Titelbild Beispielbild Volksturm bei Königsberg, Anfang 1945
Der Volkssturm war eine deutsche Miliz, die im Herbst 1944 während des Zweiten Weltkriegs gegründet wurde und im Frühjahr 1945, insbesondere in den letzten Monaten des Krieges, eine bedeutende Rolle spielte.
Der Volkssturm wurde am 18. Oktober 1944 per Führererlass von Adolf Hitler ins Leben gerufen, offiziell verkündet am 25. September 1944.
Ziel war es, angesichts der sich verschlechternden militärischen Lage Deutschlands eine letzte Reserve an Kämpfern zu mobilisieren. Die reguläre Wehrmacht war durch enorme Verluste an der Ostfront, im Westen und durch die alliierte Luftoffensive geschwächt. Der Volkssturm sollte die „totale Mobilmachung“ der deutschen Bevölkerung darstellen und war ein verzweifelter Versuch, die drohende Niederlage abzuwenden. Im Frühjahr 1945, als die Alliierten von Westen (USA, Großbritannien, Kanada u.a.) und Osten (Sowjetunion) tief in deutsches Territorium vorstießen, wurde der Volkssturm zunehmend in den Kampf geworfen.
Zu diesem Zeitpunkt war das Dritte Reich praktisch am Ende: Die Industrie lag in Trümmern, die Versorgungslage war katastrophal, und die Moral der Bevölkerung war auf einem Tiefpunkt. Der Volkssturm bestand aus Männern, die zuvor nicht eingezogen worden waren, da sie entweder zu jung, zu alt oder körperlich untauglich für die Wehrmacht galten. Die Altersspanne reichte offiziell von 16 bis 60 Jahren, doch in der Praxis wurden auch jüngere Hitlerjugend-Mitglieder und ältere Männer über 60 eingezogen. Frauen wurden nicht offiziell einberufen, obwohl einige freiwillig unterstützende Rollen übernahmen.Die Ausbildung war minimal – oft nur wenige Tage oder Stunden – und die Bewaffnung äußerst unzureichend. Volkssturmmänner erhielten, was an Waffen noch verfügbar war, veraltete Gewehre, Beutewaffen, Panzerfäuste oder manchmal gar keine Schusswaffen, sondern nur improvisierte Nahkampfwaffen.
Uniformen waren selten; viele trugen Zivilkleidung mit einer einfachen Armbinde, die sie als Volkssturmmänner kennzeichnete.Im Frühjahr 1945, insbesondere zwischen Januar und Mai, wurde der Volkssturm in verschiedenen Regionen Deutschlands eingesetzt, vor allem an der Ostfront gegen die Rote Armee und im Westen gegen die westlichen Alliierten.
Die Einsätze waren geprägt von Chaos, mangelnder Koordination und hoher Verlustquote. Der Volkssturm spielte eine Rolle in der Verteidigung Berlins, der letzten großen Schlacht des Krieges in Europa. Zusammen mit Resten der Wehrmacht und SS-Einheiten wurden Volkssturmmänner in den Straßenkämpfen gegen die Rote Armee eingesetzt.
Viele waren schlecht ausgerüstet und unerfahren, was zu enormen Verlusten führte. Kinder und ältere Männer kämpften oft mit Panzerfäusten gegen sowjetische Panzer, was meist einem Selbstmordkommando gleichkam.Als die Sowjetunion ihre großangelegte Winteroffensive (Weichsel-Oder-Operation) startete, wurde der Volkssturm in Ostpreußen, Pommern und Schlesien mobilisiert, um die Front zu halten. Die Einheiten waren jedoch chancenlos gegen die überlegene sowjetische Armee und wurden oft überrannt oder flohen.Im Westen, etwa beim Vormarsch der Alliierten über den Rhein (März 1945), wurden Volkssturmeinheiten ebenfalls eingesetzt, etwa bei der Verteidigung von Städten wie Köln oder im Ruhrgebiet.
Auch hier war der Widerstand meist symbolisch und konnte den Vormarsch nicht aufhalten.Der Volkssturm war ein Ausdruck der Verzweiflung und der totalitären Ideologie des NS-Regimes, das selbst in der Endphase des Krieges keine Kapitulation in Betracht zog.
Die schlecht ausgebildeten und ausgerüsteten Einheiten konnten weder die Rote Armee noch die westlichen Alliierten ernsthaft aufhalten. Dennoch verlängerte der Einsatz des Volkssturms das Leiden der Zivilbevölkerung und erhöhte die Opferzahlen auf deutscher Seite unnötig.Die Moral innerhalb des Volkssturms war ambivalent. Einige, insbesondere fanatische Nationalsozialisten und junge Hitlerjugend-Mitglieder, kämpften mit Überzeugung bis zum Schluss. Viele andere sahen die Sinnlosigkeit des Unternehmens und desertierten oder ergaben sich bei der ersten Gelegenheit.Mit der Kapitulation Deutschlands am 8. Mai 1945 wurde der Volkssturm aufgelöst. Überlebende wurden entweder gefangen genommen oder kehrten in ihre Heimatorte zurück, sofern diese noch existierten. In der Nachkriegszeit wurde der Volkssturm oft als Symbol für die Irrationalität und Brutalität der letzten Kriegsphase betrachtet.
Im Frühjahr 1945 war der Volkssturm ein verzweifelter, letzter Aufbäumen eines untergehenden Regimes. Er spiegelt die völlige Erschöpfung Deutschlands wider – sowohl materiell als auch moralisch. Die Einheiten waren schlecht vorbereitet, schlecht bewaffnet und meist zum Scheitern verurteilt. Dennoch bleibt der Volkssturm ein Beispiel für die Mobilisierung einer gesamten Gesellschaft im Angesicht der Niederlage.