 1989 zwei Ehepaare mit einer Brutalität ermordete, die damals selbst erfahrene Ermittler schockierte. Während der polizeilichen Spurensuche in dem ersten Mordfall ereignete sich das zweite Verbrechen, das damals eine ganze Region erschütterte.

Bereits 2016 war klar, Kurt-Werner Wichmann dürfte für zahllose weitere Morde verantwortlich sein. Diese nun in den kausalen Gesamtzusammenhang zu bringen, obliegt der Polizei Lüneburg, die von dem Verdacht von etwa 100 Morden ausgeht.
Dafür hat sie eine bundesweite Clearing- Stelle eingerichtet.

Kurt-Werner Wichmann hatte in den 1970er Jahren eine Zeitlang im Süddeutschen, in Karlsruhe und Umgebung, gelebt. Nun besteht der Verdacht, dass er auch dort auf Menschenjagd gegangen ist.

Jahrelang hatte die Polizei mit einem Phantombild eines möglichen Mittäters nach dem Görde-Mörder gesucht, war aber nie zum Ziel gekommen.
Es dürfte klar sein, dass Kurt-Werner Wichmann Mittäter gehabt hat, die mit ihm zusammen auf Menschenjagd gingen.

Unverständlich erscheint in diesem Zusammenhang, dass die Spuren, die Anfang des Jahrtausends im Zusammenhang mit dem Verschwinden mehrerer Opfer aus dem „Weserdreick“ nicht in das Visier der Ermittler geraten waren. Es gibt auch einen weiteren Verdacht, dass Kurt-Werner Wichmann, der seit vielen Jahren gesuchte „Weserdreieck Mörder“ ist.

In den 1970er und 80er Jahren z.b. für den Fall der damals verschwundenen und später zu einem der mysteriösesten Mordfälle in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland avancierten Fall der Anja Beggers verantwortlich war. Inwieweit die Ermittlungsbehörden damals die Augen verschlossen hatten, weil Kurt-Werner Wichmann als Spinner rechtsradikaler Gesinnung gesehen wurde, bleibt auch offen.

Nicht zu beneiden sind die Kriminalbeamten. Deren Aufgabe ist es nunmehr aus den kläglichen Spuren der vergangenen Jahrzehnte ein Gesamt-Bewegungsbild von Kurt-Werner Wichmann zu erstellen, dass den tatsächlichen Gegebenheiten entspricht.

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