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Geschichte

Der Untergang der ‚RMS Empress of Ireland‘ – die vergessene Schiffskatastrophe

(rm/amcc)

Titelbild: Colored picture of the canadian ocean liner RMS Empress of Ireland HefePine23

Die 1906 gebaute ‚RMS Empress of Ireland‘ war ein in Schottland für die Canadian Pacific Railroad (CPR) gebauter majestätischer transatlantischer Passagierdampfer, der an der Mündung des Sankt-Lorenz-Stroms in Kanada sank, nachdem er in den frühen Morgenstunden des 29. Mai 1914 im dichten Nebel mit dem norwegischen Kohlefrachter ‚Storstad‘ kollidiert war. Beim Untergang des Schiffes starben mehr als tausend Passagiere.

Der Ozeandampfer ‚RMS Empress of Ireland‘ hatte Quebec in Richtung Mündung des Sankt-Lorenz-Stroms verlassen und sollte über den Atlantik nach Liverpool, England, fahren. Das Schiff sank im kanadischen Sankt-Lorenz-Strom, etwa 20 km östlich von Rimouski und kostete 1.012 der 1.477 Menschen an Bord das Leben, nachdem es mit der ‚Storstad‘ zusammengestoßen war.

Die Storstad nach der Kollision in Montreal
Wm. Notman & Son – Dieses Bild ist aus dem McCord-Museum unter der Referenzunmmer VIEW-14181

Historiker haben eine Reihe von Gründen angeführt, warum die ‚RMS Empress of Ireland‘ – die größte Katastrophe in der kanadischen Seefahrtsgeschichte – vergessen wurde. Anders als bei der ‚RMS Titanic‘ löste der Untergang keinen Schock oder keine Empörung in der ganzen Welt aus, da kurz darauf der Erste Weltkrieg begann.

Möglicherweise ist es auch ein Grund dass die ‚RMS Empress of Ireland‘ so schnell in Vergessenheit geraten ist auch jedes Konzept von Sicherheit, Gefahrenabwehr oder Vorsichtsmaßnahmen in Frage gestellt worden ist. Alle möglichen Maßnahmen wurden nach den Erfahrungen mit der Titanic ergriffen, aber konnten die Passagiere nicht retten.
 

Der Erste Weltkrieg, der zwei Monate später ausgelöst wurde, überschattete die Tragödie der ‚Empress‘. Der Erste Weltkrieg lenkte die Aufmerksamkeit der Welt auf sich und ließ die Erinnerung an das Schiff und die kostbaren Menschenleben still unter den Wellen liegen.

Der Untergang der ‚RMS Empress of Ireland“ hat mehr Passagiere das Leben gekostet als der Untergang der Titanic. Bei letzterer war nur die Zahl der Opfer insgesamt höher, weil wesentlich mehr Besatzungsmitglieder gestorben waren. Anders als die ‚Titanic‘ hatte das Passagierschiff der Canadian Pacific nur wenige berühmte Passagiere an Bord – eine Ausnahme war der berühmte kanadische Schauspieler Lawrence Irving und seine nicht minder berühmte Frau, Schauspielerin Mabel Hackney Irving, so dass das Schiff, als es gerammt wurde, nicht zu einer Legende wurde wie die Titanic.

Die 167 Meter lange ‚RMS Empress of Ireland‘ hatte Quebec in Richtung Liverpool am 28. Mai 2014 verlassen, wobei sie ihren Lotsen zurückließ und sich in Richtung Nordosten zum Sankt-Lorenz-Strom bewegt hatte. Gegen 2 Uhr morgens am 29. Mai wurden das Passagierschiff und der norwegische Kohlenfrachter ‚Storstad‘ in der Nähe von Pointe-au Père gesichtet.

Die beiden Schiffe entdeckten sich kurz vor der Kollision und die Kapitäne versuchten noch sich in der dichten Nebeldecke auszuweichen. Hätten die beiden Schiffe einfach ihren Kurs und ihre Geschwindigkeit beibehalten hätten, wären sie ohne Zwischenfälle aneinander vorbeigefahren.

Auf dem Deck der ‚Empress of Ireland‘ glaubte Kapitän Henry Kendall, dass das sich nähernde Schiff etwa acht Meilen entfernt war, was ihm genug Zeit gab, den Bug zu kreuzen, bevor er auf die offene See hinausfuhr.

Der norwegische Kapitän der ‚Storstad‘ war nervös geworden und hatte den Befehl gegeben, nach Steuerbord abzudrehen, weg von dem, was man für den Kurs des entgegenkommenden Schiffes hielt. Dabei rammte der Bug des norwegischen Kohlefrachters die Steuerbordseite des Passagierschiffs und riss ein Loch von 5 m Breite und 13 m Höhe in den Rumpf. Minuten später sank das Passagierschiff in den turbulenten Gewässern des Sankt-Lorenz-Stroms.

Einigen Passagieren gelang es, lange genug im Wasser zu bleiben, um zu der ‚Storstad‘ zu schwimmen, die zwar beschädigt war aber nicht sank. Der irische Passagier William Clark hatte solches Glück. Er hatte bereits den Untergang der Titanic überlebt.

Das Passagierschiff der Canadian Pacific sank so schnell – innerhalb von 14 Minuten –  dass die Besatzung keine Zeit hatte, die Rettungsboote zu Wasser zu lassen und dass nur wenig Zeit blieb, um die Passagiere auf dem Unterdeck zu warnen, so dass sie nicht im sprudelnden Wasser ertrinken würden.

In den nächsten acht Jahren führte Royal Irish Cruises den gleichen Vorgang der Beförderung von Passagieren und Fracht zwischen dem Vereinigten Königreich und Kanada, mit einer saisonal unterschiedlichen Anfahrt kanadischer Häfen durch, wie Quebec, Halifax, Nova Scotia und Neufundland durch. Zwischen November und April war der Sankt-Lorenz-Strom zugefroren.

Die ‚RMS Empress of Ireland‘ und ihr Schwesterschiff, die ‚RMS Empress of Britain‘, waren die ersten Passagierschiffe, die speziell für die Canadian Pacific Linie gebaut wurden, als internationaler Passagierdienst für den wachsenden Strom von Auswanderern aus Europa nach Kanada. Während die meisten Schiffe dieser Gesellschaft hauptsächlich auf der beliebten Route Southampton-New York verkehrten, waren die Schwesternschiffe ausschließlich für den Transport von Passagieren von Liverpool nach Quebec vorgesehen, von wo aus sie mit Landzügen der Canadian Pacific Railway in verschiedene Teile des Landes transportiert wurden.

Der Untergang der ‚RMS Empress of Ireland‘ war die drittgrößte Schiffskatastrophe kurz vor dem 1. Weltkrieg, nach dem Untergang der ‚Titanic‘ 1912 und der ‚General Slocum‘ 1904. Für Kanada war es die bislang größte maritime Katastrophe.

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