Titelbild: WAKIL KOHSAR AFP
Taliban-Kämpfer fahren in einem Konvoi in der Nähe der US-Botschaft in Kabul am 15. August 2022. Taliban-Kämpfer skandierten am 15. August in der Nähe der US-Botschaft in Kabul Siegesparolen, als sie den ersten Jahrestag ihrer Rückkehr an die Macht in Afghanistan nach einem turbulenten Jahr feierten, in dem die Rechte der Frauen beschnitten wurden und sich die humanitäre Krise verschärfte. (Foto: Wakil KOHSAR / AFP)
Kabul, Afghanistan
Von Jay DESHMUKH
Kämpfer der afghanischen Taliban haben am Montag in der Nähe der geschlossenen US-Botschaft in Kabul die Rückkehr ihrer radikalislamischen Miliz an die Macht vor einem Jahr gefeiert. Viele brachten zu ihrer Kundgebung auf dem angrenzenden Massud-Platz die weißen Banner der Taliban-Regierung mit und skandierten immer wieder Siegesparolen.
Offizielle Feiern zum Jahrestag waren nicht geplant, doch das Staatsfernsehen wollte ihn mit einem Sonderprogramm begehen. An allen Laternenpfählen entlang der Straße zum Flughafen wehten zudem die Fahnen der Taliban. Regierungssprecher Bilal Karimi sprach auf Twitter von einem „Tag des Siegs und des Glücks für die afghanischen Muslime und das Volk“.
Nach dem Beginn des Truppenabzugs der USA und ihrer Verbündeten im vergangenen Jahr hatten die Islamisten rasch zahlreiche Gebiete Afghanistans erobert. Am 15. August 2021 stürmten sie den Präsidentenpalast in der Hauptstadt und übernahmen damit die Kontrolle über das ganze Land. Bis heute wird ihre Regierung allerdings von keinem Land anerkannt.
Nach ihrer Machtübernahme versprachen die Taliban ein gemäßigteres Vorgehen als während ihrer Herrschaft zwischen 1996 und 2001. In den vergangenen zwölf Monaten wurden jedoch insbesondere die Rechte von Frauen und Mädchen massiv eingeschränkt. Menschenrechtsorganisationen berichten von zahlreichen Menschenrechtsverletzungen. Das Land leidet zudem unter einer schweren humanitären und wirtschaftlichen Krise.
Für die auf dem Massud-Platz demonstrierenden Kämpfer überwog am Montag die Freude über ihren Sieg die Sorge um die wirtschaftliche Zukunft ihres Lands. „Wir haben die Pflicht des Dschihad erfüllt und unser Land befreit“, sagte Njamatullah Hekmat, der kurz nach der Flucht des damaligen Präsidenten Aschraf Ghani in Kabul eingerückt war. Heute ist er Mitglied der Spezialeinheiten, die den Präsidentenpalast bewachen.
„Wir mögen arm sein, wir mögen mit Entbehrungen konfrontiert sein, aber die weiße Fahne des Islam wird nun für immer in Afghanistan wehen“, sagte ein anderer Kämpfer, der einen öffentlichen Park in Kabul bewachte.
ans/ck
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