Berlin, Deutschland
Im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine und der daraus resultierenden Energiekrise sind die Gasspeicher in Deutschland und Europa in den Fokus gerückt. Die Gaseinspeicherung läuft derzeit auf Hochtouren. Die Bundesregierung hofft so, eine Gasmangellage im Winter angesichts der ausbleibenden Lieferungen aus Russland zu verhindern.
WIE GROSS SIND DIE KAPAZITÄTEN?
Deutschland verfügt über die größten Gasspeicherkapazitäten in der EU. Mehrere Dutzend Anlagen haben ein gesamtes Speichervolumen von über 24 Milliarden Kubikmetern. Laut Bundeswirtschaftsministerium können diese bei vollständiger Auslastung „Deutschland zwei bis drei durchschnittlich kalte Wintermonate mit Gas versorgen“.
WER IST FÜR DIE GASEINSPEICHERUNG ZUSTÄNDIG?
Der Gasmarkt in Deutschland ist weitgehend liberalisiert. Die Gasspeicher gehören in der Regel privaten Unternehmen, die sie befüllen, wenn es sich wirtschaftlich lohnt. In der Konsequenz ergibt sich die Befüllung maßgeblich aus der Differenz des Einkaufspreises im Sommer und des Verkaufspreises im Winter: Je größer die Differenz, desto mehr lohnt sich die Einspeicherung für die Unternehmen.
WAS KANN DER STAAT TUN?
Die Behörden hatten lange kaum Möglichkeiten, die Füllstände zu beeinflussen. Die Bundesregierung hat im Zuge der Krise nun gesetzgeberisch eingegriffen. Das im März verabschiedete Gasspeichergesetz macht den Unternehmen Vorgaben, damit die Gasspeicher zum 1. Oktober mindestens zu 80 Prozent gefüllt sind. Am 1. November sollen sie zu 90 Prozent gefüllt sein und am 1. Februar noch zu 40 Prozent.
Zudem unterstützt der Staat die Gasimporteure. Der Düsseldorfer Konzern Uniper verfügt auf mehrere Speicher landesweit verteilt über die größten Speicherkapazitäten und erhält umfassende Staatshilfen. Das Unternehmen VNG ist der drittwichtigste Gaseinpeicherer in Deutschland und benötigt nun ebenfalls staatliche Unterstützung. Alle Importeure, die bislang Gas aus Russland bezogen, profitieren ab Oktober außerdem von der Gasumlage.
Ein weiterer wichtiger Schritt war die Übernahme der Kontrolle des größten Gasspeichers in Deutschland, der für rund ein Sechstel der deutschen Speicherkapazität steht. Die Anlage in Rehden in Niedersachsen gehört der Gazprom-Germania-Gruppe und war im Frühjahr kaum befüllt worden. Seit Anfang April steht das ehemalige Tochterunternehmen des russischen Gasriesen unter Treuhandverwaltung durch die Bundesnetzagentur.
Ähnlich ist die Situation des Gasspeichers in Haidach bei Salzburg. Die Anlage steht zwar in Österreich, wird jedoch größtenteils von Deutschland genutzt und war von Gazprom kaum befüllt worden. Die Regierung in Wien entzog den Speicher dann der Kontrolle durch den russischen Konzern.
WIE IST AKTUELL DIE LAGE?
Das Ziel für Oktober wurde bereits erreicht: Am Mittwoch lag der Füllstand der deutschen Gasspeicher bei knapp 87 Prozent. Die Anlage in Rehden ist nun zu rund 72,5 Prozent gefüllt, die in Haidach zu knapp 61 Prozent. Die Uniper-Gasspeicher sind im Schnitt zu 87 Prozent voll, die von VNG zu knapp 94,5.
Allerdings kommt derzeit aus Russland so gut wie kein Gas mehr. Zudem steigt der Verbrauch bei sinkenden Temperaturen und die Einspeichergeschwindigkeit nimmt bei höheren Füllständen aus technischen Gründen ab.
pe/hcy
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