Titelbild: Übersichtskarte/Polizei Bielefeld
Textquelle : Staatsanwaltschaft Paderborn
Kein Tötungsdelikt soll unaufgeklärt bleiben. Das ist auch das Ziel von Markus Mertens, Erster Kriminalhauptkommissar und Leiter der Ermittlungsgruppe (EG) Cold Cases des Polizeipräsidiums Bielefeld. Er hat bereits im April 2024 die Leitung der Gruppe von Kriminalhauptkommissar Markus Ickler übernommen, der zwischenzeitlich zu einem anderen Bielefelder Kriminalkommissariat gewechselt ist, um dort zu arbeiten.
Wie sein Vorgänger ist auch Markus Mertens ein erfahrener Ermittler. Er blickt auf eine langjährige Tätigkeit als Leiter zahlreicher Mordkommissionen zurück. Zuletzt war er mit dem Mord an Johannes „Hansi“ Funke im Jahr 1994 beschäftigt.
Paderborner Taxifahrer überfallen und getötet
Der damals 43 Jahre alte Taxifahrer eines Paderborner Unternehmens hatte am Freitag, dem 15. April 1994, kurz nach Mitternacht einen oder mehrere Fahrgäste in der Paderborner Innenstadt aufgenommen. Das Taxi war zuvor von einer Telefonzelle am Neuhäuser Tor gerufen worden. Als Treffpunkt war die damals etwa 30 Meter entfernte Gaststätte „Stulle“ vereinbart worden. Gegen 00.15 Uhr wurde der Zentrale durch den Taxifahrer mitgeteilt, dass die Fahrt nach Hövelhof gehen würde.
In Hövelhof kam es im Bereich Klausheide in der Nähe des Apelteiches zu dem Überfall, bei dem der Taxifahrer noch im Fahrzeug durch eine Vielzahl von Messerstichen getötet wurde. Ihm wurde die Geldbörse mit den Tageseinnahmen geraubt, er wurde aus dem Fahrzeug gestoßen oder gezerrt und flüchtete mit dem Taxi.
Unglücklicherweise hatte sich der Taxifahrer nicht angeschnallt und wurde vom fahrenden Fahrzeug über die Salvatorstraße und die Klausheider Straße eine längere Strecke mitgeschleift. Über Staumühle und die Panzerringstraße des Truppenübungsplatzes Senne sollen die Täter dann mit dem Taxi in Richtung Paderborn geflüchtet sein. Das Fahrzeug wurde auf einem Parkplatz in Schloß Neuhaus an den Fischteichen an der Dubelohstr. bereits um 00:58 Uhr aufgefunden.
Die Ermittlungen ab dem Jahr 1994
Neben der Spurensuche und Beweissicherung am Tatort waren für die Ermittler damals auch mehrere Zeugenaussagen von Bedeutung. Dem Taxifahrer war es offenbar gelungen, nach Beginn der Tat noch den Notrufknopf in seinem Taxi zu drücken, so dass die Geräusche aus dem Fahrgastraum in die Leitstelle übertragen wurden. Auf diese Weise wurde später bekannt, dass der Motor des Taxis nach der Übernahme durch den oder die Täter über einen längeren Zeitraum mit sehr hoher Drehzahl lief bzw. aufheulte. Außerdem will ein Zeuge das Taxi unweit des Abstellortes im Gegenverkehr beobachtet haben. Lediglich das Standlicht des Taxis sei in Betrieb gewesen. Der Fahrer habe Mühe gehabt, das Fahrzeug in der Spur zu halten, so dass der Zeuge gezwungen gewesen sei, dem Fahrzeug seitlich auszuweichen. Dies könnte ein Indiz dafür gewesen sein, dass der Flüchtende nicht nur unter sehr großem Stress war, sondern auch noch nicht in der Lage zum Führen eines Pkw.
Zu diesem Zeitpunkt wurden sowohl am Fahrzeug als auch an der getöteten Person Mikrospuren gesichert. Erst 2010 wurde der erste, damals noch erfolglose Versuch einer DNA-Analyse unternommen.
Laufende Untersuchungen
Derzeit lässt die EG Cold Case erneut umfangreiches Spurenmaterial nach neuesten wissenschaftlichen Standards untersuchen. Dabei hofft man, DNA-Material der bislang unbekannten Tatverdächtigen zu finden.
„Die Hemmungslosigkeit und Brutalität, mit der die Täter vorgingen, war groß. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie in den Jahren danach polizeilich in Erscheinung getreten sind und ihr DNA-Profil bereits in die DNA-Analyse-Datei aufgenommen wurde“, hofft Mertens. Ein Tatnachweis wäre dann auch noch nach mehr als 30 Jahren im Rahmen eines automatisierten Abgleichs möglich.
Die Ermittler stellen sich weitere Fragen
Markus Mertens erklärt, was die Ermittler darüber hinaus noch beschäftigt: „Es handelt sich um eine sehr blutige Tat, die mit sehr vielen Kontakten verbunden war. Der oder die Täter müssen selbst erhebliche Blutanhaftungen an Händen und Kleidung gehabt haben. Eine wichtige Frage bleibt für uns daher: Hat vielleicht ein Zeuge kurz nach der Tat jemanden, vielleicht sogar im sozialen Nahbereich, gesehen, der derart verschmutzt war? Vielleicht haben aber auch der oder die Täter im Laufe der Jahre ihr Schweigen gebrochen und mit anderen Personen über die Tat gesprochen. Wir sind für jeden Hinweis dankbar. Bitte wenden Sie sich mit allen Informationen an uns und überlassen Sie uns deren Auswertung. Denn auch der vermeintlich kleinste Hinweis kann uns bei der Aufklärung dieses Falles helfen“.
Die Staatsanwaltschaft Paderborn hat für sachdienliche Hinweise, die zur Ermittlung und rechtskräftigen Verurteilung des oder der Täter oder zur Beweismittelbeschaffung führen, eine Belohnung in Höhe von 5.000 Euro ausgesetzt. Über die Zuerkennung und Verteilung der Belohnung wird unter Ausschluss des Rechtsweges entschieden. Die Belohnung ist ausschließlich für Privatpersonen bestimmt und nicht für Amtsträger oder Personen, zu deren Berufspflichten die Verfolgung strafbarer Handlungen gehört.
Bitte wenden Sie sich bei Hinweisen an:
Polizeipräsidium Bielefeld / Ermittlungsgruppe „Cold Cases“ / +49 521/545-0